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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Cheshire seid. Seid ihr?«
    Emma wurde blass und empfand den Luftzug, der die Treppe hinunterwehte, als unerträglich kalt.
    Die Augen des Jungen leuchteten ein bisschen heller. »Das hat er gesagt. ›Finde raus, ob sie aus Cheshire sind.‹«
    O Gott, Matthew. Sie hatte befürchtet, dass er ihr folgen könnte. Matthew würde alles ruinieren, wenn sie ihn nicht daran hinderte. Emma zwang sich, ruhig zu bleiben. »Und was hast du diesem Mann gesagt?«
    »Na, ich hab seinen Halfpence genommen und gesagt, ich frag mal rum.«
    »Bist du deshalb hier?«
    »Kann sein …« Plötzlich lächelte er und zeigte dabei gerade weiße Zähne. »Der sah nicht reich aus, und da dachte ich, ich versuch’s mal bei euch. Ein Halfpence hilft mir oder meiner Mum nicht lange.«
    Emma nickte. Immerhin war er ehrlich, was seine Absichten betraf. »Wie heißt du?«
    »Stimp.«
    »Stimp?«
    Er zuckte wieder mit den Schultern.
    »Nun gut, Stimp. Du kriegst jetzt einen Penny und noch einen, sobald du wieder mit ihm geredet hast.«
    »Ein Shilling, und dafür beim nächsten Mal nichts.«
    »Ein Shilling?« Sie musterte ihn von oben bis unten. Er hatte Schuhe, die sogar gründlich gebürstet und poliert waren. Folglich konnte er kein Bettler sein, sondern musste eine Arbeit haben. Vielleicht als Schuhputzer. »Also schön. Ein Shilling, aber den kriegst du erst, wenn du wiederkommst.«
    Er grinste. Natürlich hatte er vorgehabt, mit ihrer Münze abzuhauen, wäre sie so dumm gewesen, sie ihm jetzt gleich zu geben. »Abgemacht.«
    »Und jetzt erzähl mir mehr von dem Mann.«
    Emma strich mit einer Hand über ihren dunkelblauen Rock. Falls auf dieser Gesellschaft Damen waren, die sich für derlei interessierten, würden sie ihre Kleidung zweifellos für unmodisch halten und Emma für zu arm, sich bessere leisten zu können. In Wahrheit konnte sie sich überhaupt keine Kleider kaufen, es sei denn aus zweiter Hand, die sie dann änderte und färbte, sodass sie den Anschein erweckte, einen vollen Kleiderschrank zu besitzen. Schließlich durfte sie nicht verzweifelt wirken, denn dann würde ihr Hang zum Glücksspiel wie Arbeit anmuten, nicht wie Exzentrik.
    »Die liebreizende Lady Denmore«, schnarrte ein Mann dicht hinter ihr.
    Emma blickte sich um und entdeckte Lord Marsh, der sie lüstern beäugte. Sie unterdrückte ein angewidertes Seufzen. »Lord Marsh«, sagte sie.
    »Ich hatte gehofft, dass Sie meine kleine Gesellschaft beehren würden.«
    »Es freut mich, hier zu sein. Wie ich höre, wird an Ihren Tischen hervorragend gespielt.«
    »Das möchte ich meinen. Es ist mein stetes Bestreben, angenehm zu unterhalten.«
    »Hm.« Sie gab vor, seine Annäherungsversuche nicht zu bemerken. Ihr war die Art zuwider, wie er die Lippen benetzte, wann immer er sie ansah. Wenn er so weitermachte, leckte er sie sich heute Abend noch spröde.
    »Erlauben Sie mir, Ihnen mein Heim zu zeigen.«
    Da ihr keine höfliche Ausflucht einfallen wollte, war Emma gezwungen, seinen Arm zu nehmen und sich von ihm in den ersten Stock seines Stadthauses führen zu lassen. Mehrere Herren nickten in ihre Richtung, als sie vorbeiging, doch keiner blieb stehen, um ihr seine Begleitung vorzustellen. Diese Gesellschaft war alles andere als respektabel, und sie wäre niemals hier, wüsste jemand um ihren wahren Familienstand. Witwen jedoch durften weit mehr als Jungfrauen, und die Anwesenheit einiger Halbweltdamen konnte sie nun wahrlich nicht schockieren.
    Trotzdem spannten sich ihre Muskeln an, als Lord Marsh sie in das erste Zimmer führte, und gleich an der Tür stehen blieb. »Piquet«, sagte er schlicht. Und mehr war es auch nicht.
    Hier wird bloß gespielt, sonst nichts. Es war vollkommen anders als bei den Gesellschaften ihres Vaters. Dort konnte man auch schon mal miterleben, dass ein Herr eine Dame auf den Tisch legte, und nicht nur Karten.
    »Aber Piquet ist nicht Ihr Spiel, stimmt’s?«, fragte Marsh.
    »Ich spiele es, auch wenn ich andere Spiele vorziehe.«
    »Zu einfach, nehme ich an. Sie haben es gern reizvoller.«
    Emma bedeutete ihm mit einem Blick, dass er zu weit ging, doch er grinste nur schamlos. »Kommen Sie. Sehen wir uns das nächste Zimmer an.« Und so besichtigten sie insgesamt sechs Räume, wobei Marsh zu jedem eine Zweideutigkeit in den Sinn kam, bis es Emma schließlich egal war, ob sie ihn beleidigte oder nicht.
    »Danke für die Führung, Lord Marsh. Sie dürfen jetzt gehen.«
    Leider blieb der Mann gänzlich unbeeindruckt. Er wedelte mit den Fingern

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