Verfuehrung in Gold
hatte nicht einmal zufällig ihr Mieder gestreift. Emma strich sich über ihr Nachthemd, unter dem ihre Brustspitzen hart waren, über die Wölbungen ihrer Brüste und über ihren Bauch, bis ihre Finger auf ihrem Venushügel verharrten.
Dort würde Somerhart sie berühren, falls sie es gestattete. Und sie würde es gestatten. Hätte sie kein Geheimnis zu hüten, würde sie über den Korridor zu seinem Zimmer gehen. Eine Stunde zuvor hatte sie gehört, wie er hineinging, und zehn Minuten später war sein Kammerdiener herausgekommen. Danach hatte sie auf ein Klopfen gewartet – von einem Diener mit einer sorgsam formulierten Nachricht oder, eher noch, von Somerhart selbst, halb entkleidet und mit erwartungsvollem Blick.
Sie erschauerte bei dem Gedanken und presste ihre Hand fester auf ihre erhitzte Scham.
Sie war bereit gewesen. Aber die Minuten tickten dahin, und ohne jemanden, mit dem sie streiten konnte, war ihr Widerstand, da unnötig und vor allem unerwünscht, zerronnen. Womöglich gehörte es zu seinem Plan. Er wollte sie so wütend machen, dass sie in sein Zimmer gestürmt kam und eine Erklärung verlangte.
Seufzend ließ Emma ihre Hand zur Seite gleiten, weg von ihrem Körper. Sie war allein, wie sie es immer sein würde, und das durfte sie nicht vergessen.
Der Wind blies eisige Tropfen durch die Nacht, und das Klirren, als Eistropfen auf Glas trafen, lockte Emma ans Fenster. Aus den unteren Zimmern fiel Licht auf den überfrorenen Rasen und einen Ast, der von funkelnden Eiskristallen eingehüllt war. Außer einem gelegentlichen Erzittern von Zweigen im Wind regte sich nichts. Eine weitere leere Nacht, die Emma in Versuchung führte.
Sie wollte barfuß die Treppe hinunterlaufen und sich durch eine Seitentür nach draußen stehlen. Meilenweit könnte sie laufen, bevor ihr Körper zu Kristallen gefror und von einer Windböe zu abertausenden Flocken zerstäubt würde, die sich, einem Zauber gleich, in alle Himmelsrichtungen verteilen würden. Winzige Teile von ihr würden dahinschweben, der ganze Himmel wäre ihr Heim, überall und nirgends.
Ein Geräusch auf dem Korridor riss Emma jäh aus ihrer Winterfantasie. Ihr Herz schlug schneller, und sie hielt den Atem an, während sie wartete, wartete … und nichts geschah.
Was wäre, wenn sie den Flur überquerte? Wenn sie einfach in sein Bett schlüpfte und ihrer beider Verlangen nachgab? Wenn er ihr Geheimnis entdeckte, könnte sie ihm die Wahrheit sagen. Es wäre eine ungeheure Erleichterung.
Heute Abend war er freundlich gewesen. Seine Arroganz war wie ein Flaschengeist, der einzig dann erschien, wenn sich jemand anders näherte. Jedes Lächeln, jeder Versuch, einen Scherz zu machen, hatten jene Nacht in Erinnerung gerufen, als er ein kleines Mädchen beschützte, und sei es auch nur für einen Moment gewesen.
Würde er sie wieder schützen, sollte er die Wahrheit erfahren?
Emmas Herz pochte wild. Er war so sanft gewesen, hatte sie nach ihrem Leben gefragt, sie von Tisch zu Tisch begleitet und geduldig gewartet, während sie spielte. Dann hatte er sie die Treppe hinaufeskortiert, ihr die Hand geküsst und ihr nachgesehen, als sie zu ihrem Zimmer ging. Sein Blick hatte sich förmlich in ihren Rücken gebrannt.
Er hatte sie nicht wie eine herausfordernde Frau behandelt, sondern war … charmant gewesen.
Und nun saß sie allein in ihrem Zimmer und fragte sich, ob Somerhart sie aus ihrem Leben befreien würde.
Bei diesem Gedanken wurde ihr Herzschlag noch schneller, donnerte in ihrem Brustkorb. Somerhart, der sie rettete. Lange Jahre war es ein Kindheitstraum von ihr gewesen, die Hoffnung ihrer Kleinmädchenseele.
Er schien so galant, so gut , und sie betete, dass er zurückkehren möge. Noch Monate, Jahre später, als ihr Körper zu reifen begann und die Bilder und Geräusche auf den Gesellschaften ihres Vaters anfingen, sie zu erregen anstatt zu verstören, hatte sie immer noch auf die Rettung gewartet, allerdings mit Träumen von einer Heirat und einem Ehebett.
Dann starb ihr Vater, riss ihren kleinen Bruder mit sich ins Grab, und Emma hatte gewusst, dass es keine Hoffnung auf Rettung gab. Oder sie glaubte , es zu wissen, auch wenn ihr Herz sie Lügen strafte. Dumme, unsinnige Hoffnung.
»Nein«, sagte Emma laut. Ihr Herz pochte schneller, fester. »Nein!« Es gab keine Erlösung vor dem, was sie erwartete. Niemand würde sie retten. Und sie konnte es sich nicht leisten, von Märchen zu träumen.
Zwar bezweifelte sie nicht, dass er ihr helfen
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