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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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verschleierte Frau. »Seine Frau?«
    »Nein, Ihr versteht nicht, aber das werdet Ihr bald. Nur beeilt Euch.«
    »Geht ins Haus«, befahl Julian, als der Graue anfing zu tänzeln. »Ihr könnt drinnen warten. Wenn einer der Dienstboten Euch dort findet, sagt nichts, außer, daß ich Euch gebeten habe dazubleiben.«
    Julian gab dem Pferd die Sporen und galoppierte los, ohne auf die Antwort zu warten. Warum sollten Sophy und ihr Geliebter nach Leighton Field fliehen, fragte sich Julian wütend. Aber mit dieser Frage befaßte er sich nicht lange, er war viel zu sehr damit beschäftigt zu überlegen, welches Mitglied des Ton sein eigenes Todesurteil unterschrieben hatte, indem er Sophy heute morgen entführte.
    Leighton Field sah im dämmrigen Morgenlicht kalt und feucht aus. Eine kleine Gruppe trister Bäume, deren schwere Äste vor Nässe trieften, kauerten unter dem noch dunklen Himmel. Dunst stieg vom Boden auf und hing dick und grau knietief über dem Boden. Annes kleine, geschlossene Kutsche, der offene Einspänner in kurzer Entfernung und die Pferde sahen aus, als würden sie in der Luft schweben.
    Als Sophy aus der Kutsche stieg, verschwanden ihre Beine im Bodennebel. Sie warf einen Blick zu Anne, die das Kutschpferd festband. Wenn sie nicht gewußt hätte, wer es war, wäre Sophy überzeugt gewesen, daß die rothaarige Gestalt mit dem schmutzigen Gesicht ein junger Mann war.
    »Sophy, bist du sicher, daß du diese Geschichte weiter verfolgen willst?« fragte Anne ängstlich.
    Sophy warf einen Blick auf den Einspänner, der nur ein paar Meter entfernt stand. Die verschleierte Gestalt in Schwarz war immer noch nicht ausgestiegen. Charlotte Featherstone schien allein zu sein. »Ich habe keine andere Wahl, Anne.«
    »Wo nur Jane bleibt? Sie sagte, wenn du entschlossen wärst, dich zum Narren zu machen, würde sie sich verpflichtet fühlen, dabei zu sein.«
    »Vielleicht hat sie sich’s anders überlegt.«
    Anne schüttelte den Kopf. »Das sieht ihr nicht ähnlich.«
    »Nun denn«, sagte Sophy und warf die Schultern zurück, »am besten bringen wir es hinter uns. Die Sonne wird bald aufgehen. Wie ich höre, erledigt man so etwas im Morgengrauen.« Sie machte sich auf den Weg zu dem nebelverhangenen Einspänner.
    Die einsame Gestalt im Wagen regte sich, als Sophy sich näherte. Charlotte Featherstone, in einem eleganten schwarzen Reitkostüm, stieg aus. Die Kurtisane war zwar verschleiert, aber Sophy sah, daß ihr Haar sorgfältig frisiert war und Charlotte ein paar atemberaubende Perlohrringe trug. Ein Blick auf die modische Toilette der anderen Frau genügte, und Sophy kam sich vor wie ein linkisches Kind. Die Große Featherstone war offensichtlich ein Experte was Stil und Mode anging. Sie war sogar zu einem Duell im Morgengrauen perfekt gekleidet.
    Anne ging nach vorn, um ihr Pferd anzubinden.
    »Wißt Ihr was, Madame«, sagte Charlotte, »ich glaube nicht, daß irgendein Mann die Mühe wert ist, sich zu so früher Stunde aus dem Bett zu quälen.«
    »Warum habt Ihr sie Euch dann gemacht?« erwiderte Sophy.
    »Ich bin mir nicht sicher«, gab Charlotte zu. »Aber sicher nicht wegen dem Grafen von Ravenwood, auch wenn er einmal sehr charmant zu mir war. Vielleicht weil es eine ganz neue Erfahrung ist.«
    »Ich kann mir vorstellen, daß nach Eurer ziemlich abenteuerlichen Karriere neue Erfahrungen selten sind.«
    Charlotte sah Sophy direkt in die Augen. Ihre Stimme verlor den spöttischen Unterton und wurde ernst. »Ich kann Euch versichern, daß es wirklich ein rares Ereignis ist, daß eine Gräfin mich als fordernswerten Gegner betrachtet. Man könnte sogar sagen, ein einmaliges Erlebnis. Euch ist doch wohl klar, daß keine Frau aus Eurer Gesellschaft je mit mir gesprochen hat, geschweige denn mir solchen Respekt gezollt hat.«
    Sophy neigte den Kopf zur Seite und musterte ihre Gegnerin.
    »Ihr könnt versichert sein, daß ich großen Respekt vor Euch habe, Miß Featherstone. Ich habe Eure Memoiren gelesen und ich glaube, ich kann mir vorstellen, wie mühselig es für Euch war, zu Eurer augenblicklichen Position aufzusteigen.«
    »Könnt Ihr das wirklich?« murmelte Charlotte. »Ihr müßt eine erstaunliche Fantasie besitzen.«
    Sophy errötete, beschämt von dem Gedanken, für wie naiv sie diese Frau von Welt halten mußte. »Verzeiht mir«, sagte sie leise. »Ich bin mir sicher, daß ich mir nicht einmal annähernd vorstellen kann, was Ihr in Eurem Leben durchgemacht habt. Aber das heißt noch lange nicht, daß

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