Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
Vom Netzwerk:
spielte verlegen mit einem Knopf an einer der vielen Hosentaschen. „Ich habe immer Angst, dass es nicht klappt.“
    „Verstehe. Du glaubst, jemand könnte die Gesetze der Physik verändert haben, ohne dich vorher zu informieren? Und durch diese neuen Gesetze könnte es für Flugzeuge unmöglich werden, sich in der Luft zu halten?“
    Seine Stimme klang zwar völlig ernst, doch Eve entdeckte das bereits vertraute spöttische Lächeln in seinem Gesicht und wurde rot.
    Hätte sie sich nicht abgewandt, dann hätte sie gesehen, dass seine Miene sanfter wurde, als er fragte: „Warum hast du es mir nicht gesagt?“
    „Sollte ich vielleicht das Bild der supercoolen internationalen Modejournalistin der Spitzenklasse zerstören, das du von mir hast?“, entgegnete sie. „Es wäre nicht richtig gewesen, dich dermaßen zu enttäuschen.“
    Raphael lächelte.
    „Außerdem“, fuhr sie fort, „ist es albern und peinlich.“
    „Unsinn. Es ist weder albern noch peinlich – und in deinem Fall noch nicht einmal sonderlich überraschend.“
    „Klar“, bemerkte sie eingeschnappt, „es war natürlich zu erwarten, dass ich in Flugzeugen zu weinen anfange.“
    „Du hast nicht geweint.“
    „Diesmal nicht.“
    „Na ja, das habe ich jedenfalls nicht gemeint. Ich wollte sagen, dass es dem menschlichen Instinkt entspricht, sich auf festem Boden sicherer zu fühlen als hoch in der Luft. Und wenn sich jemand von seinen Instinkten beherrschen lässt, bist du das.“
    Nur allmählich begriff sie die ganze Bedeutung seiner Worte. Wenn noch vor einer Woche jemand so etwas zu ihr gesagt hätte, dann hätte sie energisch widersprochen und behauptet, sie ließe sich nur von Logik, Intellekt und gesundem Menschenverstand leiten. Doch in den letzten zwei Tagen hatte sie Dinge über sich selbst herausgefunden, die ihre ganze Welt auf den Kopf stellten.
    Zu diesen Dingen gehörte die Macht, die ihre Gefühle über sie hatten.
    Sie sah Raphael nervös an. „Ich begreife einfach nicht, wie eine Maschine überhaupt fliegen kann.“
    Seufzend strich er sich das Haar aus der Stirn. „Es geht um das Spiel der Kräfte. Du musst dir das so vorstellen: Also, die Düsen der Maschine erzeugen einen Schub.“
    Er stand auf und trat an die Hinterwand des Raums, weil er Abstand zu Eve gewinnen musste, bevor ihn der letzte Rest Vernunft und Verantwortungsbewusstsein verließ. Hör auf, dir etwas vorzumachen. Er hielt seine Vorträge über Physik nicht deshalb, um Eve die Angst zu nehmen, sondern um sich selbst von unerwünschten Gedanken abzulenken.
    „Dieser Schub ist größer als der Luftwiderstand vor der Maschine. Durch den unterschiedlichen Luftdruck auf der Oberseite beziehungsweise der Unterseite der Flügel entsteht genug Auftrieb, um die Maschine in der Luft zu halten. Letztlich läuft alles auf ein Spannungsverhältnis zwischen entgegengesetzten Kräften hinaus.“
    „Ach ja“, erwiderte sie und lächelte anzüglich. „Wieso hast du das nicht gleich gesagt? Ein Spannungsverhältnis zwischen entgegengesetzten Kräften verstehe ich vollkommen. Vielen Dank, Herr Professor, Sie haben die Aufgabe großartig gelöst.“
    Die Bergketten des Apennins unter ihnen wirkten still und friedlich. Raphael wünschte sich, das Gleiche von seinen Gefühlen behaupten zu können.
    Nein, verbesserte er sich in Gedanken. Es ging bei ihm nicht um Gefühle, sondern um Hormone. Oder was es auch immer war, das einen Mann dazu brachte, eine Frau an sich reißen zu wollen, um sich völlig in ihrem Duft, ihren Küssen und den Freuden ihres Körpers zu verlieren.
    Eves Parfum hatte ihn schon eingehüllt, als er letzte Nacht schlief, und auch jetzt übte es eine beinahe unwiderstehliche Anziehungskraft auf seine Sinne aus. Und es beeinträchtigte seine Fähigkeit, klar zu denken.
    Dabei musste er über eine Menge nachdenken. Seit dem Gespräch mit Marco suchte er verzweifelt nach einer Möglichkeit, die Ermittlungen zu Lucas Drogengeschäfte voranzubringen, und allmählich nahm in ihm eine Idee Gestalt an.
    Ganz bewusst wandte er sich von Eve ab und zwang sich dazu, seine Gedanken zu sammeln.
    Catalina lebte noch immer in Venedig. Nach der Trennung von Luca war sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. Hier wohnten ihre Eltern, mit deren Hilfe sie die Drogensucht überwinden und mit ihrem früheren Leben brechen wollte. Raphael hatte die Telefonnummer von Catalinas Eltern. In den vergangenen zwei Jahren hatte er sich gelegentlich mit ihnen in Verbindung gesetzt, um sich

Weitere Kostenlose Bücher