Verfuehrung in bester Gesellschaft

der Ecke.
    „Ist einer von denen Bates?“
    Sie nickte kurz. „Der Kleine mit dem Kahlkopf. Das ist Benny. Er erledigt Geschäfte hier. Ich werde ihm sagen, dass Sie nach ihm suchen, wenn Sie möchten.“
    „Genau genommen suche ich nach einem Jungen namens Danny Tuttle. Ich habe gehört, Danny arbeitet für ihn.“
    Jetzt wurde das Mädchen misstrauisch. „Was wollen Sie von Danny?“
    Rule zog einen kleinen Beutel mit Münzen hervor und stellte ihn vor ihr auf den Tresen. „Nur ein paar Minuten seiner Zeit.“ Er schob den Beutel in ihre Richtung. „Ich werde dich mit Vergnügen bezahlen, wenn du mir hilfst.“
    Das Mädchen zupfte an seinem tiefen Ausschnitt. „Sie sehen nicht aus wie einer von der Polizei.“
    „Das bin ich auch nicht.“
    „Sie werden Danny auch bezahlen?“
    „Ja.“
    Das Mädchen wandte sich ab und ging hinter die Bar. Dann öffnete sie eine Tür, die zu einem Raum dahinter führte, und verschwand. Ein paar Minuten später kehrte sie zurück.
    „Einer der Jungen geht ihn holen. Bates mag es nicht, wenn sich jemand in seine Geschäfte einmischt, daher wird Danny Sie draußen treffen.“ Sie nahm den Beutel mit den Münzen.
    „Wenn er nicht kommt, hole ich mir mein Geld zurück.“
    „Danny hält sein Wort. Er wird da sein.“ Das Mädchen wandte sich wieder seinen Pflichten zu, während Rule das Bier bezahlte und hinausging.
    Der Junge wartete draußen. Er war groß für sein Alter und viel zu mager. Er hatte braunes Haar und trug abgewetzte Kleidung, aus der er herausgewachsen war. Als er Rule sah, rannte er weg.
    „Verdammt!“ Rule lief ihm hinterher und erwischte ihn, ehe er um die Ecke biegen konnte. Er drehte ihn herum und drängte ihn gegen die Mauer. „Ich werde dir nichts tun. Ich möchte nur, dass du mir ein paar Fragen beantwortest.“
    Danny wehrte sich, aber er war so zart gebaut, dass Rule ihn mühelos festhalten konnte. „Ich möchte nur ein paar Antworten, Danny. Ich werde dich gut dafür bezahlen.“
    Der Junge stand immer noch wie erstarrt da, aber allmählich schien sein Interesse zu erwachen.
    „Du weißt, wer ich bin, oder? Deswegen bist du davongelaufen. Du hast eine Nachricht zu meinem Haus gebracht und bist mir zum Albert Hotel gefolgt. Ich wollte nur wissen, wer dich dafür bezahlt hat.“
    Dannys Haltung wirkte gespannt. „Ich weiß nichts davon.“
    „Wenn du nicht in den Mord verwickelt bist, hast du nichts zu befürchten. Ich brauche nur einige Antworten.“
    Danny machte große Augen. „Mord? Was für ein Mord? Sie glauben, ich hätte einen Mord begangen?“
    Rule schüttelte den Kopf. An der erstaunten Miene des Jungen erkannte er, dass Danny nichts über den Mord wusste.
    „Die Polizei glaubt, ich hätte den Mord begangen. Ich werde beweisen, dass ich es nicht war. Deshalb musst du mir sagen, wer dir diesen Brief gegeben hat.“
    Danny knabberte nervös an seiner Unterlippe. „Ich … äh – ich kenne seinen Namen nicht. Ich hatte drüben beim Hotel zu tun. Irgend so ein Kerl sagte, er würde mich bezahlen, wenn ich eine Nachricht überbringe, also habe ich es gemacht.“
    „Du hast also die Nachricht überbracht und dann vor meinem Haus gewartet. Als du gesehen hast, wie ich wegging, bist du zu dem Mann zurückgelaufen und hast ihm gesagt, dass ich auf dem Rückweg bin. Stimmt das?“
    Danny nickte. „Er sagte, er müsste wissen, ob Sie kommen. Nachdem ich ihm das ausgerichtet hatte, gab er mir mein Geld und ich bin abgehauen.“ Der Junge warf einen nervösen Blick über die Schulter. „Sagen Sie Bates nichts davon. Wenn er hört, dass ich mit Ihnen gesprochen habe, verprügelt er mich.“
    Rule ließ den Jungen los. „Ich werde Bates nichts sagen.“
    Danny schaute zur Tür, blieb aber stehen. „Sie haben gesagt, Sie würden mich bezahlen.“
    Rule holte einen goldenen Sovereign hervor, der im Sonnenlicht funkelte. Der Junge starrte die Münze fassungslos an.
    „Sag mir, wie der Mann aussah.“
    Danny warf einen Blick auf seine abgetragenen Schuhe, dann wieder auf die Münze. „Ganz normal. Er war nicht so groß wie Sie, hatte braunes Haar, in der Mitte gescheitelt.“
    „Ein Gentleman?“
    „Nein, nur so ein durchschnittlicher Kerl.“
    „Irgendwelche Narben, irgendetwas, das uns helfen könnte, ihn zu identifizieren?“
    Danny leckte sich über die Lippen.
    „Sie werden mich hängen, Danny.“
    Der Junge holte tief Luft. „Na gut. Ich habe eine Narbe gesehen, ein dünner Strich, der von seinem Ohr über den Hals bis in