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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Stand. Deshalb erstaunt es mich, dass Sie plötzlich so feige sind.«
    »Bin ich. Ich habe Angst. Vor Ihnen . Bitte lassen Sie mich in Ruhe.«
    Seine Hand hob sanft ihr Kinn, und Emma funkelte ihn wütend an.
    »Angst«, wiederholte er. »Und ich bin die Königin. Oder nahe dran«, ergänzte er und spielte damit auf eine ihrer Beleidigungen an. »Sie sehen nicht verängstigt aus, Lady Denmore. Nervös, ja, und sogar ein bisschen wütend.« Seine Finger verharrten unter ihrem Kinn und lösten kleine Hitzewellen in ihr aus.
    »Ich bin wütend, weil Sie mich nicht in Frieden lassen.«
    »Seien Sie versichert, dass ich nicht beabsichtige, Sie in einem dunklen Korridor zu überfallen. Ihr Schicksal bestimmen Sie größtenteils selbst. Was also ärgert Sie so sehr?«
    Sie schüttelte den Kopf und nahm noch einen Schluck von seinem Champagner.
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie trinken wie eine Schankwirtin?«
    »Nein, keiner. Ich glaube ›wie ein Matrose‹ ist der bevorzugte Vergleich.«
    »Ha! Was für ein Wildfang«, sagte er kopfschüttelnd. »Rücken Sie ein Stück zur Seite.«
    Sie rutschte etwas nach links, und er setzte sich neben sie. Es war nur knapp ausreichend Platz für sie beide, sodass sein Arm an ihrem war, seine Hüfte an ihrer. Würde sie sich zur Seite neigen, läge ihr Kopf an seiner Schulter, und sähe sie auf, würden sich ihre Lippen zum Kuss begegnen.
    »Wie alt waren Sie, als Sie heirateten?«
    »Neunzehn«, antwortete Emma, ohne nachzudenken.
    »Und waren Sie glücklich mit dem Arrangement?«
    »Hm, ich war nicht unzufrieden. Lord Denmore war ein liebenswerter Mann und meine Familie nicht besonders gut gestellt.«
    »Also waren Sie die junge Dorfschönheit, die dem älteren Gentleman auffiel.«
    »Ja.«
    »Eine Gutsbesitzerstochter vielleicht?«
    »Ich bin nicht in einem Wirtshaus aufgewachsen, falls Sie das meinen.«
    Er stupste sie mit der Schulter an. »Nein, dafür sind Ihre Manieren zu gut. Zumindest anderen gegenüber.«
    Emma schmunzelte und nahm einen kleineren Schluck von dem Champagner.
    »Vermissen Sie ihn?«, fragte Somerhart.
    Die sanft klingende Frage erschreckte sie. Keiner hatte sie bisher gefragt, ob sie ihn vermisste. Jeder ging davon aus, dass sie begeistert war, den Fesseln einer Zweckehe entkommen zu sein, und vermutlich wäre sie es auch gewesen. Nur war Lord Denmore ihr Onkel gewesen, und er hatte sie geliebt. Er hatte sich ihrer angenommen und ihr für eine kurze, leuchtende Episode ihres Lebens ein echtes Zuhause gegeben.
    »Ja, tue ich«, antwortete sie schließlich. Zu ihrem Unglück kippte ihre Stimme. Sie hüstelte und zwang die Tränen zurück. »Er starb bei einem Feuer, nicht nach längerer Krankheit, sodass man darauf gefasst gewesen wäre.«
    »Das tut mir leid.«
    Emma nickte und leerte sein Champagnerglas. Gewiss hatte er ohnedies nicht geglaubt, dass er es zurückbekäme. »Sie sehen also, Somerhart, ich bin eine hoffnungslose Spielerin und eine unhöfliche Trinkerin, aber ich bin außerdem eine unbescholtene Witwe vom Land. Alles zusammen macht mich ungeeignet, einen Skandal mit einem Duke zu inszenieren.«
    »Hm.«
    Natürlich sollte sie aufstehen. Nur zwei Schritte, und sie wäre aus der intimen Dunkelheit des Erkers befreit. Und intim war es fürwahr, trotz der plaudernden Gästen, die gelegentlich vor dem Erker vorbeizogen. Hier fühlte Emma sich sicher und geborgen, was umso absurder war, weil sie hier von der Kraft ebenjener Bestie umfangen war, die sie lebendig zu verschlingen drohte. Irgendwie machte diese Gefahr sie wehrlos und raubte ihr die Energie, der Süße des Moments zu widerstehen.
    Somerhart drehte sich ihr zu, während sie auf seine Berührung wartete.
    »Ich kann Sie kaum sehen, sagte er, »doch Ihre Stimme allein ist schon Verführung, Lady Denmore.« Und dann stand er auf und trat ins Licht. »Wollen wir zum Dinner gehen?«
    »Dinner?«, murmelte sie. »Jetzt?«
    Er lächelte. »Würden Sie lieber woanders hingehen? Jetzt? «
    Ja! »Nein!«, zischte sie und schaffte es, ohne die Andeutung eines Schwankens aufzustehen.
    »Dann zum Dinner.« Er bot ihr seinen Arm an.
    Emma biss die Zähne zusammen. »Hören Sie auf, charmant und zurückhaltend zu sein, Somerhart. Es passt nicht zu Ihnen.«
    »Lügnerin.«
    Emma nahm seinen Arm, hatte indes das unangenehme Gefühl, dass er sie nicht zum Dinner, sondern in ihr Verderben führte.

Kapitel 5
    N ichts. Nicht mal ein Kuss. Die ganze Nervosität, all die Anspannung, und Somerhart

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