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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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hatte eben seinen ersten Bissen geschluckt, als ihm der Fleck auf der Bettdecke auffiel. Das Rostbraun hob sich deutlich von dem graugrünen Gewebe ab. Schlagartig wurde der Toast in seiner Kehle zu einem zähen Klumpen, der ihn zu ersticken drohte.
    Das ist nichts , sagte er sich und wischte über seine wässrigen Augen. Es ist nichts, um Gottes willen.
    Aber er richtete sich auf und betrachtete den kleinen Fleck, nicht dramatisch, aber eindeutig da. Wahrscheinlich hatte sie ihre Monatsblutung bekommen.
    Ja, natürlich. Und deshalb war sie gegangen, bevor er aufwachte.
    »Natürlich«, sagte er laut. Er war froh, eine simple Erklärung gefunden zu haben. Sein Herz klopfte wieder langsamer. Emma war schließlich verwitwet, keine Jungfrau. Und sie hatte sich nicht benommen, als …
    Sein Herz schlug erneut schneller.
    Er erinnerte sich, wie sie vor ihm kniete, bereit und unsicher. Dann war ihr Schoß verblüffend eng gewesen, obwohl sie willig und feucht war. Und ihr erstickter Schrei, ihre Fingernägel, die sich in seine Schultern bohrten, ihr sekundenlanges Erstarren unter ihm.
    »Nein.« Seine Stimme klang so unsicher, dass sie nichts gegen seine Verwirrung auszurichten vermochte. Er blickte hinab auf sein Glied und entdeckte, dass getrocknetes Blut an ihm haftete. »Nein.«
    Es war schlicht nicht möglich, selbst wenn sie mit einem alten Mann verheiratet gewesen war. Die Frau hatte ihm befohlen, sich vor ihr zu befriedigen, mithin war sie kein unschuldiges Mädchen mehr.
    Hart sprang nackt aus dem Bett und riss an der Klingelschnur. Er wühlte in einem Stapel sauberer Hemden, als sein Kammerdiener hereinkam und sich anhörte, als würde er seine eigene Zunge verschlucken.
    »Durchlaucht!«
    »Ich muss mich anziehen. Sofort! « Er brauchte Antworten, Antworten auf so vieles. Und die fand er nicht in seinem Schlafzimmer. Obwohl …
    »Wann ist Lady Denmore gegangen?«
    »Sir?«
    »Um welche Zeit ist sie gegangen, und erzählen Sie mir nicht, Sie hätten nichts mitbekommen.«
    »Natürlich, Durchlaucht. Sie verließ das Haus um kurz vor drei.«
    Drei. Also war sie gegangen, nachdem er eingeschlafen war. Hatte sich weggeschlichen, war geflohen. Doch sie entkam ihm nicht.
    Zehn Minuten später verließ er seinen nervösen Kammerdiener und eilte nach draußen, um sich sein schnellstes Pferd zu satteln, mit dem er im Mittagsverkehr weit schneller vorankam als mit einem Wagen. Und so fand er sich keine Stunde nach dem Aufwachen an ihrer offenen Haustür wieder, wo er den Staubkörnchen bei ihrem einsamen Tanz im Sonnenlicht zusah.
    Er war schon oben gewesen, hatte in jedes Zimmer hineingeschaut. Die wenigen einfachen Möbel waren mit Laken abgedeckt, die Schubladen und Schränke leer. Sie war fort, und zwar bereits weiter, als er sich vorstellen konnte.
    »Ich hab ja versucht, Ihnen das zu sagen«, erklang eine zarte Stimme an seiner Seite. Verständnislos blickte Hart nach unten und sah Stimp, der seine Mütze in den Händen hielt und sorgenvoll zu ihm aufblickte.
    Hart schüttelte den Kopf. »Wie bitte?«
    »Sie sind vorm Morgengrauen weg. Als ich was mitbekam, bin ich zu Ihnen, aber Sie wollten mich ja nicht reinlassen.«
    Harts Verstand strengte sich an, war jedoch so langsam, dass er jeden einzelnen schmerzlichen und unerwünschten Gedanken erst mal hin und her wälzte. »Wo sind sie hin?«
    Stimp zuckte mit den Schultern, sah Hart an und gleich wieder weg. »Weiß nicht, Herr. Tut mir leid.«
    Tut mir leid. Tut mir leid , hatte sie so hübsch geseufzt. Sie, die mit jedem Wort, das sie sagte, gelogen hatte.
    Die schmerzlichen Gedanken wurden von einer willkommenen Wut überlagert.
    »Hilf mir suchen«, sagte er, und Stimp zuckte zusammen. »Sie müssen etwas dagelassen haben, und ich werde es, verdammt noch mal, finden. Und dann finde ich sie.«

Kapitel 18
    N ichts. Zwei Wochen, und es war nichts von ihr geblieben. Nichts außer dem Gerede über ihre Verderbtheit und die Schadenfreude, dass sie aus der Stadt geflohen war, um der Schmach zu entgehen.
    Hart biss die Zähne zusammen und starrte auf das blütenweiße Blatt Papier vor sich.
    Die Woche zuvor war er in seinen Klub zurückgekehrt, nicht weil er Gesellschaft suchte, sondern weil er irgendetwas hören wollte . Egal, was. Und er hatte einiges gehört, nur war alles nutzlos gewesen. Keiner wusste auch nur das Geringste über sie, abgesehen davon, dass sie eine wilde Dirne mit einem geradezu animalischen Spieltrieb war. Ach ja, und sie war die Mätresse eines

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