Verfuehrung wie in 1001 Nacht
… Also ist es genau so, wie Johara erzählt hat: Du lässt ihr keine andere Möglichkeit, als deinem … Werben nachzugeben.“
„Ein Wort noch – und du liegst mit gebrochenem Kiefer auf dem Boden!“
„Ich hätte dir glauben sollen, wie primitiv er ist“, sagte er mit falscher Freundlichkeit zu Johara. Dann wurde er wieder ernst und wandte sein klassisch geschnittenes, aber mitleidloses Gesicht Amir zu. „Übrigens waren das mehr als ein Dutzend Wörter.“
Amir ging auf Amjad los und packte ihn am Kragen seines legeren, aber schicken schwarzen Pullis.
Joharas Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, als sie zusah, wie die beiden Urgewalten sich auf die Auseinandersetzung vorbereiteten.
Sie waren einander ebenbürtig, unglaublich ähnlich und doch völlig verschieden. Selbst in seiner Wut bewahrte Amir eine angenehme Ausstrahlung und wirkte wie die Verkörperung des Guten. Amjad dagegen erschien leblos, als würde er alles Licht in seiner Umgebung in sich aufsaugen, sodass sie dunkel und freudlos wurde.
Johara hielt den Atem an. Einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, sich zwischen die beiden zu werfen. Doch dann zog sie es vor, sich nicht einzumischen.
Da stieß Amir einen Ausruf des Missfallens aus und stieß Amjad so hart von sich, dass dieser mehrere Schritte rückwärts taumelte, bis er wieder fest auf den Beinen stand.
„Du bist es doch gar nicht wert“, sagte Amir leise.
„Nur zu, schieb nur alle Schuld auf mich! Aber glaub mir, das hier ging nicht allein von mir aus.“
„Halt den Mund!“, befahl Amir scharf. „Oder …“
„Oder was?“ Amjad ordnete seine Kleidung und strich sich die Haare zurück, die ihm in das Gesicht mit den hohen Wangenknochen gefallen waren. „Ich wusste ja nicht, wie nahe dir das geht. Aber glaub mir, es ist schon gut so. Du musst doch zugeben, dass eine Frau wie Johara keine falsche Bescheidenheit zeigen sollte. Sie will die Nummer eins und wird die Nummer eins bekommen. Und mal ehrlich, du mit deinen Problemen wirst kaum das Rennen machen.“
Amir sah seinen Bruder feindselig an. „Spar dir dein Gift, Amjad, obwohl du offenbar einen unbegrenzten Vorrat davon hast. Du musst viel weniger scharfsinnig sein, als ich bisher angenommen habe. Sonst hättest du keinen Moment geglaubt, dass ich dir diese Inszenierung abkaufe.“
Mitleidig sah Amjad ihn an. „Ist es das, was du dir einredest? Wie hätte ich denn ihre Arme um meinen Nacken ‚inszenieren‘ sollen?“
„Ich kenne dich und weiß, dass du sie dazu gezwungen hast. Und ich kenne Johara. Nur weil du mir und ihr in der Vergangenheit viel bedeutet hast, hat sie dir nicht ordentlich die Meinung gesagt. Obwohl du es verdient hättest.“
Damit war Amir anscheinend mit Amjad fertig, und er wandte sich Johara zu. Von einer Sekunde auf die andere wich alles Unbarmherzige aus seinem Gesicht, und er wirkte zärtlich und besorgt. „Es tut mir so leid, ya joharet galbi , dass du durch mich in diese demütigende Situation geraten bist.“
Überwältigt von seiner Fürsorge, sagte Johara leise: „Es ist doch nicht deine Schuld.“
„Doch. Wegen mir hat Amjad dich gekränkt. Er wollte, dass ich an deinen Gefühlen und deiner Treue zweifle.“
„Du weißt, dass er …“ Sie verstummte. Amir vertraute ihr! Ohne eine einzige Frage zu stellen.
Vergessen war der Gedanke, ihn zu seinem eigenen Besten aufzugeben.
Atemlos warf sie sich in seine Arme. Vor lauter Liebe schlug ihr das Herz bis zum Hals. Amir hörte nicht auf, ihr zärtliche Worte zuzuflüstern und sie sanft zu streicheln. „Ich weiß immer, was in deinem Herzen vor sich geht. Du bist mein Herz!“
„Oje, Amir“, unterbrach Amjad mit zynischer Stimme. „Das klingt ja jämmerlich. Wenn du dich hören könntest! Jetzt überleg doch mal: Warum ist sie gerade jetzt nach Zohayd gekommen? Sie weiß, dass du nicht so schlau bist, wie du denkst. Ihr war von Anfang an klar, dass wir anderen eure ‚heimliche‘ Beziehung bald entdecken.“
Ohne Johara loszulassen, wandte sich Amir Amjad zu. „Wir? Soll das heißen, Vater weiß auch davon?“
Amjad machte eine ärgerliche Geste. „Wo du ihn gerade einem solchen Wechselbad der Gefühle aussetzt? Und bei seiner momentanen Verfassung seit der Rückkehr von Aliyah und Anna? Nein, natürlich nicht. Aber ich musste nur eins und eins zusammenzählen: Gestern kam Johara erhitzt und aufgeregt in den Palast zurück – und du warst nicht da. Ich glaube, das bleibt anderen auch nicht
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