Verfuehrung in Gold
wieder ein vages Stirnrunzeln folgte. »Geht es dir gut?«
Emma lehnte den Kopf an die Wand und nickte.
Seine harten, kalten Augen musterten sie, und er schien nicht zufrieden. »Störe ich?«
Störte er? »Nein, ich …« Die Musik verklang mit einigen zarten Noten, die Emma an den eigentlichen Zweck ihres Kommens erinnerten. Sie schloss die Tür zum Salon, damit man sie nicht hörte. Als sie sich wieder zu Hart wandte, blitzten seine Augen amüsiert.
»Lauschen Sie, Lady Denmore?«
Schulterzuckend stemmte sie sich von der Wand ab und blickte zu dem vollen Glas in seiner rechten Hand. »Das ist für mich, hoffe ich.«
Endlich schenkte er ihr ein echtes Lächeln. »Sie sind schamlos.«
»Hm, und durstig.«
Er reichte ihr seinen Brandy, und Emma machte kurzen Prozess mit dem Getränk. Hart nahm ihr das leere Glas wieder ab und stellte es auf einen niedrigen Tisch. »Wovor versteckst du dich, Emma?«
»Ich habe heute Abend schlecht gespielt.« Sie schritt an ihm vorbei und strich dabei mit den Fingern über glänzende Blätter.
»Ich meine nicht heute Abend. Jeden Abend.«
Zwar erschreckten seine Worte sie, doch Emma lächelte. »Übertreiben Sie nicht, Somerhart. Ich verstecke mich nicht mehr als Sie«, erwiderte sie mit einem strengen Blick, und er zog eine Braue hoch.
»Na gut. Also wovor versteckst du dich heute Abend? Oder bist du nur hier hereingeschlichen, um die anderen Gäste zu belauschen?«
»Mag sein.«
»Denn wolltest du die Musik genießen, könntest du dich einfach in den entsprechenden Salon zurückziehen.«
»Mag sein.« Sie konnte ihr Lächeln nicht zurückhalten, bemühte sich allerdings, die Pflanzen anzusehen und nicht den unausstehlichen Mann.
»Hast du etwas Interessantes gehört?«
»Hm. Ein wenig passablen Haydn und einige Takte Bach.«
»Und?«
Emma setzte sich seufzend auf eine Steinbank. »Wer hätte gedacht, dass Sie Klatsch so sehr schätzen?«
Er gab nicht nach. »Wer hätte gedacht, dass du es tust, Emma?«
Sie konnte nicht umhin, bei seinem Tonfall aufzusehen. Derlei Vertraulichkeiten standen ihm nun wohl zu.
»Was ist?«, fragte er beharrlich.
Seufzend gestand sie: »Die Leute verhalten sich mir gegenüber seltsam …«
»Schlecht?«, fiel er ihr gleich ins Wort.
Emma schüttelte den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht. Nur … sie scheinen neugierig.«
»Neugierig.«
Emma blickte ihn direkt an. »Auf die Frau, die den großen Duke of Winterhart zum Schmelzen bringt.«
Die Partie um seine Augen spannte sich an. »Verstehe.«
»Sie scheinen mich einzigartig unscheinbar zu finden und sich nicht vorstellen zu können, wie ich der Grund sein kann für solche … Indiskretion.«
Nun verhärtete sich sein Kinn, doch er sagte nichts.
»Es ist unübersehbar, dass Sie es nicht leiden können, wenn über Sie geredet wird. Also warum tun Sie das? Und grundlos, wie ich Sie erinnern darf, denn ich bleibe eisern.«
Obgleich seine Wangenmuskeln zuckten vor Anspannung, hob Somerhart lediglich die Schultern und ließ die Arme zur Seite sinken. »Anscheinend habe ich den heutigen Vormittag viel zu sehr genossen, als dass es mich schert, was die Leute reden.«
»Es darf nie wieder vorkommen.« Ihre Worte waren von einer Entschlossenheit, die sie nicht empfand, und er musste es gespürt haben, denn er lächelte verschlagen. Emma wappnete sich, wohlwissend, dass er seine Verführung weiterzutreiben gedachte, und dagegen musste sie Kräfte aktivieren, von denen sie nicht wusste, woher sie sie nehmen sollte.
Aber er überraschte sie. Statt sich neben sie auf die Bank zu setzen, nahm Somerhart auf der Bank gegenüber Platz. Der Mann wollte offenbar eine Unterhaltung. Mal wieder.
»Hast du noch Familie?«
»Nein. Erzählen Sie mir von Ihrer Schwester?«
Er murrte etwas und streckte seine Beine aus. »Was willst du wissen?«
»Ist sie wirklich skandalös?«
»Oh ja, das ist sie wahrhaftig.«
Emma schmunzelte bei der Zuneigung, die in seinem Tonfall lag. »Und dennoch lieben Sie sie.«
»Natürlich. Sie ist meine Schwester. Warum willst du nicht heiraten?«
Emma hatte sich entspannt, doch jetzt runzelte sie die Stirn. »Sie sollten umsichtiger in Ihrer Themenwahl sein, Sir. Die falsche Dame könnte annehmen, Sie wollten auf eine Verhandlung hinaus.«
»Wie bitte?« Pures Entsetzen schlich sich in seinen Blick, und Emma musste sich das Lachen verkneifen. Sie war heilfroh, dass sie kein unbedarftes junges Mädchen voller Illusionen von einer prächtigen Hochzeit mit einem
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