Verfuehrung wie in 1001 Nacht
Aliyah zu. „Irgendwer muss ausgenutzt haben, dass ein Verdacht sofort auf Berj und Johara fallen würde.“
„Ich vertraue auf Aliyahs – und Amirs – Instinkt“, sagte Kamal und nickte Johara vertrauensvoll zu. „Du bist unschuldig. Glaub mir, ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dich zu entlasten und die wahren Schuldigen zu finden.“
„Na gut“, lenkte Amjad ein. „Wenn ihr auf die einsame Stimme der Vernunft nicht hören wollt und euch lieber gegenseitig euren Respekt versichert … dann will ich etwas tun, was euch überraschen wird: zugeben, dass ich mich vielleicht geirrt habe. Aber falls nicht, solltet ihr an die Konsequenzen denken. Dann sucht ihr nach Schuldigen, die es gar nicht gibt, und lasst die eigentlichen Täter entkommen. Und wir verlieren den Schatz und den Thron – und die Gegend ihre Stabilität.“
„Deine Bedenken wurden zur Kenntnis genommen, Amjad“, sagte Amir. „Und als unbegründet verworfen. Und jetzt versprich mir, dass du nichts gegen Berj und Johara unternimmst.“
Amjad sah seinen Bruder an und zuckte die Schultern. „Du bist derjenige von uns, der am meisten zu verlieren hat. Ich kann dir nur eins versprechen: Wenn Hassan auch eurer Meinung ist, überlasse ich dir die Führung.“
Amir nickte ihm kurz zu. „Gut, das reicht mir.“
„Schön“, meldete sich Aliyah zu Wort, „dass wir uns nicht mehr gegenseitig bekämpfen. Trotzdem, finde ich, können wir nicht vorsichtig genug sein. Die Diebe wissen, dass wir nicht öffentlich gegen sie ermitteln können. Aber am besten wiegen wir sie in Sicherheit, wenn wir so tun, als wären uns die Fälschungen nicht aufgefallen. So schaffen wir es vielleicht, bis zur Kronjuwelenschau alles aufzuklären und den echten Schatz wiederzubeschaffen.“
Dann wurden die Einzelheiten des Plans besprochen und die Aufgaben verteilt. Kamal, der am wenigsten tief in der Sache steckte, sollte Hassan einweihen.
Als sich alle verabschiedeten, stand Johara wie betäubt neben Amir. Noch als das Geräusch des abfliegenden Hubschraubers und das Aufheulen von Amjads Sportwagen verklungen waren, schaute sie ins Leere.
Alles war schlimmer gekommen, als sie es je befürchtet hatte. Dabei hatte sie doch alles getan, um Amir nicht zu schaden. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt …
Sie zuckte zusammen, als Amir ihre Schulter berührte und leise sagte: „Komm ins Haus, ya galbi , es ist schon empfindlich kühl. Setz dich erst mal. Dann helfe ich dir, alles zu verarbeiten.“
Sie nickte, und in der Ferne erklang ein Motorengeräusch. Kurz darauf sah man, woher es kam: Im letzten Licht der untergehenden Sonne näherte sich eine Reihe exklusiver Stretchlimousinen. Jede davon trug die goldene und grüne Flagge Zohayds auf der Motorhaube.
Amir erstarrte buchstäblich. „Das hat uns heute gerade noch gefehlt. Vater!“ Er wandte sich Johara zu. „Wartest du bitte in unserem Zimmer? Ich kläre das hier so schnell wie möglich.“
Mechanisch nickte sie und kam seiner Bitte nach.
Dann saß sie auf seinem – bisher noch ihrem gemeinsamen – Bett. Bei jedem Geräusch erschrak sie. Sie hörte Amirs Stimme und die seines Vaters, die lauter wurde. Dann Schritte auf der Treppe, die immer näher kamen.
Plötzlich wurde die Schlafzimmertür aufgerissen.
Amir stand hinter seinem Vater und sah aus, als ob er ihn am liebsten zur Seite gestoßen hätte … König Atef, in vollem königlichem Ornat, achtete nicht auf die Proteste seines Sohnes und betrat einfach den Raum.
Johara stand auf. Sie rechnete mit dem Schlimmsten.
Und so kam es auch.
„Stimmt es, Johara?“, fragte der König. „Bekommst du ein Kind von Amir?“
9. KAPITEL
Erschrocken stand Amir hinter seinem Vater. Fragend sah er in Joharas Gesicht, das wie erstarrt wirkte.
Mit weit geöffneten Augen schaute sie seinen Vater an.
„N…nein“, sagte sie mit bebender Stimme.
Und da wusste er: Johara war schwanger.
Seine Gefühle wirbelten durcheinander, und das Herz zerbarst ihm fast in der Brust.
Seit sie ihn allein gelassen hatte, war ihm immer wieder durch den Kopf gegangen, ob ihr Zusammensein wirklich folgenlos geblieben war. Im Rausch der Leidenschaft hatten sie keinen Augenblick an Verhütung gedacht.
Der Gedanke, dass sie allein war, wenn sie herausfand, dass sie ein Kind erwartete, hatte ihm, zusätzlich zu ihrem Verschwinden, das Herz beschwert.
Dann war sie zurückgekommen und hatte nichts von einer Schwangerschaft gesagt. Und so war er davon ausgegangen, dass
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