Verfuehrung
gutproportionierten Räumen mit den hohen Fenstern wäre etwas zu machen. Sie freute sich schon darauf, die Räume neu zu gestalten.
In der Zwischenzeit hatte sie ihre helle Freude an den täglichen Ausritten mit Julian, auf denen sie die neu erworbenen Wälder, Wiesen und das reiche Ackerland erkundeten. Er hatte ihr seinen neu ernannten Verwalter John Fleming vorgestellt und schien wirklich dankbar, daß Sophy nicht beleidigt war, wenn er viele Stunden lang die Zukunft Eslington Parks mit dem eifrigen jungen Mann plante. Julian hatte sich auch alle Mühe gegeben, Sophy, wie auch sich selbst, allen Pächtern auf dem Besitztum vorzustellen. Er schien sehr erfreut, als Sophy mit Kennerblick Schafe und verschiedene Kostproben landwirtschaftlicher Produkte bewundert hatte. Es hat doch seine Vorteile, wenn man auf dem Land aufgewachsen ist, dachte Sophy insgeheim. Zumindest konnte eine solche Frau sich einigermaßen intelligent mit ihrem Gatten unterhalten, der offensichtlich das Land sehr liebte.
Mehr als einmal fragte sich Sophy, ob Julian wohl je eine ähnliche Liebe für seine neue Braut entwickeln würde.
Die Pächter und Nachbarn hatten mit Spannung die Ankunft ihres neuen Lords erwartet. Aber nachdem Julian einige der Bauern in ihre Scheunen begleitet hatte, ohne einen Gedanken an die Politur seiner eleganten Reitstiefel zu verschwenden, ging es wie ein Lauffeuer durch die Umgebung, daß der neue Herr von Eslington sein Handwerk verstand, wenn es um Ackerbau und Schafsaufzucht
ging.
Sophy wurde bereitwillig akzeptiert, nachdem sie einige mollige Babies im Arm gehalten hatte und mit besorgter Miene vor den Wiegen einiger kranker gestanden war und weise Gespräche über den Gebrauch hiesiger Kräuter in Hausmitteln geführt hatte. Mehr als einmal hatte Julian geduldig warten müssen, während seine Frau einer Bäuerin ein Rezept für Hustensirup oder ein Verdauungstränklein gab.
Er fand es anscheinend sehr amüsant, Strohhalme aus Sophys Haaren zu zupfen, wenn sie aus den engen Hütten kam.
»Du wirst mir eine gute Frau sein, Sophy«, hatte er zufrieden am dritten Tag nach so einem Ausflug bemerkt. »Diesmal hab ich eine gute Wahl getroffen.«
Bei diesem Lob war Sophy warm ums Herz geworden, aber sie hatte ihre Freude nicht gezeigt, sondern lachend erwidert: »Damit willst du wohl sagen, daß ich das Zeug habe, eine gute Farmersehefrau zu werden?«
»Wenn man die Sache genau betrachtet, Sophy, dann bin ich genau das. Ein Farmer.« Und sein Blick war über die Landschaft geschweift, mit dem Besitzerstolz des Mannes, der weiß, daß alles, was er sieht, ihm gehört. »Und eine gute Farmersfrau paßt sehr gut zu mir.«
»Du redest ja, als könnte ich das eines Tages tatsächlich werden«, hatte sie leise gesagt. »Darf ich dich daran erinnern, daß ich bereits deine Frau bin?«
Sein Grinsen war geradezu satanisch. »Noch nicht, meine Liebe, aber schon bald, viel eher, als du geplant hast.«
Die Dienerschaft von Eslington Park war gut geschult und beachtlich effizient, obwohl Sophy sich innerlich wand, wenn die Diener sich ein Bein ausrissen, um Julian jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Sie waren offensichtlich auf der Hut vor ihrem neuen
Herrn, wenn auch sehr stolz darauf, einem so wichtigen Mann dienen zu können.
Sie hatten nämlich Gerüchte über seinen Jähzorn vom Kutscher, Pferdeknecht, Kammerherrn und der Zofe, die Lord und Lady Ravenwood begleiteten, gehört und wollten kein Risiko eingehen.
Alles in allem verliefen die Flitterwochen recht angenehm. Das einzige, was Sophy ihren Aufenthalt in Norfolk vergällte, war der subtile aber absichtliche Druck, den Julian sie jeden Abend spüren ließ. Allmählich machte sie das wirklich nervös.
Julian hatte offensichtlich nicht die Absicht, sich die nächsten drei Monate von ihrem Bett fernzuhalten. Er rechnete fest damit, sie lange, bevor dieser Zeitraum verstrichen war, verführen zu können.
Bis zu dem Punkt, als sie feststellte, daß sich sein Portweinkonsum nach dem Essen stetig steigerte, war Sophy überzeugt gewesen, sie hätte die Lage im Griff. Das Schwierigste war, ihre eigene Reaktion auf seine beständig intimer werdenden Gutenachtküsse unter Kontrolle zu halten. Wenn ihr das gelänge, würde Julian zumindest sein Wort halten, auch wenn es ihm noch so schwerfiel. Sie spürte instinktiv, daß sein Stolz ihm verbat, sich dazu herabzulassen, sich gewaltsam Zutritt zu ihrem Bett zu verschaffen.
Aber sein wachsender Portweinkonsum machte
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