Verfuehrung in Gold
Dukes gewesen – eine unkontrollierbare und untreue überdies.
Angeblich hatte sie Hart in jedem dunklen Winkel verführt, wie auch einige andere Herren: Richard Jones, Marsh und Lancaster, natürlich. Hart empfand einen Funken Erleichterung, dass er diese Geschichten getrost ignorieren konnte. Doch das war zugleich der Grund für seine Besessenheit.
Eigentlich rechnete er täglich damit, dass sie durch seine Tür geschlendert käme, ihm ein verschmitztes Lächeln schenkte und behauptete, dass er sie heiraten müsste. Wie sie allerdings beweisen wollte, dass er sie, eine Witwe, ruiniert hätte, war ein weiteres Rätsel. Aber das … ja auch hierüber wunderte er sich zusehends mehr.
Es gab keinerlei Beweis, dass die Frau – wie immer sie tatsächlich heißen mochte – wirklich die verwitwete Lady Denmore war. Sie war eines Tages in der Stadt aufgetaucht, hatte ein altes Ehepaar mit ihrem Charme bezirzt, sich einige Zimmer gemietet und sich in die Gesellschaft gestürzt.
Sie konnte eine Hochstaplerin sein. Sie könnte … bei Gott, sie könnte mit seinem Kind schwanger sein. Er hatte keinen Pariser benutzt, weil er es nicht wollte. Und sie könnte eine gerissene Nachbarin von Denmore sein, oder sein Hausmädchen oder seine Haushälterin.
Das müsste sich herausfinden lassen.
Das weiße Blatt leuchtete ihm in der strahlenden Nachmittagssonne bedrohlich entgegen. Er brauchte nichts weiter zu tun, als an Denmores Anwalt schreiben. Oder er könnte sich an den örtlichen Magistrat wenden. Eine andere Möglichkeit wäre, dass er selbst in ihren kleinen Weiler reiste. Vielleicht war sie dort und hielt Hof mit den Geschichten von ihren Abenteuern in London.
Aber er wusste, spürte, dass sie nicht dort wäre. Genauso wusste er, dass sie alle hinters Licht geführt hatte. Trotzdem wollte er es nicht einsehen.
Und er wollte nicht für neue Gerüchte sorgen, die zu seiner Erniedrigung beitrugen. Falls er nachzuforschen begann, würde es sich herumsprechen. Es würde bekannt, dass sie nicht bloß eine Betrügerin war – so viel stand bereits fest –, sondern dass Hart auch noch verzweifelt genug war, Zeit und Energie in die Suche nach ihr zu investieren.
Der mächtige Duke, mal wieder von einer Dirne in die Knie gezwungen.
Schaut euch an, wie er gegen seine eigene Dummheit tobt und wütet.
Da haben wir einen Mann, der einfach nicht aus Erfahrung schlau wird.
Und es wäre alles wahr, was das Schlimmste war, wie immer.
Aber nur ein Brief. Nur einer. Er konnte nicht ewig mit ihren Lügen leben, wollte die Wahrheit erfahren, damit er sie aufrichtiger hassen konnte.
Er griff nach der Feder, als er aus der Ferne eine Frauenstimme vernahm. Seine Nackenhaare stellten sich auf, und seine Haut wurde heiß.
Emma.
»Ich sage es ihm selbst«, erklang die Stimme wieder, als Hart zögerlich von seinem Stuhl aufstand. Eine Frauenstimme, vertraut, aber …
»Hart!«, rief die helle, fröhliche Stimme. Die Tür zur Bibliothek flog auf, und eine zierliche Gestalt trat ein, deren schwarze Locken in der Zugluft wehten. »Hart«, sagte sie noch einmal, und Tränen stiegen in ihre großen blauen Augen, als sie auf ihn zulief.
Unwillkürlich breitete er die Arme aus, als seine kleine Schwester um den Schreibtisch herum zu ihm kam, doch sein Herz sackte ein gutes Stück tiefer. »Was tust du hier?«
»Ich liebe dich auch«, schniefte sie und benetzte seine Jacke mit ihren Tränen.
»Alex?«
»Ich habe dir vor einem Monat geschrieben, du Narr! Und sag mir nicht, dass du es nicht gewusst hast, denn du hast mir geantwortet!«
»Ich …« O Gott, natürlich. Er hatte sogar überlegt, eine Dinnerparty zu geben und … diese Frau einzuladen. »Wo ist dein Mann?«
»Er ist draußen und kommandiert deine Diener herum. Sie scheinen recht überrascht von unserer Ankunft, Hart.«
»Ich …«
Sie lehnte sich zurück und musterte ihn prüfend. Ihr kleines Gesicht war tränennass und verzerrt von dem Lachen, das sie unterdrückte.
»Es tut mir leid, Alex. Ich fürchte, ich habe es vollkommen vergessen.«
Sie schmunzelte spöttisch. »Nun, ich war sieben Monate weg, da verblassen die Erinnerungen.«
»Freches Gör.«
»Ach, dann erinnerst du dich an mich?«
»Allmählich kommt’s wieder.«
Sie strahlte, und Hart merkte, dass er ebenfalls lächelte. Er hatte wahrlich vergessen, wie viel heller seine Schwester sein Leben machte. »Na, jetzt bist du hier, und ich schätze, ich sollte mich erfreut zeigen, dich zu sehen.«
Er nahm sie
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