Verfuehrung
ich keinen Respekt davor haben kann, daß Ihr ganz allein Euren Weg in dieser Welt gemacht habt und das zu Euren eigenen Bedingungen.«
»Ich verstehe. Und auf Grund dieses grenzenlosen Respekts für mich wollt Ihr mir heute morgen eine Kugel durchs Herz jagen?«
Sophys Mund wurde schmal. »Ich kann verstehen, warum Ihr beschlossen habt, die Memoiren zu schreiben. Ich kann sogar verstehen, daß Ihr Euren früheren Geliebten Gelegenheit gebt, sich aus dem Werk freizukaufen. Aber als Ihr Euch meinen Gatten als nächstes Opfer ausgesucht habt, seid Ihr zu weit gegangen. Ich werde nicht dulden, daß diese Liebesbriefe erscheinen und sich alle Welt darüber mokiert.«
»Es wäre viel einfacher gewesen, mich zu bezahlen, Madame, als sich diese ganze Mühe zu machen.«
»Das kann ich nicht tun. Erpressungsgelder zu bezahlen ist feige und unehrenhaft. Wir werden die Sache heute morgen zwischen uns regeln und damit wird sie ein für alle Mal ein Ende haben.«
»Wird sie das? Wie kommt Ihr darauf, daß ich, sollte ich das Glück haben zu überleben, nicht einfach hingehe und das drucken lasse, was ich will?«
»Ihr habt meine Herausforderung angenommen. Durch dieses Treffen habt Ihr Euch einverstanden erklärt, die Sache zwischen uns mit Pistolen zu regeln.«
»Und Ihr glaubt, ich werde mich an diese Abmachung halten? Ihr glaubt, die Sache hätte damit ein Ende, gleichgültig wie dieses Duell ausgeht?«
»Ihr hättet Euch nicht die Mühe gemacht, heute morgen hier zu erscheinen, wenn Ihr nicht vorhättet, die Sache hier zu beenden.«
Charlotte beugte den Kopf. »Ihr habt ganz recht. So funktioniert dieser alberne männliche Ehrenkodex, nicht wahr. Wir regeln hier alles mit Pistolen.«
»Ja, dann wird es vorbei sein.«
Charlotte schüttelte den Kopf. »Armer Ravenwood. Ich frage mich, ob er eine Ahnung hat, was für eine Frau er sich da eingehandelt hat. Ihr müßt ein ziemlicher Schock für ihn sein nach Elizabeth.«
»Wir sind nicht hierhergekommen, um über meinen Mann oder seine frühere Frau zu diskutieren«, zischte Sophy mit zusammengebissenen Zähnen. Die Morgenluft war kalt, aber sie merkte mit einem Mal, daß sie schwitzte. Ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Sie wollte diese Geschichte endlich hinter sich bringen.
»Nein, wir sind hier, weil Euer Ehrgefühl Satisfaktion verlangt und weil Ihr denkt, ich teile Eure Vorstellung von Ehre. Ein interessanter Gedanke. Mich würde interessieren, ob Euch bewußt ist, daß die Definition der Ehre, die wir heute morgen anwenden, die Definition eines Mannes ist?«
»Es gibt scheinbar keine andere Definition von Ehre, die Respekt verdient«, sagte Sophy.
Charlottes Augen blitzten. »Ich verstehe«, sagte sie leise.
»Und Ihr wollt zumindest Ravenwoods Respekt, wenn schon nichts anderes, ist es das, Madame?«
»Ich bin der Meinung, daß wir die Sache jetzt ausreichend besprochen haben«, sagte Sophy.
»Respekt ist ja gut und schön, Madame«, fuhr Charlotte nachdenklich fort, »aber ich würde Euch raten, nicht zuviel Zeit darauf zu verschwenden, Ravenwoods Liebe zu gewinnen. Jeder weiß, daß er nach seiner Erfahrung mit Elizabeth nie wieder riskieren wird zu lieben. Auf jeden Fall muß ich mir die Freiheit nehmen, Euch zu sagen, daß keines Mannes Ehre wert ist, so früh aufzustehen und es auch keines Mannes Liebe wert ist, viel zu riskieren.«
»Es geht hier nicht um die Ehre eines Mannes oder die Liebe eines Mannes«, sagte Sophy kühl.
»Nein, das sehe ich. Hier geht es um Eure Ehre und Eure Liebe.« Charlotte lächelte. »Ich kann akzeptieren, daß das keine Trivialitäten sind. Sie könnten sogar ein bißchen Blut wert sein.«
»Sollen wir dann endlich beginnen?« Angst packte Sophy, als sie sich Anne zuwandte, die mit der Pistolenkassette in der Nähe stand. »Wir sind bereit. Es gibt keinen Grund, noch länger zu warten.«
Anne schaute von Sophy zu Charlotte. »Ich habe mich ein bißchen über die Beilegung von Streitigkeiten auf diese Weise erkundigt. Es gibt gewisse Schritte, die getan werden müssen, bevor ich die Pistolen lade. Erstens ist es meine Pflicht, euch zu sagen, daß es eine ehrenwerte Alternative zum eigentlichen Duell gibt. Ich bitte euch beide, sie in Betracht zu ziehen.«
Sophy runzelte die Stirn. »Welche Alternative?«
»Ihr, Lady Ravenwood, habt die Forderung überbringen lassen. Wenn sich aber Miß Featherstone für die Handlungen entschuldigt, die Eurer Forderung vorausgingen, wäre die Sache beendet, ohne daß ein
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