Verfuehrung wie in 1001 Nacht
weckte?
Dachte sie, dass sie ihn als einen Mann aus einem anderen Kulturkreis danach wieder völlig aus ihrem Leben verbannen konnte?
Nachdem seine Verzweiflung der Resignation gewichen war, gab es nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnte.
Nichts, was ihn in New York hielt.
Zeit, nach Zohayd zurückzukehren und seine Pflicht zu erfüllen.
Er musste sich seinem Albtraum stellen …
Als er das Büro seines Vaters betrat, ließ dieser ihn erst einmal warten. Schließlich sagte er nur: „Amir.“ In diesem einen Wort klangen Enttäuschung und Erbitterung mit.
Amir verstand das, denn in den letzten acht Wochen hatte er sich um keine seiner Verpflichtungen gekümmert. Nur einmal hatte er angerufen, um mitzuteilen, dass er nicht nach Hause kam. Ohne weitere Erklärung hatte er jeden Kontakt abgebrochen.
Immer wieder hatte sein Vater ihm Nachrichten hinterlassen und Abgesandte geschickt, die ihn zur Heimkehr bewegen sollten.
Natürlich wollte der Vater wissen, weshalb Amir nicht zu der Entscheidung stand, die er verkündet hatte.
König Atef Aal Shalaan erhob sich hinter seinem Schreibtisch. Hoheitsvoll, zornig und im vollen Ornat des Königs von Zohayd.
Ein mächtiger breitschultriger Mann. Als Kind hatte Amir oft gedacht, die Schultern des Vaters wären stark genug, alle Last des Königreichs zu tragen. Missbilligend sah er den Sohn an. Amir wich seinem Blick nicht aus.
Trotz seiner Stärke und Erfahrung hatte Atef mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Er musste den Frieden im Königreich sichern, seine Feinde in Schach halten und dafür sorgen, dass die Verbündeten ihm treu blieben. Und genau dabei sollte ihm Amirs arrangierte Heirat helfen.
Atef zog die Furcht einflößenden schwarzen Augenbrauen zusammen. Seine hellbraunen Augen hatte er nur Hassan vererbt …
„Ich frage dich nicht, warum du verschwunden warst“, sagte der Vater. „Und auch nicht, weshalb du zurückgekommen bist.“
„Gut.“ Amir nickte und versuchte gar nicht erst, dem Gespräch die Spannung zu nehmen. Schließlich konnte Atef froh über seine Rückkehr sein.
„Aber nur weil es nicht an der Zeit ist, dich für dein fragwürdiges Verhalten zu tadeln. Die Empfangsfeierlichkeiten sind in vollem Gange.“
Der Empfang der Heiratskandidatinnen. Als Amir seine Rückkehr angekündigt hatte, hatte sein Vater offenbar sofort alles eingeleitet, um jeden Rückzieher unmöglich zu machen.
In der großen Zeremonienhalle wogte ein Meer von Menschen. Ein Meer, in dem sein Leben buchstäblich untergehen würde. Über zweitausend Personen hatten sich eingefunden, die alle mit den Eheverhandlungen zu tun hatten.
Denn Amir sollte seine Wahl unter den Frauen des Landes nicht einfach nur nach äußeren Kriterien treffen. Der Tradition entsprechend wurde von ihm erwartet, dass er in umfangreiche Beratungen mit den entsprechenden Familien eintrat.
Denn eine Eheschließung in Zohayd bedeutete nach wie vor in erster Linie ein Arrangement zwischen zwei Familien – erst in zweiter Linie ging es dabei um die beiden Menschen, die heiraten sollten.
Also waren die einflussreichsten Familien erschienen, um das Einvernehmen mit Amir zu suchen – und auch auf die spätere Ehe Einfluss zu nehmen.
„Du bist unpassend angezogen.“ Die Stimme des Vaters riss Amir aus seinen Grübeleien. „Ich habe dir doch durch deinen kabeer el yaweran bestellen lassen, was das Zeremoniell erfordert.“
Das stimmte. Amirs Wesir hatte ihm diese Nachricht zwar überbracht, aber Amir hatte nur die Stirn gerunzelt und sich wieder dem geschäftlichen Vertrag auf seinem Tisch zugewendet …
Er sah an sich hinab und betrachtete seinen Anzug.
Atef zog ärgerlich die Luft ein. „Lass dir wenigstens deinen Unmut nicht anmerken!“
Amir seufzte. „Verlang nicht zu viel, Vater. Ich kann einfach nicht so tun, als ob all das für mich keine Qual wäre.“
„Sei doch nicht so unvernünftig! Du bist nicht der Erste und nicht der Letzte, der aus Staatsgründen heiratet.“
„So wie du! Du hast es sogar zwei Mal gemacht“, sagte Amir. Sofort wusste er, dass er damit zu weit gegangen war. So durfte er mit seinem Vater – und König – nicht reden.
Aber es war ihm egal. Was interessierte ihn in seiner Situation das Protokoll?
„Immerhin bin ich hier“, fuhr er fort. „Aber warum das Ganze in die Länge ziehen? Warum soll ich gute Miene zum bösen Spiel machen? Am besten, du suchst einfach eine Frau für mich aus.“
„Genau das geht eben nicht. Bei jeder Einzelnen gibt
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