Verfuehrung in Florenz
Keim. Eve überließ sich seinen geschickten Händen und fühlte sich wie im Traum. Im Spiegel sah sie das Verlangen in ihren eigenen Augen schimmern. Nervös fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die geöffneten Lippen.
Plötzlich taumelte sie, als Raphael sie unvermittelt losließ.
„Kannst du dich allein anziehen, oder soll ich Fiora raufschicken?“, fragte er kühl und ironisch.
Seine gleichgültige Haltung traf Eve wie ein Schock.
Sie zog das Handtuch fester um ihren Körper, verließ den Raum erhobenen Hauptes und so würdevoll wie möglich und widerstand der Versuchung, die Tür hinter sich zuzuschlagen.
Als Raphael die Kerzen im Badezimmer löschte, musste er lächeln. Was für eine Ironie! Am liebsten hätte er sein Verlangen genauso ausgelöscht, aber das erwies sich als unmöglich.
Es war ein Fehler gewesen, Eve herzubringen. Er hätte ihr noch eine Nacht im Hotel bezahlen und sie für morgen zum Rückflug überreden sollen. Es war sicher nicht einfach, sie zu etwas zu drängen, aber vielleicht hätte er in ihrer Freundin, mit der er am Vormittag am Telefon gesprochen hatte, eine Verbündete gefunden.
Als hätten seine Gedanken es heraufbeschworen, hörte er auf einmal das schwache Klingeln eines Handys. In dem fast schon dunklen Raum war das grünlich leuchtende Display auf der Marmorplatte des Waschtisches leicht zu erkennen.
Raphael griff nach dem Telefon und war gespannt, ob es die Frau von heute Vormittag war. Und fluchte lautlos, als er die angezeigte Nummer des Anrufers sah.
Luca.
Hastig steckte er das Handy ein und entschied, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als Eve hier zu behalten. Luca war hinter ihr her, was immer sie auch wusste, und er würde alles unternehmen, um sie zum Schweigen zu bringen. Vor zwei Jahren hatte Raphael sich durch seinen Stolz davon abhalten lassen, Catalina zu beschützen. Einen solchen Fehler würde er kein zweites Mal begehen.
Außerdem durfte er Eve nicht vertrauen. Es ärgerte ihn, dass es ihr fast gelungen war, ihn eine winzige Kleinigkeit vergessen zu lassen: und zwar ihren Beruf und den Grund ihres Aufenthalts in Florenz. Sie war Journalistin.
Bis Luca nicht hinter Schloss und Riegel war, wollte Raphael diese Eve Middlemiss nicht mehr von seiner Seite lassen, egal wie furchtbar das für sie beide sein mochte.
Er erhaschte einen Blick auf sein Spiegelbild, als er sich vorbeugte, um die letzte Kerze auszublasen. Die ausdruckslose und ironische Maske, die er für gewöhnlich trug, war verschwunden, und er erschrak über die unverhüllten Gefühle, die in seinen Augen zu lesen waren.
Hastig löschte er die Kerze, damit der Anblick verschwand. Die unerwünschte Erkenntnis wurde er jedoch nicht los.
6. KAPITEL
Die stille Eingangshalle war nur spärlich beleuchtet, als Eve zwanzig Minuten später langsam die Treppe hinunterstieg. Unter dem dünnen Seidenstoff ihres Kleides raste ihr Herz. Sie war zwar wild entschlossen, Raphael zu verführen, aber weil sie so etwas noch nie getan hatte, jagte ihr schon die Vorstellung Angst ein.
Beschämt musste sie sich allerdings eingestehen, dass der Gedanke sie auch erregte.
Während sie auf den erleuchteten Salon zuging, presste sie die Lippen nervös aufeinander und strich das Kleid über den Hüften glatt. Es war das gleiche, das sie auch zur Party nach der Modenschau getragen hatte, denn es war das einzige sexy wirkende Teil ihrer Garderobe.
Trotz des lauen Abends hatte sie einen breiten indischen Kaschmirschal in sanftem Olivgrün umgelegt, weil er die Farbe ihrer Augen betonte. Vor allem aber verbarg er, dass ihre Brustspitzen sich unter dem Seidenstoff abzeichneten. Sie verrieten, was sich seit dem Zusammentreffen mit Raphael in ihr abspielte. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie die Situation im Griff hatte, doch ihr Körper war anderer Meinung.
Wenn sie schon Raphael verführen wollte, dann mit einer gewissen Würde. Sie würde sich ihm nicht auf einem silbernen Tablett anbieten.
Der Salon wurde von mehreren Lampen in sanftes Licht getaucht, und durch die offenen Türen wehte der Duft von Gardenien und Rosen herein.
Innerlich bebend durchquerte Eve den Raum. Ihre bestickten Sandalen verursachten keinen Laut auf dem glänzenden Parkettboden.
An der offenen Terrassentür blieb sie stehen und sah, dass draußen ein Tisch gedeckt war: Rosa und lachsfarbene Rosen schwammen in einer Kristallvase auf dem schneeweißen Damasttuch. Im Schein eines reich verzierten silbernen Kerzenleuchters funkelten
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