Verführung über den Wolken
obgleich sie wusste, dass genau das seine Absicht war und er sie nur verlegen machen wollte. Na warte, sie würde es ihm schon noch zeigen.
„Danke für das Kompliment, Gage. Erinnerst du dich noch, was ich dir bei unserer ersten Begegnung erzählt habe? Für mich ist es das Höchste, eine neue … Maschine auszuprobieren. Glaub mir, ich kann mit allem umgehen, was man mir gibt. Bei einem Flugzeug ist es schlicht eine Sache des richtigen Abhebens und der Schubkraft. Man muss wissen, wie weit man eine Maschine, sagen wir mal, aufheizen kann, ohne sie zu überfordern .“
Gages Nasenflügel bebten, während er sie anstarrte. Ein amüsiertes Funkeln lag in seinen Augen. Offensichtlich hatte er die Herausforderung erkannt und akzeptiert.
Plötzlich fiel Lauren auf, dass es totenstill im Raum war. Sie wandte den Blick ab. Nicht nur Gage, auch die anderen Gäste sahen sie mit großen Augen an. Leon und Esmé waren aus der Küche gekommen. Auch sie hatten leicht gerötete Gesichter und wirkten fassungslos. Beinahe hätte Lauren laut losgelacht. Wetten, dass sie alle wussten, worüber sie gesprochen hatten? Dass es weder ihr noch Gage um die Kunst des Fliegens ging?
Jetzt räusperte Esmé sich energisch und wischte sich die Hände an der Schürze ab. „Ich werde mal sehen, was der Flan macht.“
Rob, der bisher kein Wort gesagt hatte, schob den Stuhl zurück. „Ich … also, Esmé, ich glaube, wir brauchen keinen Nachtisch. Nicht, Liebste?“ Er warf seiner Frau einen beinah flehenden Blick zu.
„Nein“, sagte Sue sofort. „Das Essen war einmalig. Vielen Dank. Aber ich glaube, wir müssen uns jetzt ausruhen. Wir haben morgen viel vor.“ Beide standen schnell auf und verließen das Zimmer. Man konnte sie kichern hören, als sie die Treppe hinaufliefen. Keiner der Anwesenden hatte auch nur den geringsten Zweifel daran, dass das Paar an alles andere als an Schlaf dachte.
„Ja, das gilt auch für uns.“ Tracy warf ihrem frischgebackenen Ehemann einen eindeutigen Blick zu. „Wir fliegen morgen ganz früh.“
Schon befanden sich Lauren und Gage allein mit ihren Gastgebern im Speisezimmer. Leon schüttelte den Kopf. „Es ist doch immer dasselbe mit diesen Frischverheirateten, egal, wo sie herkommen. Erst erscheinen sie spät zum Essen, und wenn sie dann endlich da sind, können sie nicht einmal ihre Mahlzeit beenden.“
Lauren hätte sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen. „Es tut mir so leid. Ich habe wohl eine besondere Gabe, eine Gesellschaft zu sprengen. Sonst fangen die Leute immer erst dann an, den Raum zu verlassen, wenn ich von Hydraulik oder Kompressionsverhältnissen spreche.“
Gage grinste. „Damit vertreibst du die Männer, meinst du?“
Lauren zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich haben Männer es nicht so gern, wenn ich mehr über Autos weiß als sie. Das schränkt meine Auswahl an möglichen Partnern schon bedenklich ein.“
Leon lachte leise, während er die leeren Teller einsammelte. „Das ist in Ordnung, Mädchen. Wenn ein Mann sich so leicht abschrecken lässt, dann kannst du ihn ruhig ziehen lassen. Denn dann ist er nicht der Richtige für dich.“
„Das finde ich auch.“ Esmé nickte. „Ich stelle den Kaffee in einer Isolierkanne aufs Büfett und lasse den Flan im Kühlschrank. Dann könnt ihr euch selbst nehmen, wenn und wann ihr wollt.“
„Danke, Esmé“, erwiderte Gage lächelnd. „Übrigens, das Essen war sehr gut.“
Esmé und Leon verschwanden in der Küche. Es war offensichtlich, dass sie glaubten, dass auch Gage und Lauren nichts Eiligeres zu tun hätten, als miteinander ins Bett zu gehen. Und was Lauren betraf, war ihre Vermutung absolut richtig. Aber sollte sie es wirklich tun? Würde sie es leichten Herzens ertragen, wenn Gage sie wieder verließ? Wenn sie daran dachte, wie schwer ihr die Trennung von Whit gefallen war …
„Du spielst wohl gern mit dem Feuer“, riss Gages tiefe Stimme sie aus ihren Gedanken.
„Du doch wohl auch.“
Er wandte sich in seinem Stuhl um, sodass sein Knie wieder ihren Oberschenkel streifte. „Möchtest du Flan? Wenn nicht, dann werden wir jetzt nach oben gehen“, sagte er, und seine Stimme klang gefährlich leise. „Dann werde ich dich ausziehen, dich aufs Bett werfen und bis zur Erschöpfung lieben. Ohne überfordert zu sein.“
Bei dieser Vorstellung musste Lauren schlucken. Sollte sie sich wider besseres Wissen darauf einlassen? Oder sollte sie lieber an ihren Job denken? Sie befand sich in einem echten
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