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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ihr Sorgen. Er brachte ein neues, gefährliches Element in eine ohnehin gespannte Situation. Sie erinnerte sich nur allzu gut an jene Nacht, in der ihre Schwester Amelia von einem ihrer heimlichen Schäferstündchen zurückgekehrt war und ihr unter Tränen gestand, daß zuviel des guten Weines bei einem Gentleman zu brutalen Worten und bestialischem Verhalten führen konnte. Amelias zarte Arme waren in jener Nacht voller blauer Flecken gewesen. Sophy war außer sich vor Wut gewesen und hatte erneut verlangt, daß Amelia den Namen ihres Geliebten nenne. Amelia hatte sich wieder geweigert.
    »Hast du deinem sauberen Geliebten gesagt, daß die Dorrings seit Generationen Nachbarn der Ravenwoods sind? Wenn Großvater herausfindet, was da vorgeht, wird er direkt zu Lord Ravenwood gehen und dafür sorgen, daß diesem Unsinn ein Ende gemacht wird.«
    Amelia schniefte. »Genau aus diesem Grund habe ich dafür gesorgt, daß mein Herzallerliebster nicht weiß, wer mein Großvater ist. Oh, Sophy, begreifst du denn nicht?Ich fürchte, wenn mein Geliebter entdeckt, daß ich eine Dorring und somit die Enkelin eines so engen Nachbarn von Ravenwood bin, wird er es nicht mehr riskieren, sich mit mir zu treffen.«
    »Du läßt dich lieber von deinem Geliebten mißbrauchen, als ihm zu sagen, wer du bist?<<  hatte Sophy fassungslos gefragt.
    »Du weißt ja nicht, was es heißt zu lieben«, hatte Amelia geflüstert und sich dann in den Schlaf geweint.
    Amelia hatte sich geirrt, das wußte Sophy. Sie wußte, was es heißt zu lieben, aber sie versuchte, mit den Gefahren dieses Gefühls intelligenter umzugehen, als es ihre arme Schwester getan hatte. Sie würde nicht die gleichen Fehler machen wie Amelia.
    Sophy erduldete einige Abende stumm ihre wachsende Angst über Julians reichlichen Portweingenuß, bis sie es wagte, das Thema anzuschneiden.
    »Habt Ihr Schwierigkeiten mit dem Einschlafen, Mylord?« hatte sie ihn schließlich in der zweiten Woche ihrer Ehe gefragt. Sie saßen vordem Kamin im Roten Salon. Julian hatte sich gerade ein weiteres großes Glas Portwein eingegossen.
    Er musterte sie mit halbgeschlossenen Lidern. »Warum fragst du?«
    »Verzeih mir, aber ich bin nicht blind und sehe, daß deine Vorliebe für Portwein täglich wächst. Viele Menschen trinken Sherry, Portwein oder Rotwein, um besser einschlafen zu können. Bist du es gewohnt, abends so viel zu trinken?«
    Seine Finger trommelten gegen die Armlehne seines Stuhls, während er sie lange ansah. »Nein«, sagte er schließlich und kippte das halbe Glas Portwein hinunter. »Stört es dich?«
    Sophy konzentrierte sich auf ihre Stickerei. »Wenn du Schwierigkeiten mit dem Einschlafen hast, gibt es wesentlich wirksamere Mittel. Bess hat mir viele gezeigt.«
    »Willst du mir etwa Laudanum verabreichen?«
    »Nein. Laudanum ist zwar sehr wirksam, aber ich würde es erst verabreichen, wenn andere Mittel versagen. Wenn du möchtest, kann ich dir eine Kräutermischung zubereiten.«
    »Danke, Sophy. Aber ich glaube, ich bleibe beim Portwein. Ich verstehe ihn, und er versteht mich.«
    Sophy hob erstaunt die Augenbrauen. »Was gibt es da zu verstehen, Mylord?«
    »Soll ich ganz offen sprechen, Madame Gemahlin?«
    »Natürlich.« Die Frage überraschte sie. »Du weißt doch, daß es mir wesentlich lieber ist, wenn wir offen miteinander reden. Du bist derjenige, der in bestimmten Angelegenheiten damit Schwierigkeiten hat, nicht ich.«
    »Eine faire Warnung: Das ist keine Sache, über die du gerne reden wirst.«
    »Unsinn. Wenn du Schwierigkeiten mit dem Einschlafen hast, bin ich mir sicher, daß es bessere Mittel gibt als Portwein.«
    »In dem Punkt sind wir uns einig. Die Frage, meine Liebe, ist, bist du bereit, mir das wirksame Mittel zu geben?«
    Sein spöttischer Ton ließ ihren Kopf hochschnellen, und sie sah direkt in seine grünen Augen. Und dann begriff sie plötzlich.
    »Ich verstehe«, sagte sie, und es gelang ihr, einigermaßen gelassen zu klingen. »Ich habe nicht geahnt, daß unser Übereinkommen dir körperliche Unannehmlichkeiten bereitet.«
    »Und nachdem du es jetzt weißt, würdest du vielleicht in Betracht ziehen, mich von meinem Versprechen zu entbinden?«
    Das Stickgarn riß in ihrer Hand. Sophy starrte entsetzt die baumelnden Fäden an. »Ich dachte, alles verliefe recht gut, Mylord«, sagte sie kleinlaut.
    »Das ist mir klar. Du hast dich doch hier in Eslington Park sehr gut amüsiert, nicht wahr, Sophy?«
    »Sehr gut, Mylord.«
    »Ich auch. In gewisser

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