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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Grund, warum eine Frau zu ihr geht.« Waycotts Stimme klang unheimlich, als er Sophy hochzog und den Mantel von ihrem Gesicht entfernte. Er beobachtete sie mit fiebrig glänzenden Augen und nahm langsam seine Maske ab. »Ich bin recht zufrieden, meine Liebe. Ich kann jetzt Ravenwood den Coup de Grace geben, wenn ich ihm erzähle, daß seine neue Gräfin entschlossen war, seinen Erben loszuwerden, genau wie die erste Gräfin.«
    »Guten Abend, Mylord.« Sophy nickte huldvoll, als würde sie ihm in einem Salon gegenüberstehen. Sie war immer noch in den Mantel gefesselt, versuchte es aber einfach zu ignorieren. Die Wochen, in denen sie gelernt hatte, sich wie eine Gräfin zu benehmen, waren nicht umsonst gewesen. »Wer hätte gedacht, daß man Euch hier trifft? Eine etwas ungewöhnliche Umgebung, nicht wahr? Ich hab diesen Platz immer sehr malerisch gefunden.«
    Sophy sah sich in dem kleinen Steingewölbe um und versuchte, einen Angstschauder zu unterdrücken. Sie haßte diesen Ort. Er hatte sie in die alte normannische Ruine gebracht, die sie immer so gerne gezeichnet hatte, bis ihr klar wurde, daß es der Schauplatz der Verführung ihrer Schwester war.
    Das verfallene alte Schloß, das immer so bezaubernd pittoresk ausgesehen hatte, war jetzt ein Alptraum für sie.
    Spätnachmittägliche Schatten legten sich draußen übers Land, und die schmalen Fensterschlitze ließen nur wenig Licht herein. Die kahlen Steine der Decke und der Wände waren von Spuren alten Rauchs aus dem großen Kamin geschwärzt. Der Raum war beunruhigend feucht und düster.
    Im Kamin war Feuer gelegt, und daneben stand ein Korb mit einem Wasserkessel und einigen Vorräten. Aber das Beängstigendste an dem Raum war die Schlafstelle, die an einer Wand aufgebaut war.
    »Du kennst mein kleines Liebesnest? Ausgezeichnet. Es wird dir in Zukunft sicher sehr nützlich sein, wenn du deinen Mann regelmäßig betrügst. Ich bin entzückt, daß ich derjenige sein werde, der dich in den Freuden dieses Sports unterweist.« Waycott ging in eine Ecke des Raums und ließ die Maske auf den Boden fallen. Er drehte sich um und lächelte Sophy aus den Schatten zu. »Elizabeth ist gelegentlich gern hierhergekommen. Es wäre eine nette Abwechslung, hat sie gesagt.«
    Eine dunkle Vorahnung überkam Sophy. »Und war sie die einzige, die Ihr hierhergebracht habt, Lord Waycott?«
    Waycott sah kurz zu der Maske auf den Boden, und sein Gesicht verhärtete sich. »Oh, nein, ich hab es gelegentlich benutzt, um mich mit einem hübschen kleinen Ding aus dem Dorf zu amüsieren, wenn Elizabeth ihre seltsamen Anwandlungen hatte.«
    Nackte Wut packte Sophy. Das gab Kraft, wie sie feststellte. »Wer war denn das hübsche kleine Ding, das Ihr hierhergebracht habt, Mylord? Wie war denn ihr Name?«
    »Ich hab’s dir doch gesagt, das war bloß die Dorfhure. Niemand von Bedeutung. Wie ich schon sagte, ich habe sie nur benutzt, wenn Elizabeth eine ihrer komischen Launen hatte.« Waycott sah Sophy an, offensichtlich lag ihm viel daran, es ihr verständlich zu machen. »Elizabeths Launen haben nie sehr lange gedauert, weißt du. Aber wenn sie sie hatte, war sie nicht sie selbst. Manchmal waren da... andere Männer. Ich konnte es nicht ertragen, mitansehen zu müssen, wie sie mit ihnen geflirtet hat und sie dann in ihr Schlafzimmer einlud. Manchmal wollte sie, daß ich auch mitkomme, aber das konnte ich nicht ausstehen.«
    »Also seid Ihr hierhergekommen. Mit einer unschuldigen jungen Frau aus dem Dorf.« Die Wut war Sophy zu Kopf gestiegen, aber sie versuchte verzweifelt, das zu verbergen. Ihr Schicksal, das spürte sie, war abhängig davon, daß sie ihre Gefühle streng im Zaume hielt.
    Waycott lachte. »Sie ist nicht lange unschuldig gewesen, das kann ich dir versichern. Ich bin ein ausgezeichneter Liebhaber, Sophy, wie du schon bald feststellen wirst.« Er kniff plötzlich die Augen zusammen. »Aber da fällt mir ein, meine Liebe, ich muß dich ja fragen, wie du zu dem Ring gekommen bist.«
    »Ja, der Ring. Wo und wann habt Ihr ihn denn verloren, Mylord?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Waycott runzelte die Stirn. »Aber es ist möglich, daß ihn das Mädchen aus dem Dorf gestohlen hat. Sie hat immer behauptet, sie wäre aus einer adligen Familie, aber ich wußte es besser. Sie war das Kind von irgendeinem Dorfhändler. Ja, ich hab mich immer gefragt, ob sie mir den Ring gestohlen hat, als ich schlief. Sie war dauernd hinter mir her, hat ein Symbol unserer Liebe verlangt. Dumme Gans.

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