Verfuehrung wie in 1001 Nacht
es viel, was für sie spricht. Am Ende soll deine persönliche Vorliebe entscheiden.“
„Mach du das für mich. Für mich ist eine wie die andere. Sie interessieren mich nicht.“
„Jetzt übertreibst du aber. Es sind alles schöne Frauen, die eine gute Erziehung genossen haben, gebildet und mit angenehmen Umgangsformen. Du wirst deine Braut mögen – und nach einiger Zeit vielleicht sogar lieben.“
„So wie du Königin Sondoss liebst? Und wie du meine Mutter geliebt hast?“
Atef runzelte die Stirn. Mit Amirs Mutter hatte er nur eine Art friedlicher Koexistenz erreicht, und bei Sondoss konnte er nur auf gute Tage mit lediglich gemäßigten Feindseligkeiten hoffen.
„Du vergisst Aliyah und Kamal. Glücklicher als sie kann man nicht sein.“
„Lass die beiden aus dem Spiel, Vater. Sie waren schon vor der Ehe ineinander verliebt. Nur die Umstände hatten sie vorübergehend auseinandergebracht.“
In Atefs Miene kam Bewegung. Plötzlich war er nicht mehr der König, sondern ein Vater, der dem Sohn nicht den Leidensweg ersparen kann, den er selbst gegangen war. „Ich kann dir nicht sagen, wie leid es mir tut, dass du in meine Fußstapfen treten musst. Aber leider führt kein Weg daran vorbei. Darum finde ich ja, du solltest dir die Frauen, die infrage kommen, genau ansehen. Weder bei deiner Mutter noch bei Sondoss hatte ich eine Wahl. Vielleicht hast du mehr Glück und findest eine Partnerin, die wirklich zu dir passt.“
Amir biss die Zähne aufeinander. Das hatte er bereits!
Aber Gemma sah das offenbar nicht so. Nicht einmal Auf Wiedersehen hatte sie ihm gesagt.
Und doch änderte das nichts an seinen Gefühlen. Er wusste jetzt, dass alles, wovon er geträumt hatte, wahr war. Selbst wenn sie ihn nicht wollte, wenn er sie nie besitzen konnte – dennoch …
Wie sollte eine andere Frau ihm auch nur annähernd das geben …? Und selbst wenn – er würde es nicht wollen.
Er schwieg. Sollte der Vater über sein Schicksal entscheiden!
Auch Atef sagte nichts und ging schließlich mit schweren Schritten voran zur Tür.
Amir folgte ihm nachdenklich.
Sein Vater hatte kein einfaches Leben gehabt. Als Kind hatte Amir den Eindruck gehabt, dass nur seine Aufgaben und die Kinder Atef Freude machten.
Aber vor einigen Jahren hatte sich herausgestellt, dass es eine Frau in seinem Leben gegeben hatte, mit der er glücklich gewesen war: Anna Beaumont.
Zwei Jahre nach der Geburt von Haidar und Jalal hatte er einige Zeit von Königin Sondoss getrennt gelebt, und damals hatte er eine Affäre mit Anna gehabt. Dann war Anna schwanger geworden. Aber Atefs Versuche, sich scheiden zu lassen, waren gescheitert.
Und obwohl er fast daran zugrunde gegangen wäre, hatte er Anna verlassen. Denn Azmaharia, Sondoss’ Königreich, drohte mit Krieg. Um einen Skandal zu vermeiden, sollte Anna das Baby nicht bekommen.
Stattdessen hatte sie es zur Adoption freigegeben. Amirs Tante Bahiyah, die über alles Bescheid wusste, hatte die kleine Aliyah adoptiert und als ihr eigenes Kind ausgegeben.
Jahre später, nach einem Herzinfarkt, hatte Atef wieder nach Anna gesucht und die Wahrheit erfahren. Glücklicherweise, denn nur eine Heirat einer Tochter des Königs mit dem König von Judar hatte einen Krieg verhindern können.
Inzwischen war Aliyah König Kamals Ehefrau und Königin von Judar. Ihr Mann vergötterte sie regelrecht. Anna, Atef und Aliyah hatten ihren Kontakt zueinander nie wieder abgebrochen.
Doch Amirs Ansicht nach machte das den Vater noch unglücklicher. Denn so hatte er immer wieder die einzige Frau vor Augen, die er je geliebt hatte – ohne sie je zu besitzen.
Das haben wir gemeinsam, dachte Amir, die unerfüllte Liebe zu einer Frau …
Er beobachtete, wie der Vater die leicht hängenden Schultern straffte, als sie den Zeremoniensaal betraten.
Als sie eintraten, schien es im Raum heller zu werden, und das Stimmengewirr wurde lauter. Aber Amir hatte keine Augen für die prachtvolle Umgebung und die freundlichen Menschen. Er war einfach zu traurig dafür.
Plötzlich fühlte er sich wie vom Blitz getroffen.
Was ist los?
Suchend sah er sich im Saal um – und die Welt schien stillzustehen. Da, ganz am anderen Ende …
Gemma!
5. KAPITEL
Ich muss verrückt geworden sein, dachte Amir. Ich sehe schon Gespenster …
Er schluckte.
Ich sehe Gemma!
Die Frau, die er mehr begehrte als alles andere, ja nach der er sich verzweifelt sehnte!
Offenbar spielte ihm seine Fantasie einen Streich.
Er schloss die Augen. Aber
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