Verfuehrung in Gold
diesen unglaublich blauen Augen sprach.
Matthew machte eine tiefe Verbeugung. »Durchlaucht«, sagte er heiser, wobei er sich den Blick des Teufels ausmalte und sich fragte, ob er ihn in seine Träume verfolgen würde. Der Mann sah aus, als wäre er zu einem Mord fähig.
»Wie ich schon sagte …« Der Duke hatte sich abgewandt, sodass Matthew es für sicher genug hielt, sich wieder aufzurichten. Alle hatten sich wieder hingesetzt, auch wenn seine Schwester sich hektisch Luft zufächelte und Matthew ängstliche Blicke zuwarf. Er humpelte hinüber zu ihnen.
In der geschmeidigen Stimme des Dukes schwangen so gut wie keine Gefühle mit. »Ich weiß nicht, wo sie ist, aber ich habe etwas, das ich ihr zurückgeben möchte, und ich hoffe, dass Sie mir helfen können.«
»Sie wollen sie suchen?«, platzte Matthew heraus. Er schluckte, als der Mann ihn streng ansah.
Seine Frage wurde ignoriert, aber Matthew hatte sein Wunder gefunden. Dieser Mann, dieser Duke mit all der Macht Englands hinter sich, würde Emily finden. Und er würde sie direkt in die Arme ihres rechtmäßigen Ehemannes bringen.
Hart wollte diesen Ort verlassen, in seine Kutsche springen und weiterfahren. Auf der Hinfahrt war er am Haus ihres Onkels am Ortsrand vorbeigekommen. Die Ruine war nie abgerissen worden, und das blütenweiße »Jensen«-Zeichen an der Pforte bildete einen grotesken Kontrast zu den Steinhaufen und dem verkohlten Holz dahinter.
Sie war erst neunzehn Jahre alt, hatte der Anwalt gesagt, achtzehn, als ihr Onkel starb, und allein auf der Welt, ohne den Hauch eines Einkommens. Noch bei ihrer Ankunft in London war sie erst achtzehn Jahre alt gewesen.
Der neunte Baron Denmore hatte das Anwesen in Grund und Boden gewirtschaftet und alle dazugehörigen Ländereien verkauft. Er brachte seinen einzigen Erben um, sodass der Titel an seinen Onkel ging, doch es war kein Geld mehr dagewesen, um das Haus zu erhalten oder die Bediensteten zu bezahlen. Emmas Großonkel hatte einen nutzlosen Titel und ein verfallenes Herrenhaus geerbt. Folglich war es nur klug gewesen, dass er in seinem eigenen Haus wohnen blieb.
Hart war von der Geschichte der Denmores erschüttert, und jetzt saßen diese Leute, die Bromleys, bleich und ängstlich vor ihm, und besonders dieser junge Mann, Matthew, war wunderlich. Hart biss die Zähne zusammen.
Emma hatte behauptet, Angst vor ihm zu haben, und jetzt glaubte Hart ihr. Der Mann war blass, viel zu dünn und hatte strähniges blondes Haar, das dringend gewaschen werden musste. Doch so kränklich er auch erscheinen mochte, seine Augen funkelten vor Leben, Hass, Lust und Überzeugung. Die Schwester schien nur ängstlich, der Vater resigniert. Und soweit der Anwalt wusste, hatte Emma nach dem Tod ihres Onkels mehrere Monate hier gelebt.
»Wie ich hörte, haben Sie sie nach dem Brand aufgenommen.«
»Haben wir!«, entfuhr es Catherine, der Schwester. »Sie hatte ja keinen sonst, und wir dachten …« Sie sah zu Matthew. »Na ja, wir dachten, dass sie vielleicht bei uns bleibt.«
»Wir wollen heiraten«, sagte Matthew bestimmt.
Hart zog eine Braue hoch. »Gab es eine Verlobung?«
»Ja …«
»Keine formelle«, fiel sein Vater ihm ins Wort, »nein. Aber für uns gehörte Emma zur Familie.«
Hart stutzte bei ihrem Namen. Er hatte ihn auch für eine Lüge gehalten, denn in sämtlichen Dokumenten wurde sie als Emily geführt. »Emma«, hörte er sich sagen. »War ihr Taufname nicht Emily?«
Die Schwester nickte. »Ja, aber sie mochte Emma lieber. Matthew war der Einzige, der sie Emily genannt hat.«
»Es ist ihr Taufname«, beharrte Matthew in einem Tonfall, als hätte er es schon sehr oft gesagt. »Ihn benutzen wir, um ihrer Mutter und ihrem Vater Ehre zu erweisen.«
Hart fiel ein Stein vom Herzen. Es ergab keinen Sinn, änderte nichts, und doch war es wichtig. Ihre Name war Emma, so wie sie gesagt hatte. So erbärmlich seine Freude darüber sein mochte, er fühlte sich so erleichtert, dass er fortfuhr: »Aber sie hatte geplant, nach London zu gehen?«
»Nein«, brüllte Matthew, »sie hatte geplant, mich zu heiraten!«
»Was sie jedoch nicht tat.«
»Sie war nach dem Tod ihres Onkels sehr durcheinander und ist vom rechten Weg abgekommen, das ist alles. Sie braucht nur jemanden, der sie wieder zurückführt.«
Hart war wütend und hatte Mühe, nicht die Fäuste zu ballen. »Wie mir zu Ohren kam, gaben Sie Ihr Bestes, sie aus London zurückzuführen. Mit allen Mitteln, Mr Bromley.« Er wandte sich wieder an
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