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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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Silberbesteck und Gläser.
    Raphael schien konzentriert Zeitung zu lesen. Dabei fiel ihm, wie so oft, eine Strähne in die Stirn. Ungeduldig strich er sie zurück, und die Geste wirkte auf Eve zugleich kraftvoll und erotisch.
    Plötzlich blickte er hoch. Ohne sich seine Überraschung anmerken zu lassen, stand er langsam auf und rückte ihr den Stuhl zurecht. Dabei wandte er seinen Blick keinen Moment von ihr ab.
    „Wie ich sehe, hast du dich doch noch für Kleidung entschieden.“
    Eve war froh, als sie endlich saß, weil sie fürchtete, ihre Beine könnten ihr den Dienst versagen. An diesem lauen Abend wirkte die von Kerzen erleuchtete Terrasse sehr intim. Die Luft zwischen ihnen schien vor Spannung zu knistern wie bei einem Sommergewitter in den Bergen, die sich am Horizont abzeichneten.
    „Ich hatte das Gefühl, dass es angemessen ist.“
    Raphael griff nach einer Flasche Prosecco, die im Kühler bereitstand, und füllte zwei schlanke Kelche. „Wie du vermutlich siehst, ist Fiora daran gewöhnt, sich große Mühe zu geben.“ Mit einem ironischen Lächeln fügte er hinzu: „Diesmal scheint sie die Situation allerdings falsch gedeutet zu haben.“
    Eve griff nach dem Glas, das er ihr reichte, und musste sich beherrschen, als ihre Finger sich streiften. „Es sieht sehr schön aus.“
    Er sah sich um, als hätte er es noch gar nicht bemerkt. „Stimmt. Schön, aber irgendwie auch bedrückend. Willkommen in der Welt von Lazaro “, bemerkte er mit einem bitteren Lachen. „Hier zählt nur der äußere Schein.“
    „Bist du in diesem Haus aufgewachsen?“
    „Ja.“
    Ihre Blicke trafen sich über den Rand von Eves Glas, während sie einen Schluck trank und sich Raphael als kleinen Jungen in diesen prunkvollen Räumen vorstellte. Vielleicht erklärte das, dass er sich keine Emotionen anmerken ließ und stets auf Abstand achtete.
    „Wie war es?“, erkundigte sie sich. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Kinder in einem solchen Haus sonderlich wohlfühlen. Du und Luca, seid ihr hier herumgetollt? Die Geländer runtergerutscht? Hat man euch verboten, mit Spielzeugautos auf den antiken Möbeln zu fahren?“
    „Nicht ganz.“ Im Licht der Kerzen wirkte er auf einmal wieder müde, doch seine Stimme klang hart. „Luca und ich sind zwar Geschwister, genauer gesagt: Halbbrüder. Aber wir kennen einander kaum.“
    „Und könnt einander kaum ertragen?“
    „Schau an, wie hast du das bloß gemerkt?“
    Eve strich langsam über den Stiel des Sektkelchs und versuchte, sich auf Raphaels Worte zu konzentrieren. Bloß nicht an das verlangende Ziehen in ihrem Innersten denken! „Lass mich nachdenken … Könnte es an der wenig liebevollen Art liegen, wie du Luca bei der Party nach der Modenschau begrüßt hast? Oder an dem heutigen Zusammentreffen? Beide Male hatte ich so eine Ahnung, dass du ihm lieber die Nase brechen als die Hand schütteln würdest.“
    Raphael lächelte flüchtig. „War das dermaßen offensichtlich?“
    „Oh ja.“ Sie schenkte ihm einen Augenaufschlag und lächelte. „Sogar für jemanden, der so blind und albern und unerfahren ist wie ich, wenn ich mich richtig an deine Worte erinnere. Bisher bin ich allerdings noch nicht dahintergekommen, wieso das so ist.“
    Angesichts der Tatsache, dass sie nicht die geringste Erfahrung im Flirten besaß, fiel es ihr geradezu erschreckend leicht. Aber Raphael schöne Augen zu machen kam ihr so selbstverständlich vor wie zu atmen. Vielleicht hatte es damit zu tun, wie er seine Worte mit Gesten unterstrich, mit der sonnengebräunten Haut im offenen Kragen seines blauen Hemdes, mit seinem Mund.
    Sie sollte daran denken, dass dies alles nur ein Schachzug in einem Spiel war. Sie schlüpfte in eine Rolle, mehr nicht, und diese Rolle diente einem ganz bestimmten Zweck. Der Gedanke daran bereitete ihr ähnliches Unbehagen wie das Ziehen in ihrem Innersten.
    „Wieso was so ist?“, fragte er.
    Mit einer Fingerspitze wischte Eve einen Wassertropfen von dem beschlagenen Sektglas. Sie vermied es, Raphael anzusehen, wusste jedoch, dass er jede ihrer Bewegungen beobachtete.
    „Warum du Luca so sehr hasst, dass du ihm vorgeschwindelt hast, wir wären zusammen. Ging es dir nur darum, dass er nicht bekommt, was du nicht schon vor ihm bekommen hast? Wobei es keine Rolle spielt, ob du es überhaupt haben willst?“
    „Wer sagt, dass ich es nicht haben will?“, fragte er leise.
    Eve blieb es erspart, auf diese Frage antworten zu müssen, denn in diesem Moment erschien

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