Verführung pur
ihrer Tochter in den Ausstellungsraum.
“Ich habe die Hypothek für den Beachcomber auf Chandler Enterprises übertragen”, erklärte Seth seinem Onkel, als sie allein waren. “Und deshalb ist Mia wütend auf mich.”
Wieder schüttelte Brock den Kopf. “Weißt du, diese Hypothek mag für jemanden wie dich eine Kleinigkeit sein, aber für sie geht es um eine Riesensumme. Wie hättest du dich wohl vor zehn Jahren gefühlt, als du dich krummgelegt hast, um deine erste Million zu verdienen, und jemand wäre einfach reingeschneit und hätte sie dir in die Hand gedrückt? Würdest du dich dann heute fühlen, als hättest du dein Ziel erreicht?”
“Der Vergleich hinkt gewaltig.”
“Ganz und gar nicht. Er trifft den Nagel auf den Kopf.” Brock versetzte ihm einen wohlmeinenden Klaps auf die Schulter. “Du hast Mia um die Chance gebracht, die Schwierigkeiten aus eigener Kraft zu bewältigen.”
“Aber was ist denn falsch daran, ihr ein paar Belastungen abzunehmen? Verdammt, Brock, wenn sie das Geld nicht aufbringt, wird irgendein Immobilienhai über sie herfallen. Sobald ein Grundstücksspekulant mitbekommt, dass die Hypothek zum Verkauf steht, wird er sie aus dem Geschäft rauspfänden.”
Nein, Seth war nach wie vor überzeugt, dass er richtig gehandelt hatte. “Meinst du nicht, es wäre schlimmer gewesen, wenn sie gar nicht erst die Chance bekäme, den Beachcomber zu sanieren? Wir alle wissen, wie begehrt die Küstengrundstücke sind. In null Komma nichts wäre das Haus der Quentins zusammengeschoben und an seiner Stelle eines dieser billigen Touristenhotels errichtet. Ist das vielleicht besser?”
Er ging zum Hintereingang. Wie es aussah, legte Mia keinen Wert mehr darauf, dass er bei der Ausstellung dabei war, also sollte er lieber diskret verschwinden.
“Dann hättest du ihr wenigstens vorher sagen sollen, was du vorhast, anstatt ihr die Entscheidung abzunehmen”, rief Brock ihm nach. “Noch besser wäre es allerdings gewesen, sie zu fragen, ob sie deine Hilfe überhaupt will.”
Seth hörte die Worte seines Onkels zwar, wollte aber in diesem Augenblick nicht darüber nachdenken.
Enttäuscht und verärgert trat er auf die belebte Straße hinaus. Mia war wütend, Brock war wütend, da hatte er mindestens ebenso viel Recht, wütend zu sein. Seit zehn Jahren bewegte er tagtäglich große und kleine Geldsummen, warum traute ihm da niemand zu, dass er wusste, was er tat? Wieso sahen sie nicht ein, dass er sich in diesen Dingen besser auskannte als sie?
Vor den Fenstern der Galerie blieb er stehen und blickte hinein.
An den hellen Wänden kamen Mias farbenprächtige Bilder sehr gut zur Geltung. Ihre Werke füllten den Raum mit Leben. Die Märchencollage hing zwischen einer romantischen Interpretation von Cupid und Psyche und einem beinahe cartoonähnlichen Bild der Universität von Tampa. Auf Mias Darstellung des Campus bewegten sich keine heutigen Studenten über das Gelände, sondern Gestalten, wie sie auf Bildern aus dem neunzehnten Jahrhundert zu sehen sind. Sie passten hervorragend zu der prunkvollen Architektur der Gebäude.
Mia hatte einen ausgefallenen und einzigartigen Stil. Sie sah die Welt als etwas Sinnliches, Künstlerisches, während er alles nüchtern und praktisch betrachtete. Und sie war bereit, kalkulierte Risiken einzugehen, wohingegen er sich bemühte, sie vor Enttäuschungen und Verletzungen zu schützen.
Vielleicht war seine Vorgehensweise nicht ganz richtig gewesen, aber seine Beweggründe waren zumindest untadelig.
Und trotzdem stand er jetzt hier draußen, ausgesperrt und unwillkommen. Mia war weiß Gott nicht die erste Frau, die ihm eine Beziehung aufkündigte, aber sie war die erste, deren Abweisung er nicht hinnehmen wollte. Auch wenn sie ihm deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass für sie die Sache beendet war, würde er sie nicht als eine weitere gescheiterte Beziehung abschreiben und weiterziehen.
Mia Quentin war eine Frau, für die es sich zu kämpfen lohnte. Und vor allem war sie die Frau, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte.
Er liebte sie. Zum ersten Mal gestand er sich ein, dass dieses Gefühl echte, vollkommene Liebe war, und gerade deshalb musste er Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie zurückzugewinnen.
Also sollte er lieber nicht hier herumstehen wie ein Voyeur im Designeranzug, sondern sich an die Arbeit machen.
Er hatte einiges zu erledigen.
15. KAPITEL
Nervös stand Mia in dem frisch renovierten Beachcomber und strich ihr
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