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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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seid. Seine Lordschaft ist einer von denen, die auf ihre Frauen aufpassen.«
    »Ja, nicht wahr, das ist er? Geh zu Bett, Mary. Ich werd noch ein bißchen lesen.«
    In einem großen Haushalt gab es nur wenig Geheimnisse, und Sophy wußte das auch. Trotzdem hatte sie gehofft, daß ihre Schwangerschaft noch ein wenig länger geheim geblieben wäre. Sie mußte sich erst noch an den Gedanken gewöhnen, daß sie Julians Kind unter dem Herzen trug.
    »Sehr wohl, Madame. Soll ich der Köchin die Salbe bringen, die Ihr ihr für ihre Hände versprochen habt?«
    »Die Salbe. Oje, die hätte ich fast vergessen.« Sophy ging rasch zu ihrer Arzneitruhe. »Ich muß dran denken, daß ich morgen Old Bess besuche und mir frische Vorräte hole. Ich hab der Frische der Kräuter in den Londoner Apotheken nicht getraut.«
    »Ja, Madame. Also dann gute Nacht, Madame«, sagte Mary, als Sophy ihr den Behälter mit Salbe gab. »Die Köchin wird sehr dankbar sein.«
    »Gute Nacht, Mary.«
    Sophy beobachtete, wie sich die Tür hinter ihrer Zofe schloß und wanderte dann rastlos zu dem Regal mit ihren Büchern. Sie war wirklich sehr müde, aber jetzt, wo sie fürs Bett bereit war, hatte sie doch noch keine Lust zu schlafen.
    Aber nach Lesen war ihr auch nicht zumute, entdeckte sie, als sie ein paar Seiten von Byrons neuestem Erguß The Giaour durchblätterte. Sie hatte den Band ein paar Tage bevor Julian sie aufs Land schickte gekauft und hatte sich darauf gefreut, es zu lesen.
    Sie wandte sich von ihren Büchern ab, und ihr Blick fiel auf das kleine Schmuckkästchen auf ihrem Toilettentisch. Der schwarze Ring befand sich nicht mehr darin, aber jedes Mal, wenn Sophy die
    Schatulle sah, mußte sie daran denken und grämte sich ein bißchen, weil ihre Pläne, Amelias Verführer zu finden, zunichte waren.
    Dann berührte sie ihren immer noch flachen Bauch und erschauderte. Es gab jetzt keine Möglichkeit, ihre Nachforschungen weiterzuführen. Sie brachte es nicht über sich, Julians Leben wegen ihrem Verlangen nach Rache in Gefahr zu bringen. Er war der Vater ihres Kindes, und sie war unwiderruflich in ihn verliebt. Selbst wenn das nicht der Fall wäre, hätte sie kein Recht dazu, einen anderen für ihre persönliche Ehre in Gefahr zu bringen.
    Ein Teil von ihr war verwundert über die Leichtigkeit, mit der sie ihre Suche aufgegeben hatte. Damals war sie sehr wütend und traurig gewesen, aber das hatte sich inzwischen gelegt. Um ehrlich zu sein, war sie sogar ein kleines bißchen erleichtert. Ohne Zweifel hatten jetzt andere Dinge in ihrem Leben Vorrang, und tief in ihrem Inneren sehnte sie sich danach, sich diesen voll und ganz zu widmen.
    Ich trage Julians Kind unter dem Herzen.
    Es war immer noch schwer zu glauben, aber mit jedem Tag wurde die Vorstellung realer. Julian wollte dieses Kind, sagte sie sich voller Hoffnung. Vielleicht würde es helfen, die Bande zu stärken, die, wie sie sich manchmal gestattete zu glauben, zwischen ihnen wuchsen.
    Sophy ging durchs Zimmer, immer noch ungewöhnlich unruhig. Sie warf einen Blick auf das Bett und sagte sich, sie sollte eigentlich hineinsteigen und schlafen, aber dann fiel ihr wieder das Zimmer am Ende der Halle ein, in das sie so bald wie möglich einziehen wollte.
    Sophy packte spontan eine Kerze, öffnete die Tür und ging über den dunklen Gang zu dem Schlafzimmer, das einmal Elizabeth gehört hatte. Sie war schon ein- bis zweimal drin gewesen und hatte es nicht sehr angenehm gefunden. Die Einrichtung war unverhohlen sinnlich und nach Sophys Geschmack sehr unziemlich.
    Das Zimmer war mit Chinoiserien möbliert, nach dem Geschmack der Zeit, aber hier war der Stil bis zum Exzess ausgelebt, ein Reich dunkler, üppiger Erotik. Als Sophy es das erste Mal sah, kam ihr sofort der Gedanke, daß dieser Raum von der Nacht regiert wurde. Er hatte etwas Seltsames, Ungesundes. Sie und Mrs. Ashkettle hatten sich nach dem Öffnen der Tür nicht lange dort aufgehalten.
    Mit der Kerze in einer Hand öffnete Sophy die Tür und stellte fest, daß der Raum sie jetzt genauso deprimierte wie beim ersten Besuch. Schwere Samtvorhänge schlossen alles Licht aus, selbst das des Mondes.
    Die Bilder auf den grünschwarzen Lackmöbeln sollten wohl exotische, irisierende Drachen darstellen, aber in Sophys Augen sahen die Kreaturen wie sich windende Schlangen aus. Das Bett war eine Monstrosität mit dicken Vorhängen, Klauenfüßen und einer erdrückenden Anzahl von Kissen. Dunkle Tapeten bedeckten die Wände.
    Es war ein Raum,

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