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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Hart blickte wütend von der Tür herüber und überlegte, wie der junge Bursche hieß.
    »Das macht noch einmal fünfundzwanzig Pfund, meine Herren.« Sie wies auf den Haufen Geldscheine und Münzen. »Ihre Einsätze, bitte.«
    Die Männer zahlten in den Topf ein, und dann holte einer von ihnen einen schweren Lederball aus einer Ecke, während Lady Denmore fünf Flaschen zu einem Dreieck auf dem Boden aufstellte. Hart spürte Zorn in sich aufbrodeln, als er bemerkte, dass zwei Spieler, die am Kamin saßen, lüstern ihr Hinterteil musterten. Sie flüsterten leise miteinander, prosteten sich zu und tranken.
    Der junge Mann mit dem Ball – Mr Richard Jones, fiel es Hart endlich ein – bat um Glück, und Lady Denmore wünschte es ihm, indem sie einen Kuss auf das braune Leder drückte. Alle Männer im Raum starrten auf ihren Mund.
    »Na, wenn das kein Glück ist«, raunte jemand. Im nächsten Moment rollte der Ball über den Teppich. Drei der leeren Flaschen purzelten um und fielen gegeneinander, wobei zwei zerbrachen. Alle johlten, tranken, und Richard Jones warf mehrere Münzen auf den Haufen.
    »Zeit, um den Topf zu spielen«, rief Lady Denmore mit einer Geste zur Tischmitte. »Wer die meisten Flaschen umwirft, gewinnt, aber wer eine zerbricht, ist raus. Einverstanden?«
    Die Männer waren noch in ihrer Abendgarderobe, mussten folglich die Nacht durchgemacht haben. Zwischen ihren übernächtigten Gestalten nahm sich Emma wie eine Rose inmitten einer kargen Felslandschaft aus. Sie trug ein schlichtes Morgenkleid aus mattrosa Musselin mit einem eher tiefen Ausschnitt. Kleine weiße Blüten waren in ihren geflochtenen Dutt gewoben und verliehen ihr die Frische und die Anmut einer Blume: reif, gepflückt zu werden.
    Die beiden Herren am Kamin – Lord Marsh und ein untersetzter Kerl – gesellten sich zur Endrunde. Alkohol und Müdigkeit machten sie schwerfällig. Vor allem aber traten sie zu dicht an Lady Denmore heran. Nicht dass es sie zu stören schien. Sie lächelte und nippte an ihrem Wein. Marsh beugte sich zu ihr vor und verschlang ihre blasse Haut mit seinen Blicken, während er ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sie errötete und schüttelte lachend den Kopf, doch ihr Blick verharrte auf dem Mann, der den Ball warf. Eine der Flaschen zerbarst, und Emmas Lächeln wurde breiter. Dies war der Moment, in dem Marsh sie an der Hüfte berührte.
    Mit einem lauten Knall krachte die Tür gegen die Wand, und alle drehten sich um. Marsh schwankte und schaute ein bisschen dämlich. Sobald er jedoch Somerhart an der Tür erblickte, wankte er ein gutes Stück weg von Lady Denmore und deren betörenden Hüften.
    »Durchlaucht«, murmelte sie, und die Herren im Raum taten es ihr gleich, »möchten Sie an einem aufregenden Kegelspiel teilnehmen?«
    Er antwortete nicht. In ihren Augen lag nicht mal eine Andeutung von Wohlwollen, und sie war eindeutig nicht überrascht, ihn zu sehen.
    »Fahren Sie fort, meine Herren«, sagte Lady Denmore lachend angesichts seines Schweigens, »wir haben ein Spiel zu beenden.« Die Herren rührten sich nicht. »Dann bin ich dran?«
    Sie holte eine neue Flasche aus den Reihen an der Wand und ersetzte die zerbrochene. Nachdem sie alle wieder zu einem Dreieck aufgestellt hatte, holte sie den Ball und schritt munter zum Tisch. »Möchte mir jemand Glück wünschen?«, fragte sie, doch niemand reagierte. Die Männer blickten alle ängstlich zu Somerhart.
    Soweit Hart es beurteilen konnte, war hier nichts Unanständiges vorgefallen, auch wenn alle offenbar unschicklichen Gedanken gefrönt hatten. Ihre schuldbewussten Blicke sprachen Bände.
    Lady Denmore zuckte mit den Schultern und hob den Ball an ihren Mund, um ihn zu küssen. Ihre Lippen strichen langsam über die Nähte, und nun sahen alle wieder zu ihr. Hart fühlte, wie sich seine Züge verhärteten. Er konnte nicht genau sagen, welchen Gesichtsausdruck er gerade hatte, doch er würde nicht angenehm sein. Emma tänzelte absichtlich am Rand eines Skandals und schuf eine Atmosphäre der Verruchtheit, die das Gerede über sie nur befeuern würde. Zudem zog sie Hart mit sich in die Flammen. Er hätte niemals dieses Zimmer betreten dürfen. Es wäre klüger gewesen, ihr den Rücken zuzukehren und wegzugehen.
    Die Flaschen klirrten. Vier fielen um, ohne zu zerbrechen.
    »Vier!«, rief sie, und Richard Jones gratulierte ihr halbherzig.
    »Wer fordert mich heraus?« Sie lächelte neckisch. »Keiner? Mr Jones?«
    Er schaute sich unter den anderen um, ehe er

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