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Vergangene Zukunft

Vergangene Zukunft

Titel: Vergangene Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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psychiatrischen Routineuntersuchung so ablehnend gegenüberstand. Fürchtete er sich vor Arbeitslosigkeit? Fürchtete er für die Sicherheit seines Berufs? Fürchtete er eine Mechanophobie, wenn man es so nennen konnte?
    Er beschloß, mit seinem eigenen Psychiater darüber zu sprechen.
     
    Dr. Sloane mußte erst einen Zugang zu dem Jungen finden. Richard war kein Patient, der zu ihm kam, mehr oder weniger gewillt zu sprechen, mehr oder weniger gewillt, sich helfen zu lassen.
    Den Umständen entsprechend war es wohl am besten, wenn seine erste Begegnung mit Richard kurz und unverbindlich verlief. Es würde genügen, wenn der Junge ihn erst einmal kennenlernte. Beim nächsten Zusammentreffen würde Richard ihn bereits als Bekannten betrachten und kurze Zeit später als Freund der Familie.
    Es konnte natürlich sein, daß Mrs. Hanshaw nicht gewillt war, einen langwierigen Prozeß zu akzeptieren. Vielleicht würde sie versuchen, über einen anderen Psychiater eine Routineuntersuchung in die Wege zu leiten, und sie würde natürlich einen finden, der dazu bereit war.
    Und sie würde dem Jungen weh tun. Das wußte er genau.
    Aus diesem Grund mußte er einen Teil der üblichen Vorsichtsmaßnahmen außer acht lassen und eine kleine Krisis riskieren.
    Unangenehme zehn Minuten waren verstrichen, als er zu dieser Entscheidung gelangt war. Mrs. Hanshaw lächelte steif und musterte ihn aus engen Augen, als erwarte sie, daß die Worte gleichsam magisch von seinen Lippen flossen. Richard rutschte auf seinem Sessel hin und her, hörte teilnahmslos
    Dr. Sloanes tastenden Versuchen zu, ein Gespräch in Gang zu bringen. Er langweilte sich tödlich und war anscheinend unfähig, das zu verbergen.
    Dann fragte Dr. Sloane plötzlich: »Hättest du Lust, mit mir spazierenzugehen, Richard?«
    Die Augen des Jungen weiteten sich, und er hörte auf, auf dem Sessel herumzurutschen.
    »Spazierengehen, Sir?«
    »Ich meine, draußen.«
    »Sie gehen hinaus?«
    »Manchmal. Wenn mir danach zumute ist.«
    Richard war aufgesprungen. Verlegen bemühte er sich, seinen freudigen Eifer nicht zu zeigen.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß das irgend jemand tut.«
    »Ich tue es. Und ich habe gern Gesellschaft dabei.«
    Der Junge setzte sich unsicher wieder hin.
    »Mammy …«
    Mrs. Hanshaw war zu Stein erstarrt. Ihre zusammengepreßten Lippen zitterten vor Entsetzen. Schließlich brachte sie es fertig zu sagen: »Aber sicher, Dickie. Paß gut auf dich auf!«
    Sie warf Dr. Sloane einen kurzen, unheilschwangeren Blick zu.
    In einer Beziehung hatte Dr. Sloane gelogen. Er ging nicht manchmal ins Freie. Seit seinen frühen Studienjahren war er nicht mehr an der frischen Luft gewesen. Sicher, er hatte immer viel für Sport übrig gehabt. Auch jetzt betrieb er noch Ausgleichsport. Aber zu seiner Zeit hatten sich gerade die ultravioletten Sporthallen durchgesetzt, die Hallenbäder und Tennissäle wuchsen nur so aus dem Erdboden. Diese Sportzentren waren viel angenehmer als die Freiluftplätze. Sie konnten benutzt werden, wann immer man dazu Lust hatte, unabhängig von der Jahreszeit. Bald gab es überhaupt keinen Grund mehr, an die frische Luft zu gehen.
    So fühlte er ein leichtes Kribbeln auf der Haut, als der Wind ihn umstrich, als er mit seinen Schmutzabweisern vorsichtig durch das bloße Gras stapfte.
    »Da, sehen Sie!« Richard war wie ausgewechselt. Er lachte, und jede Zurückhaltung war von ihm gewichen.
    Dr. Sloane konnte nur einen blauen Streifen sehen, der in einem Baumwipfel endete. Blätter raschelten, und das blaue Ding verschwand.
    »Was war das?«
    »Ein Vogel«, sagte Richard. »Ein blauer Vogel.«
    Dr. Sloane blickte sich erstaunt um. Der Hanshaw-Besitz lag auf einer kleinen Erhebung, und man konnte meilenweit sehen. Das Gebiet war nur locker von Bäumen bestanden, und dazwischen schimmerte das Gras in der Sonne.
    Im tieferen Grün leuchteten Farben auf, bildeten rote und gelbe Muster. Das waren Blumen. Er hatte sie in Büchern abgebildet gesehen, und manchmal auch in alten Filmen. Er hatte einiges darüber gelernt, und so schien ihm das Bild, das sich ihm jetzt bot, seltsam vertraut.
    Aber das Gras war so schön und saftig, die Blumen wuchsen in so wohlgeordneten Mustern. Dumpf wurde ihm bewußt, daß er erwartet hatte, hier draußen eine Art Wildnis vorzufinden.
    »Wer sorgt denn für die Gegend hier?«
    Richard zuckte mit den Schultern.
    »Weiß ich nicht. Vielleicht die Mechanos.«
    »Die Mechanos?«
    »Sie wimmeln in Scharen hier herum. Manchmal

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