Verführung pur
auf dem steifen Leinentuch unbequem gefunden, doch nun fühlte sich alles unsagbar weich und warm an. Ihre Körper verschmolzen miteinander, als wären sie einzig zu diesem einen Zweck erschaffen, und sich einfach fallen zu lassen war das Schönste, was Mia sich vorstellen konnte.
Nie hatte sie sich einem Mann so hingegeben wie ihm. Nie hatte sie mit dieser Intensität empfunden, wie gut und richtig es wahr, sich jemandem auszuliefern, der im Gegenzug sich selbst auslieferte.
Sie rollten sich auf der Unterlage hin und her, wechselten die Stellungen, dass mal er, mal sie oben lag, und genossen unbeschreibliche Wonnen. Ihre Körper waren binnen Kürze von verschütteter blauer Farbe übersät. Mia seufzte und näherte sich wieder und wieder dem Höhepunkt, nur um kurz zuvor wieder gestoppt und gleich darauf umso mehr erregt zu werden.
Erst als sie flehte und Seth mit ihrem Pinsel bedrohte, gab er nach. Ein wahres Feuerwerk wunderbarster Empfindungen brach über sie herein, und zugleich spürte sie, wie er ebenfalls den Gipfel der Lust erreichte.
Als sie wieder halbwegs atmen konnte, sah sie den Piraten mit der Kriegsbemalung unter sich an, und ihre Blicke trafen sich.
“Du verstehst etwas von Abenteuern”, sagte er mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen.
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ein Lächeln genügte, um sie gleich wieder in Erregung zu versetzen, zumindest nicht so schnell. Doch ein Blick in sein Gesicht reichte, und sie wollte ihn schmecken, ihn streicheln und ihn sofort ein zweites Mal verführen.
Ein frischer Windhauch blies über ihre verschwitzten Körper, brachte aber kaum Kühlung, und Mia beschloss, die Carmen in sich sprechen zu lassen.
“Und dabei war das erst der Anfang.”
Seth wachte um kurz vor fünf Uhr morgens auf. Die ganze Nacht hatte er sich mit Mia von einem erotischen Abenteuer ins nächste gestürzt, ihr jeden ihrer sinnlichsten Wünsche von den Augen abgelesen. Doch obwohl er kaum geschlafen hatte, war er hellwach und bereit für den Tag.
Das war wohl der Fluch des Mannes, der so aufgewachsen war wie er. Bevor sein Vater die Familie verließ, war er jeden Morgen vor Sonnenaufgang mit Seth zum Angeln gegangen. Manchmal brachten sie gerade genug Fisch heim, um selbst satt zu werden, aber an guten Tagen fingen sie ein bisschen mehr, und Seth konnte sich ein paar Dollar verdienen, indem er die überschüssigen Fische an die Markthändler verkaufte.
Nachdem sein Vater fort war, war Seth allein angeln gegangen. Er hatte nie seinen Bruder Jesse oder seine Schwester Christine geweckt, damit sie ihn begleiteten. Irgendwie war es ihm zu brutal vorgekommen, seine jüngeren Geschwister an einem Schultag um vier Uhr morgens aus dem Bett zu scheuchen.
Auch Mia wollte er jetzt nicht wecken. Leise schlich er durch das Bootshaus und sammelte seine farbverschmierten Sachen zusammen. Wenigstens hatten sie in der Nacht gemeinsam geduscht, sodass er selbst inzwischen keine Farbspuren mehr aufwies.
Er zog sich an, ging unbemerkt aus dem Haus und eilte hinunter zum Pier, wo Brocks Boot lag. Sobald er saubere Sachen angezogen hatte, wollte er zu Mia zurückgehen. Aber wahrscheinlich hätte sie es wenig amüsant gefunden, wenn ihre Nachbarn ihn dabei ertappten, wie er morgens um neun in schmutziger und zerknüllter Kleidung aus ihrem Haus kam.
Trotzdem musste er sie so schnell wie möglich wiedersehen und mit ihr reden. Die letzte Nacht hatte für ihn endgültig besiegelt, dass sie füreinander bestimmt waren, und er wollte von ihr hören, dass sie es genauso sah. Er hatte sich ohnehin nie für One-Night-Stands begeistern können, und nach dieser fantastischen Nacht würde er sie auf keinen Fall wieder verlassen.
Also musste er sich ernsthaft mit ihr unterhalten.
Er suchte sich frische Wäsche und stellte fest, dass von Brock weit und breit keine Spur war. Seth putzte sich die Zähne und zog sich an, machte jedoch kein Licht, um eventuelle Frühaufsteher in Twin Palms nicht unnötig auf sich aufmerksam zu machen.
Auf halbem Weg zurück zum Bootshaus hörte er, dass drinnen Musik spielte. Als er die Tür öffnete, schlug ihm frischer Kaffeeduft entgegen, und er beglückwünschte sich im Stillen dafür, endlich eine Frau gefunden zu haben, die ebenso früh aufstand wie er selbst. Er ging direkt in die Küche, dem einzigen Raum, in dem Licht brannte, und überlegte, ob er Mia nicht überreden könnte, mit ihm der schönsten Morgenbeschäftigung von allen nachzugehen.
Die vergangene
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