Verführung über den Wolken
und lehnte sich zurück. Die Erinnerung an diese letzte Stunde mit Gage ließ ihr Herz schon wieder schneller schlagen. Sie war erschöpft und gleichzeitig in Hochstimmung. Schade eigentlich, dass die Reise sich dem Ende zuneigte. Ihr normales Leben mit den Hightowers würde sie wiederhaben, sobald ihr Flugzeug in Knoxville landete. Und wie lange könnte sie ihre Beziehung mit Gage wohl noch aufrechterhalten, bevor Trent etwas davon erfuhr und sie entließ?
Egal, es hatte keinen Sinn, sich jetzt schon Sorgen zu machen. Lauren klickte die Internetadresse ihrer Bank an, um die Rate für das Flugzeug von ihrem Girokonto zu überweisen.
Noch zu zahlender Betrag: $ 0,00.
Was? Unwillig runzelte sie die Stirn. Das konnte nicht stimmen. Sie hatte doch noch beinahe 200.000 Dollar zu überweisen. Sie klickte ihr Konto an. Da stand, dass die Schulden am vergangenen Freitag bezahlt worden waren.
Das gibt es nicht .
Die Kreditbank musste einen Fehler gemacht haben. Lauren holte ihr Handy aus dem Rucksack und wählte die Nummer des Kundendienstes. Natürlich meldete sich nur ein Tonband, aber nachdem sie Kontonummer und Passwort eingegeben hatte, sagte eine Computerstimme, dass sie sehr bald mit einem Mitarbeiter von der Kundenberatung sprechen könne. Lauren blickte auf die Uhr. Gage würde in Kürze zurückkommen und dann zum Flugplatz fahren wollen. Glücklicherweise musste sie nicht lange warten.
„Hier spricht Rena. Wie kann ich Ihnen helfen, Ms. Lynch?“
„Hallo, Rena“, sagte Lauren erleichtert. „Ich wollte die nächste Rate übers Internet bezahlen, aber Ihre Website scheint nicht ganz in Ordnung zu sein. Darauf steht, dass ich Ihnen nichts mehr schulde.“
Sie hörte, wie Rena am anderen Ende ein paar Computer-tasten drückte. „Ja, das ist auch korrekt. Am Freitag wurde das Konto per Scheck ausgeglichen. Wir werden Ihnen die Papiere innerhalb der nächsten fünf Tage zuschicken. Kann ich Ihnen sonst noch behilflich sein?“
„Aber das ist unmöglich. Ich habe nicht so viel Geld. Und ich kenne auch niemanden, der …“ Sie verstummte.
Jacqui . Das Geld musste von ihrer Mutter kommen, die ihr schlechtes Gewissen beruhigen wollte, dass sie die Tochter so lange vernachlässigt hatte. Typisch, sie glaubte wohl, mit Geld ließe sich alles regeln. Aber das ging die Frau am anderen Ende der Leitung natürlich nichts an.
„Danke für Ihre Hilfe, Rena.“ Lauren beendete das Gespräch und wählte sofort die Nummer der Mutter. Hoffentlich ging sie diesmal ans Telefon. Endlich nahm jemand ab. „Hallo, Lauren.“
Wie konnte sie nur so ruhig klingen? Lauren kochte vor Wut. „Jacqui, hast du meine Schulden bezahlt?“
Ein paar Sekunden herrschte Stille. Dann erwiderte die Mutter: „Ich wollte dir helfen.“
„Wir haben doch schon oft über dieses Thema gesprochen, und ich habe dir mehr als deutlich gesagt, dass ich deine mildtätigen Gaben nicht brauche!“
„Aber Liebling …“
„Ich bin nicht dein Liebling, Jacqui. Ich bin noch nicht einmal deine Tochter, wenigstens nicht auf die Art und Weise, wie es eigentlich sein sollte. Du hast mich nicht gewollt. Spar dein Geld für deine anderen Kinder, für deine richtigen Kinder.“ Sie war außer sich vor Schmerz und Enttäuschung und hasste sich selbst dafür, dass sie sich nicht besser zusammennehmen konnte.
„Aber Lauren, du bist genauso mein Kind wie die anderen. Und deine Geschwister haben schon mehr, als sie brauchen. Bei dir ist es etwas anderes. Und glaub mir, es wäre ganz im Sinne deines Vaters, wenn ich dir helfe.“
Jacqui wusste genau, wie sie sie treffen konnte. Laurens Vater hatte diese Frau so geliebt, dass er dankbar für die wenige Zeit gewesen war, die sie mit ihm verbracht hatte. Aber bei Lauren war das anders. Sie liebte sie nicht. Manchmal hasste sie Jacqui sogar dafür, dass sie ihrem Vater so viel Kummer gemacht hatte. „Ich habe von meinem Vater gelernt, dass man sich das, was man haben will, erarbeiten muss. Und dass man Almosen weder erwarten noch akzeptieren sollte. Sobald ich zu Hause bin, beantrage ich einen neuen Kredit und zahle dir das Geld zurück.“
„Ich werde dein Geld nicht annehmen.“
Warum nur glaubten die Hightowers, dass jeder käuflich war? Kam das automatisch, wenn man in einer reichen Familie aufwuchs? Wenn ja, dann war sie froh, davon verschont geblieben zu sein. „Verdammt, Jacqui, ich habe keine Lust mehr, darüber zu sprechen! Du hast die Chance verpasst, meine Mutter zu sein.“
„Und das bereue
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