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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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schlechteren Spielern zu sein. Entschuldigen Sie mich, meine Herren.«
    »Narr«, hörte sie Chestershire wispern, als sie wegging. »Sie hätten zumindest den Mund halten könnten.« Marsh widersprach eifrig, als Emma das Zimmer verließ.
    Die Anspannung in ihren Schultern war über den Tag zu einem stechenden Schmerz im Nacken geworden. Sie musste sich mit ihren Gedanken an Somerhart und der Versuchung arrangieren, die anderen Gäste fingen auch noch an, sie anders zu behandeln. Beim Mittagessen unterbrachen die wenigen anderen Damen ihr Gespräch, als Emma sich ihnen näherte. Ihr gütiges Lächeln besagte zwar, dass sie nicht gänzlich in Ungnade gefallen war, doch ihre Gespräche drehten sich offensichtlich um Somerhart oder sie oder nur sie beide.
    Seit dem Abendessen benahmen sich nun auch die Herren seltsam und beäugten sie verstohlen, wenn sie an ihnen vorbeiging. Emma sorgte sich zunehmend, dass jemand sie im Kartensalon gesehen hatte. Aber nein, das konnte nicht sein, denn in dem Fall würde noch viel heftiger getuschelt werden.
    Ihre Verärgerung grenzte an Wut, weshalb sich Emma für eine Stunde von den Tischen entfernte und zum Wintergarten eilte. Von hier aus gelangte man zum Musiksalon, aus dem zarte Pianoklänge ertönten und verrieten, dass Damen anwesend waren. Richtige Damen. Emma schlich sich zwischen den grünen Blättern von Orangenbäumen und Orchideen hindurch. Die Glastüren mit den Vorhängen waren geschlossen. Emma hob den Riegel und öffnete die Tür nur einen Spalt breit. Neben der Musik waren die Stimmen mehrerer plaudernder Damen zu hören.
    Viele Damen fanden sich nicht bei Moulters Landgesellschaften ein. Es waren zumeist die Ehefrauen einiger älterer Herren, aber auch zwei gut situierte Witwen und eine verwitwete Countess. Die Countess hatte eine Schwäche für Piquet – und für Klatsch, wie es schien. Ihre Stimme übertönte alle übrigen.
    »Ich begreife nicht, was er an ihr findet.«
    Eine mürrische Männerstimme fiel ein: »Genau das frage ich mich auch schon den ganzen Abend.«
    »Tja«, fuhr die Countess fort, »es muss etwas geben, egal, wie durchschnittlich sie in unseren Augen aussehen mag. Er ist seit über zehn Jahren der Duke of Winterhart, und jetzt schmilzt er plötzlich so rasant wie Schnee im Frühlingsregen.«
    Eine andere Frau räusperte sich. »Nicht vollständig. Ich erlaubte mir eine Bemerkung zum ungewöhnlichen Blau seiner Augen, woraufhin er sich einen Fusel vom Abendrock strich und wortlos wegging!«
    Die Countess lachte herzlich, und Emma sah förmlich vor sich, wie die andere Frau vor Wut kochte.
    »Das war recht ungehörig«, fauchte sie.
    »Ach, meine arme Lady Worster! Es tut mir so leid!« Trotz ihrer Entschuldigung lachte die Countess noch eine Weile weiter. »Ich hörte den Duke einst sagen, sollte ihn noch eine einzige Dame im Land auf seine Augenfarbe ansprechen, würde er sich die Augen herausreißen und ihr geben.«
    »Solch eine Ungezogenheit darf nicht toleriert werden!«
    »Und doch wird sie es. Haben Sie gehört, dass er sich eine weitere Eisenbahnlinie gekauft hat? Drei sind es jetzt, wenn ich nicht irre.«
    Der Mann hüstelte. »Es muss jedenfalls etwas an ihr sein. Der Duke wirkt beinahe, wie soll ich sagen, menschlich?«
    Die Dowager-Countess schnaubte. »Ha! Er war früher schon recht menschlich, als ich Countess Shrewsbury war. Oder vielleicht nicht menschlich, sondern mehr ein Satyr!«
    Ein ältere Dame kicherte. »Ja, mit Bocksfüßen und allem. Dieser Brief … du liebe Güte!«
    »Der Brief! Haben Sie ihn gesehen?«
    »Oh ja, das habe ich.«
    Emma horchte genauer hin und biss sich auf die Unterlippe. Der Brief. Nicht zum ersten Mal hörte sie, wie darüber getuschelt wurde, konnte bisher jedoch nur Andeutungen aufschnappen. Jene Nachricht, die Somerhart für eine Geliebte verfasste, war Stoff für Legenden.
    Sie war sicher, dass die Geschichte mächtig übertrieben wurde, auch wenn jeder, den sie ansprach, beteuerte, den Brief gesehen zu haben. Der Mann war schließlich Winterhart, berüchtigt für seine Kälte und Unnahbarkeit. Und obwohl sie ihn kürzlich in seiner alten Inkarnation erlebt hatte, fand Emma es schwer, zu glauben, dass ihm Worte wie üppig , stoßen und angebetete Schenkel aus der Feder kamen. Sicherlich würde er Lust nie in Poesie fassen wollen. Auch nach dem morgendlichen Debakel konnte Emma sich nicht vorstellen, dass der Mann einer Frau die Ehe angetragen hatte, die nicht bloß zehn Jahre älter war als

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