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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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fürchten, daß man sie im gleichen Zustand wie ihre Schwester ausstoßen würde. Verdammt, er wollte einen Erben -braucht einen. Nichts lag ihm ferner, als sie auszustoßen, wenn sie guter Hoffnung wäre.
    Sophy hatte sowohl den Schutz des Gesetzes als auch den persönlichen Eid des Grafen von Ravenwood, sie zu schützen und für sie zu sorgen. Ständig in Angst und Schrecken vor dem Schicksal ihrer Schwester herumzulaufen war haarsträubender weiblicher Unsinn, und den würde Julian unter keinen Umständen dulden. Er mußte sie davon überzeugen, daß es keine Parallele zwischen ihrem und dem Schicksal ihrer Schwester gab.
    Denn eins war klar: Er hatte definitiv keine Lust, noch mehr Nächte allein in seinem Bett zu verbringen.
    Julian wußte nicht, wie lange er dalag und überlegte, wie er seiner Frau eine Lektion erteilen würde, aber irgendwann schlief er schließlich ein. Sein Schlaf war aber sehr unruhig, und Stunden später weckte ihn das Geräusch von Sophys Tür, die sich leise schloß, abrupt aus dem Schlummer.
    Er streckte sich und fragte sich, ob es wohl schon Zeit zum Aufstehen wäre. Aber als er ein Auge öffnete und wütend zum Fenster starrte, sah er, daß es hinter den Vorhängen noch stockfinstere Nacht war.
    Niemand, nicht einmal Sophy, stand in London beim Morgengrauen auf. Julian drehte sich um und befahl sich wieder einzuschlafen. Aber irgendein Instinkt hinderte ihn daran. Er fragte sich, wer wohl Sophys Tür zu dieser unchristlichen Stunde geöffnet hatte.
    Schließlich konnte er seiner wachsenden Neugier nicht mehr widerstehen, stieg aus dem Bett und ging zur Verbindungstür. Er öffnete sie leise.
    Es dauerte einige Sekunden bis ihm klar wurde, daß Sophys Bett leer war. Und dann hörte er das leise Rattern von Kutschenrädern draußen vor dem Fenster. Und jetzt blieb das Gefährt stehen.
    Plötzlich packte ihn irrationale, aber heftige Angst.
    Julian sprang zum Fenster, riß die Vorhänge beiseite und sah gerade noch, wie eine vertraute, schlanke Gestalt in Männerhosen und Hemd in die geschlossene Kutsche sprang. Sophys hellbraunes Haar war zu einem strengen Knoten unter einem verschleierten Hut gebunden. In einer Hand trug sie einen hölzernen Kasten. Der Fahrer, ein schlanker, rothaariger Knabe in Schwarz, schnalzte den Pferden zu, und die Kutsche fuhr rasch los.
    »Verdammt sollst du sein, Sophy.« Julians Finger krallten sich so heftig in die Vorhänge, daß er sie fast heruntergerissen hätte. »Zur Hölle sollst du fahren, du Miststück.«
    Ich liebe dich. Liebst du mich auch, Julian?
    Süßes, verlogenes Luder. »Du gehörst mir«, zischte er durch die Zähne. »Du gehörst mir, und eher seh ich dich in der Hölle, bevor ich dich einem andren überlasse.«
    Julian ließ den Vorhang fallen, rannte in sein Zimmer, griff sich ein Hemd und zog rasch eine Hose an. Er packte seine Stiefel und rannte hinaus auf den Korridor. Am Fuß der Treppe kämpfte er sich in seine engen Reitstiefel und lief dann zum Dienstboteneingang. Er mußte sich ein Pferd aus dem Stall holen und sich beeilen, wenn er die Kutsche nicht aus den Augen verlieren wollte.
    Im letzten Augenblick drehte er noch einmal um und rannte zurück in die Bibliothek. Er brauchte eine Waffe. Er würde den, der Sophy entführt hatte, töten. Und danach würde er sich gut überlegen, was er mit seiner Frau machen würde. Wenn sie glaubte, er würde sich von ihr das bieten lassen, was er mit Elizabeth mitgemacht hatte, stand ihr eine große Überraschung bevor.
    Die Pistolen hingen nicht mehr an der Wand.
    Julian blieb kaum Zeit, das zu verdauen, als er Pferdehufe draußen auf der Straße hörte. Er lief zur Eingangstür und riß sie auf, gerade als eine Frau in Schwarz mit schwarzem Schleier von einem grauen Wallach abstieg. Das Pferd trug einen Herrensattel, keinen für Damen.
    »Oh, Gott sei Dank«, sagte die Frau sichtlich erschrocken, als sie ihn in der Tür stehen sah. »Ich hatte schon Angst, ich müßte das ganze Haus wecken, um Euch zu sprechen. So ist es viel besser. Vielleicht kann man den Skandal noch verhindern. Sie sind nach Leighton Field gefahren.«
    Leighton Field? Das ergab keinen Sinn. Nur Rinder und Duellanten interessierten sich für Leighton Field.
    »Um Himmels willen, beeilt Euch. Ihr könnt mein Pferd nehmen. Wie Ihr seht, reite ich keinen Damensattel.«
    Julian zögerte keine Sekunde. Er packte die Zügel des grauen Pferdes und schwang sich in den Sattel. »Wer, zum Teufel, seid Ihr denn?« fragte er die

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