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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Kaufmanns je einen Duke kennengelernt haben?«
    Er wusste alles, hatte ihre sämtlichen Lügen aufgedeckt. Emmas Mund wurde trocken. Er dehnte dieses Gespräch mit Absicht in die Länge, quälte sie wie eine Katze, die mit einer Maus spielte. »Was willst du?«
    »Emma, ich …« Er brach seufzend ab und blickte zu dem Stuhl hinter sich. Als er sich darauf sinken ließ, bemerkte Emma, wie verstört er war. Wahrscheinlich hatte er noch nie zuvor vor einer Dame Platz genommen. Und es war nicht gespielt. Er sah zu ihr auf und war sich offenbar nicht bewusst, wie viel er von sich preisgab.
    »Ich habe deine Lügen in London geglaubt«, flüsterte er.
    »Ja.«
    »Und ich habe dich wie eine Witwe behandelt.«
    »Ja.«
    »Ich tat Dinge, dich ich nicht hätte tun dürfen, sagte Dinge zu dir …«
    Wie seltsam Männer waren. Von allem war dies das Schlimmste für ihn? Wenn irgendein anderer Mann sie entjungfert hätte, verdiente sie jedwede Form von Lust. Ihre Jungfräulichkeit indes machte sie zu einem anderen Wesen, einem höherwertigen als dem, das sie wirklich war?
    »Spare dir deine Schuldgefühle, Hart. Ich war Jungfrau, aber nicht unschuldig, wie dir kaum entgangen sein dürfte.«
    »Du konnte nichts wissen …«
    »Selbstverständlich wusste ich Bescheid!« Sie versuchte, sich ihre Verachtung nicht anmerken zu lassen, was jedoch schwieriger wurde. Seine Augen, diese wunderschönen blauen Augen, blickten gewöhnlich abgeklärt. Jetzt aber konnte sie alles in ihnen sehen: Sorge, Schmerz und Wissen sowie ein beginnendes Entsetzen. Und dann war da eine Sanftheit, die sie anzog und alles besser machte.
    Emma wich einen Schritt zurück.
    »Im Haus deines Vaters …«, begann er.
    »Nicht!«
    Er klappte den Mund zu, doch der Ausdruck in seinen Augen blieb gleich, versuchte, ihr mitzuteilen, was sie ihm nicht auszusprechen erlaubte.
    Er hatte ihren Körper schon früher begehrt, aber jetzt war sie anders . Nun war sie nicht mehr wie seine anderen Frauen, sondern auf einmal rein, verwundbar und schwach. Sie war die Jungfrau in Bedrängnis, ein kleines Mädchen in einem dunklen Korridor voller Ungeheuer.
    In seinen Augen war sie alles, was sie sich als Kind gewünscht und vor Jahren aufgegeben hatte. Emma war es leid geworden, auf Rettung zu warten. Sie hatte sich selbst gerettet, und das würde sie nie vergessen.
    »Emma …«
    »Ich mag Jungfrau gewesen sein, Hart, aber ich war kein bisschen unschuldig, also spar dir diesen reumütigen Blick. Solltest du gekommen sein, um mir dein Bedauern auszudrücken, na schön. Du bist mir gegenüber zu nichts verpflichtet und kannst gehen.«
    »Das ist wohl kaum der Grund, aus dem ich hier bin, und du kannst mir keine Absolution erteilen. Also …«
    »Warum bist du hier? Warum? Sag es mir einfach. Sag, was du sagen willst, damit wir beide …«
    Seine sanfte Stimme unterbrach ihre trotzige Ansprache. »Ich muss es wissen.«
    Sie erstarrte. »Was wissen?«
    »Ich muss wissen, warum du es getan hast. Warum bist du nach London gekommen und hast dich als Lady Denmore ausgegeben? Warum bist du durch die Spielsalons gezogen und hast die Skandalöse gemimt? Warum … warum bist du in jener Nacht zu mir nach Hause gekommen, Emma? Und warum bist du verschwunden? «
    Seine Augen gaben sie nicht frei. Sie flehten sie um Antworten und Mitgefühl an. Das eine konnte sie ihm geben, das andere nicht.
    »Ich war des Geldes wegen in London, Hart, sonst nichts. Ich hatte eine kleine Summe von meinem Großonkel geerbt und brauchte mehr. Spielen schien der beste Weg, es zu bekommen.«
    »Der beste Weg? Eine Hochstaplerin zu werden? Zu lügen und zu betrügen? Eine Verhaftung zu riskieren?«
    »Hätte ich deiner Meinung nach lieber eine Kurtisane werden sollen?«
    »Als wäre das deine einzige Option! Du warst eine junge Adlige in Not. Und die Osbournes vergötterten dich. Hättest du es erklärt und um Hilfe gebeten, sie hätten dich mich Freuden unterstützt und dir ein Heim geboten.«
    »Ach, was für eine glorreiche Idee von einem vermögenden Mann. Als Bittstellerin zu leben, um Almosen zu betteln. Ja, sie mochten mich recht gern, und ich vermute, sie hätten mich als ihr Schoßhündchen aufgenommen. Aber was dann? Eine kurze Zeit des Gehorsams, bis sie einen Gentleman finden, der verzweifelt genug ist, mich zu heiraten? Und wie undankbar wäre ich, ihn abzuweisen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es gibt Hunderte adlige Damen mit beschränkten Mitteln. Keine von ihnen wählt das Glücksspiel als

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