Vergangene Schatten
aufrichtig. Die Entschuldigung war längst überfällig, und ihm war auch gar nicht mehr danach, sie zu provozieren. Doch er spürte auch, dass er es irgendwie nicht mehr schaffen würde, sie so wütend zu machen, dass sie aufsprang und wegging, bevor er seinen niederen Gelüsten nachgeben würde. »Was damals in der Nacht nach dem Abschlussball passiert ist, das hätte ich nicht tun dürfen. Und danach hätte ich mich nicht so einfach aus dem Staub machen dürfen. Es war nur so, dass ich so etwas einfach nicht erwartet hatte. Ich hätte mir nie gedacht, dass so etwas einmal zwischen uns passieren könnte. Wir waren doch Freunde, Kumpel, nicht wahr? Als ich dann am nächsten Morgen aufwachte, kam es mir so vor, als hätte ich dein Vertrauen missbraucht, und ich schämte mich ganz einfach dafür. Das war der Grund, warum ich nichts mehr von mir hören ließ.«
Seine Worte der Entschuldigung waren absolut ehrlich gemeint. Er ließ ihre Hand los und wartete auf das, was geschehen würde. Wenn ihr immer noch danach war, ihm einen Kinnhaken zu verpassen, dann würde er es wie ein Mann hinnehmen. Sie sagte nichts, sondern sah ihn nur an - doch er hatte das Gefühl, dass die Anspannung ein wenig aus ihrem Körper gewichen war.
»Ich war damals noch ein Kind«, fuhr er fort und sah ihr dabei unverwandt in die Augen. Er war fest entschlossen, es ein für alle Mal hinter sich zu bringen, damit er endlich aufstehen und abhauen konnte, bevor etwas passierte, das er - davon war er überzeugt - später bereuen würde. »Ein dummer Junge. Und genauso habe ich mich auch benommen - wie ein dummer Junge. Verzeih mir bitte.«
Sie klimperte mit ihren Wimpern. Ihre Hände wanderten an seiner Brust hinauf und blieben auf seinen Schultern liegen. Sie drehte sich so, dass sie ganz auf ihm lag, mit ihrer Brust an der seinen und ihren Schenkeln auf den seinen. Er spürte, wie ihr Herz an seiner Brust pochte, und sog ihren Duft in sich auf.
Das ist ein Fehler. Steh auf und hau ab, sagte er sich.
Doch er tat es nicht. Nein, seine Hände schlössen sich nur noch fester um ihre Taille.
Sie öffnete die Augen, und ihre Blicke trafen sich.
»Ich ...«, begann sie. Doch sie sprach nicht weiter, sondern befeuchtete nur ihre Lippen mit der Zungenspitze. Fasziniert sah er sie an und ließ dabei seine Hand unter den Bund ihrer Pyjamahose wandern. Er hatte keine Kontrolle mehr über seine Hände; es schien, als täten sie, was sie wollten. Er konnte einfach nicht mehr die nötige Willenskraft aufbringen, um sie zurückzuziehen.
»Matt«, sagte sie und atmete tief ein. Er spürte, wie sich ihre Brüste bei dem Atemzug gegen seine Brust drückten. Mit einem Mal erinnerte er sich wieder daran, wie weich diese Lippen waren, wie süß und heiß ...
Ihre Augen schlössen sich; er wusste nicht, warum, aber ihr Gesicht hob sich plötzlich zu ihm empor. Und dann, ja, dann passierte ihm wieder einmal das, was ihm schon so oft passiert war: Sein Gehirn setzte aus, und er vergaß all die guten Gründe, warum das, was er gerade im Begriff war, zu tun, ganz und gar keine gute Idee war. Wie verzaubert von ihrem Duft und ihren weichen, warmen Rundungen beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie.
12
Zwölf Jahre waren vergangen - sie hatte einen Ehemann und mehrere Freunde gehabt und dennoch war sie immer noch scharf auf Matts Küsse, wie sich Carly eingestehen musste. Nein, nicht nur auf seine Küsse - sie war ganz einfach scharf auf Matt, so einfach war das. Sie verzehrte sich heute noch genauso nach ihm wie damals als dummes kleines Mädchen. Vielleicht sogar noch mehr - denn heute war sie eine erwachsene Frau und wusste genau, wonach sie sich verzehrte.
Und er war heute alt genug, um ihr all das zu geben.
Carly wusste das alles in dem Augenblick, als er sie küsste. Zuerst berührten seine Lippen nur ganz sanft die ihren, so als wolle er nur von ihr kosten. Seine Lippen waren fest und trocken und quälend zärtlich. Er war um so viel größer und kräftiger als sie. Es gefiel ihr, dass sie so verschieden waren - dass er sich fest und muskulös anfühlte, wo sie weich und rund war.
Und vor allem mochte sie seine Küsse.
Sie spürte, wie seine Hände an ihrem Rücken tiefer wanderten und sie näher zu ihm zogen. Die Schwellung in seiner Hose ließ nur allzu deutlich erkennen, wie groß sein Verlangen war. Hatte sie sich eben noch in Erinnerung gerufen, warum es absoluter Wahnsinn war, sich mit Matt in eine solche Situation zu begeben, so waren ihre
Weitere Kostenlose Bücher