Verfuehrung in Gold
Lancasters Morgensalon und wartete mit geballten Fäusten auf den Viscount.
Wenn irgendjemand etwas über sie wusste, musste es Lancaster sein. Er war mit ihr befreundet gewesen, wie bereits aus dem Umstand hervorging, dass Stimp häufiger gesehen hatte, wie der Viscount sie besuchte.
»Somerhart?«
Hart stand auf, als Lancaster eintrat, und schüttelte ihm die Hand, obgleich ihm mehr der Sinn danach stand, ihn zu schlagen. So weit er wusste, hatte der Mann nichts verbrochen, dennoch wäre es eine Wohltat, ihm die Nase zu brechen. Hart gab der Versuchung nicht nach.
Lancaster sah ihn fragend an. »Kann ich etwas für Sie tun?«
»Das wäre möglich. Sie wissen, dass Lady Denmore die Stadt ziemlich abrupt verlassen hat.«
Die Miene des Viscounts wechselte von hilfsbereiter Sorge zu beherrschter Neutralität. »Ja, ich hörte davon.«
Hart betrachtete ihn frostig. »Haben Sie mit ihr gesprochen, bevor sie abgereist ist?«
»Nein.«
»Ich frage, weil Sie beide einander verbunden schienen.«
Lancaster nickte verhalten. »Befreundet, mehr nicht.«
»Ja, ich weiß.«
Nun wirkte Lancaster für einen winzigen Augenblick überrascht, und Hart vermutete, dass es komisch anmutete, wie sicher er sich der Tugendhaftigkeit dieser unehrlichen Frau war. Lancaster ahnte ja nichts.
Der Viscount zuckte mit den Schultern. »Lady Denmore und ich sind einige Male gemeinsam ausgeritten oder ausgefahren, doch ich weiß nichts über ihr Privatleben. Ich nahm eigentlich an, dass dies eher Ihr Fachgebiet ist, Somerhart. Was glauben Sie, das ich wissen könnte?«
»Sparen Sie sich Ihre spitzen Bemerkungen. Ich bin nicht so empfänglich für Ihren Charme wie manch andere Leute.«
Sie starrten einander an. Zehn Sekunden verstrichen, bevor Lancaster ernst wurde. Etwas Eisiges blitzte in seinen Augen auf, und seine Züge wurden härter, als Hart es für möglich gehalten hätte. Anscheinend war er mehr als bloß ein unbekümmerter Charmeur.
»Was wollen Sie?«, fragte er.
»Ich will wissen, wo sie ist.«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Wussten Sie, dass sie vorhatte zu verschwinden?« Keine Antwort reichte Hart bereits. »Warum?«
»Es hat nichts mit Ihnen zu tun. Nichts von alledem hat mit Ihnen zu tun.«
Hart runzelte die Stirn. »Was, zur Hölle, meinen Sie?«
»Ich meine, dass sie aus einem bestimmten Grund in London war, Somerhart.«
»Aus welchem?«
Das charmante Lächeln erwachte kurz zum Leben. »Dem schnöden Mammon, natürlich. Ich fand die Zeichen recht leicht zu erkennen.« Er zeigte vage auf sich.
»Sie ist keine Diebin«, sagte Hart, weit sicherer, als er sich fühlte.
»Nein, sie war ehrlich genug, an den Kartentischen dafür zu arbeiten. Obwohl … ich nehme an, Sie haben bereits die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass ihre Ehrlichkeit damit endete?«
Wer sonst hatte entschieden, dass sie eine Betrügerin war? Verdammt, was machte das schon? Die Saison würde bald beginnen. Jemand würde nach London kommen und die Wahrheit herausposaunen. Er brauchte die Antwort auf jenen Brief, den er heute Morgen abgeschickt hatte, wohl gar nicht mehr.
»Sie war nicht Lady Denmore«, murmelte Hart, und die Worte trafen ihn mitten ins Herz. Er hatte ihr seine Seele entblößt, Dinge geflüstert, die er seit Jahren nicht mal zu denken gewagt hatte, und sie war nichts als eine Illusion gewesen.
»Das halte ich gleichfalls für unwahrscheinlich.«
Seine Wut, die er dieser Tage kaum noch bändigen konnte, brach sich abermals Bahn und versetzte sein Blut in Wallung. »Warum war es für Sie so leicht, das zu sehen?«
»Es war nicht besonders leicht«, antwortete Lancaster schulterzuckend. »Es war nicht direkt offensichtlich. Emma war ja keine Zigeunerin, die sich als Dame maskierte.«
Emma . Seine Stimme, die ihren Namen sprach. Es störte Hart enorm. »Was wissen Sie sonst noch?«
»Nichts. Oder nichts, was ich einem Mann enthüllen würde, der sich an einer Frau rächen will.«
Mistkerl. »Ich könnte Sie mit einem einzigen Wort vernichten, Lancaster. Es ist nicht zu übersehen, dass Sie um Haaresbreite vom Ruin entfernt sind.«
»Das dürfte für jedermann offensichtlich sein.« Trotzdem wirkte sein Blick eiskalt. »Aber wie Sie sagten, wir waren Freunde, und wenngleich mir kein Vermögen geblieben ist, besitze ich doch noch Anstand und Loyalität.«
Bei Gott, musste der Mann ehrenwert und charmant sein? Seltsamerweise kapitulierte Hart bereitwillig. »Ich will ihr nicht wehtun, das schwöre ich. Ich muss nur
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