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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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auf.
    »Gott!«
    »Falls er vom Land kommt, ist er wohl nicht an das Gesöff gewöhnt.«
    Hart verzog angewidert das Gesicht, bückte sich und packte den Mann vorn beim Hemd. Was immer es so beschmutzt hatte, war wenigstens trocken.
    Mit einem kräftigen Schütteln bekam er ihn wach, doch ihm fielen die Augen gleich wieder zu, kaum dass Hart ihn losließ.
    »Aufwachen, du dreckiger Dieb!«
    »Ääh«, war das Einzige, was der Mann herausbrachte.
    »Verdammt.« Hart riss den Mann hoch, doch der konnte sich nicht auf den Beinen halten. »Entweder stehst du auf, oder ich zerre dich die Treppe runter.« Er musste ihn an die frische Luft bringen. Mehr noch wollte Hart selbst hinaus an die Luft, denn von dieser Mischung aus Gin, Schweiß und Gott weiß was noch tränten ihm schon die Augen.
    Er zerrte den Mann aus dem Zimmer und den Korridor entlang. Immerhin war der bald wach genug, dass er stolpernd selbst laufen konnte.
    »Treppe«, warnte Hart ihn, ehe er ihn polternd die Stufen hinunterzog.
    Das laute Stöhnen war leicht zu ignorieren, die großen fleischigen Hände indes, die nach Harts Armen griffen, waren ungleich lästiger. Nicht bloß, dass sie klebrig waren, sondern der Kerl war auch höllisch stark. Hart stieß ihn zur Vordertür hinaus und wischte sich seine Hände in seinem Gehrock ab.
    Bis sie es nach draußen geschafft hatten, wo es nach Kohlenrauch statt Gin und Zwiebeln stank, stand Stimp schon mit verschränkten Armen Wache und beäugte die Passanten streng.
    Hart blieb stehen und überlegte, wie er den Trunkenbold am besten wach bekam. Sollte er ihm einen Eimer kaltes, fauliges Wasser über den Kopf kippen? Ihm in die Rippen treten? So verlockend es war, dem Mann eine anständige Abreibung zu verpassen, entschied Hart sich dagegen. Dieser Kerl kannte Emma von irgendwoher, und selbst wenn er es nicht verriet, würde sie es tun.
    »Hilf mir, ihn in die Kutsche zu hieven.«
    Stimp zog die Brauen fast bis zum Haaransatz hinauf. »Der kotzt Ihnen den ganzen Wagen voll, wenn Sie den durchrütteln.«
    »Wir legen ihn auf den Boden und hoffen das Beste.«
    Mit einem Schulterzucken half Stimp ihm dabei, den großen Kerl durch die schmale Kutschentür zu wuchten. Sie hatten ihn halb drinnen, als der Kutscher vom Bock herabsprang und mitschob.
    Danach klopfte sich der Kutscher seine Jacke ab. »Möchten Sie lieber oben fahren, Durchlaucht?«
    »Gute Idee. Stimp?« Aber Stimp lehnte ab. Dies könnte die letzte Kutschfahrt seines Lebens sein, und die wollte er auf keinen Fall versäumen.
    Binnen Minuten waren sie wieder in Emmas Straße und bogen in die Seitengasse ein. Auf dem Rückweg hatte der Kutscher eine direktere Route gewählt, was Stimp sichtlich störte, denn er sprang mit mürrischer Miene aus dem Wagen.
    »Geh und hol Lady Denmore, Stimp.«
    Der Junge ließ es sich nicht nehmen, Hart und dem Kutscher einen schmollenden Blick zuzuwerfen, als er auf die Hintertür des Hauses zuging. Hart folgte ihm in einigem Abstand und achtete darauf, dicht an der feuchten Ziegelmauer zu bleiben. Er hörte, wie Stimp die Treppe zur Küchentür hinunterging und ihm geöffnet wurde.
    »Deine Herrin«, sagte Stimp. Schritte liefen über Steinboden, dann ging die Tür wieder auf.
    »Wo warst du? Ich habe dir vor Stunden Nachricht geschickt. Du musst mir helfen.«
    Hart schluckte den Zorn hinunter, der ihn beim Klang ihrer Stimme erfasste. Sie war einfach abgereist, ohne ein Wort. Als wäre er ein geliehener Deckhengst.
    Stimp entschuldigte sich, doch sie unterbrach ihn. »Dieser Mann, von dem du behauptet hast, dass er weg ist, war wieder hier. Hast du das mitbekommen?«
    »Ja.«
    Ihre Ungeduld war nicht zu überhören. »Ach ja? Denn genau der Mann, den du für mich beobachten solltest, ist wahrscheinlich in mein Haus eingebrochen. Du solltest ihn im Auge behalten, aber du warst in den letzten drei Tagen nur ein Mal hier. Hat er dir Geld gegeben, damit du wegbleibst?«
    »Wer?«
    »Der Mann, der bei mir eingebrochen ist!«
    »Na ja, ich habe seinen Halfpence am ersten Tag genommen, aber das hatte ich Ihnen doch schon erzählt.«
    »Stimp, hör zu.« Nun klang sie ängstlich, geradezu verzweifelt. »Wenn du nicht herauskriegst, wer er ist und was er will, dann sorge wenigstens dafür, dass er verschwindet. Das ist wichtig! Fällt dir etwas ein, wie wir ihn loswerden können?«
    Hart trat blinzelnd einen Schritt zurück. Ihn schockierte, wie kaltblütig sie sein konnte.
    »Tja«, sagte Stimp und tippte mit seinem Fuß auf dem

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