Verfuehrung in Gold
ich will nicht …«
»Gut. Ich komme heute Nacht nicht zu dir. Ich bin kein Bittsteller und werde nie einer sein. Aber eine Herausforderung könnte ich durchaus sein. Es würde mir Spaß machen.«
Sie stieß mit dem Rücken an die Wand. Es waren nur noch knapp zwei Meter bis zur geschlossenen Tür, doch Hart erreichte sie, bevor Emma nach dem Knauf greifen konnte. Seine Hand knallte über ihrem Kopf gegen die Wand, sodass er halb über sie gebeugt war und sich sein Duft in ihre Seele stahl.
Emmas Brüste spannten die Säume des Mieders bei jedem ihrer kurzen Atemzüge.
»Du bestimmst, Emma«, flüsterte er. Die Worte kitzelten ihr Ohr, so nah war er bei ihr. Schauer jagten ihr über den Hals und die Brust hinab zum Bauch. »Befiehl über mich. Komm zu mir.« Sie bog ihm ihren Hals entgegen, wollte, dass er sie biss. »Wenn du kommst, gebe ich dir vielleicht das, was du willst. Oder ich biete dir mehr an, als du verkraftest. Risiko. Das gefällt dir doch, nicht? Also spiele mit dem Feuer. Spiele mit mir.«
Sie zitterte, so wie er es beabsichtigt hatte. Sein Atem wurde wärmer, kam näher, bis seine Lippen ihre berühren mussten und es dennoch nicht taten. Sein Mund verharrte direkt neben ihrer Schläfe, und dann seufzte er einen geheimen Wunsch.
»Befiehl mir, auf die Knie zu gehen, Emma. «
Sie schluchzte und griff blind nach dem Türknauf. Als sie unter seinem Arm hindurchschlüpfte, ließ Hart sie gehen.
Die kleine Gruppe um sie herum jubelte, und Emma rang sich ein Lächeln ab. Sie hatte versucht, sich zu entspannen, wollte sich wieder betont unbekümmert geben, doch ihr Körper spielte nicht mit. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie angespannt vorn auf der Polsterkante des Stuhls hockte, den Rücken kerzengerade aufgerichtet.
Es half auch nicht, dass sie eben auf ein drittes Billardspiel gewettet hatte. Sie selbst beherrschte das Spiel nicht, sodass sie gezwungen war, tatenlos zuzuschauen und zu hoffen, dass andere ihr Glück brachten. Sie hasste es, von anderen abhängig zu sein.
Emma änderte ihre Sitzposition und strich mit einer Hand über die harte Biegung ihres Korsetts. Diese Bewegung lenkte mindestens ein Augenpaar in ihre Richtung. Ihr Nacken fühlte sich heiß an.
Emma runzelte die Stirn. Nein, sie würde sich nicht umdrehen, denn sie wusste auch so, dass er dort war. Er stand an eine Wand gelehnt und erduldete die unterwürfige Bewunderung der Leute, die sich in seiner Nähe herumdrückten. Vor allem aber sorgte er dafür, dass Emma unentwegt an ihn dachte.
Natürlich wäre es noch schlimmer, sollte sie sich jetzt in ihr Zimmer zurückziehen. Und es gab leider nichts anderes zu tun, nachdem sich aus einem einzelnen Billardspiel ein Turnier unter den männlichen Gästen entwickelt hatte. Somerhart war viel zu vornehm, um sich zu beteiligen. Vornehm, pah!
Befiehl mir, auf die Knie zu gehen. Er hatte sie absichtlich geneckt, sie erregt und sich unwiderruflich in ihre Gedanken gedrängt.
Lord Marsh, der bereits aus dem Spiel ausgeschieden war, trat näher zu ihrem Stuhl und legte einen Arm auf die hohe Rückenlehne. »Lady Denmore, ich gratuliere Ihnen. Das Glück ist Ihnen wieder hold.«
»Mr Jones gibt mir Hinweise.«
»Ein hilfreiches Bürschchen, fürwahr.«
Emma starrte stumm zu den Spielern. Es drängte sie, aufzuspringen und sich selbst in dem Spiel zu versuchen. So schwierig sah es nicht aus, aber offenbar verlangte es nach subtilem Geschick. Es konnte unmöglich so einfach sein, wie es schien.
»Lady Denmore …« Marsh neigte seinen Kopf näher, auch wenn er den Anschein von Intimität vermied, indem er weiterhin zum Billardtisch blickte. »Ich halte es nur für fair, Sie zu warnen, da Sie doch neu in unseren Kreisen sind. Somerhart ist nicht bekannt für seine …«
Ein Diener, der sich neben Emma verbeugte, unterbrach ihn, sodass Marsh auf Abstand ging. Seine Warnung war ohnedies überflüssig; sie hörte ja kaum auf ihre eigene innere Stimme.
»Mylady«, sagte der Diener und reichte ihr einen Brief auf einem Silbertablett. Emma schaute sich um, ehe sie begriff, dass er mit ihr sprach.
»Für mich?« Wie seltsam. Es war keine Bitte um ein Rendezvous, wie sie von einem der Gentlemen hier zu erwarten gewesen wäre. Die hastig hingekritzelte Anschrift deutete vielmehr darauf hin, dass der Brief aus London kam.
Ein bisschen verwirrt starrte Emma ihn an, während sich der Diener wieder zurückzog. Außerhalb dieser Mauern gab es niemanden, der ihr schreiben würde.
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