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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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richtig nett.«
    »Erzähl mir von dem Sonnenuntergang.«
    Etwas verlegen blickte er zu ihr hinüber. Sie grinste wegen seiner Haare, obwohl er sie bereits wieder glättete. Er hatte sich noch nicht rasiert. Er sah hart und entschlossen aus, und sie sah ihn mit Emma auf seinem Schoß, seine großen Hände streichelten ihren Rücken, ihr Gesicht ruhte an seiner Schulter. Er trug Hose und T-Shirt und war barfuß. Sie hatte sich aufgedrängt. Er würde gehen.
    Es machte ihr nichts aus. Es durfte ihr nichts ausmachen. Er hatte sein eigenes Leben. Emmas und ihr Leben hatten seines kurz und sehr heftig gekreuzt. Jetzt war die Zeit um.
    Er würde gehen.
    Es entsprach zwar nicht ihren Wünschen, aber sie würde es nicht zu ändern versuchen. Dann sagte er leise: »Niemals werde ich einen Abend vergessen, den ich an den Klippen von Moher verbracht habe. Die Luft war frisch und trocken und der Himmel ganz klar. Kein irischer Regen in Sicht. Ich saß da und beobachtete, wie der rote Sonnenball langsam in den Atlantik sank. Man hätte fast erwartet, das Wasser würde zu zischen und zu kochen beginnen, sobald sich die Sonne darin versenkte. Die Leute um mich herum lachten, unterhielten sich und blödelten herum, aber nur bis zu just diesem Augenblick. Dann hörten plötzlich alle zu reden auf, und es war ganz still. Alle starrten nur den roten Feuerball an, der sich unter die Horizontlinie senkte.« Er schüttelte den Kopf und schien sich über seine Erinnerung zu amüsieren. »Diesen Anblick werde ich zeit meines Lebens niemals vergessen.« Er schwieg und sah sie an. »Am nächsten Tag hat es so sehr geregnet, als ob man für diesen Sonnenuntergang hätte bezahlen sollen. Ich dachte nur, Molly, dass dir das auch gut gefallen würde, dir und Emma. Nicht der Regen, natürlich, obwohl der auch sehr schön sein kann, aber die Sonnenuntergänge.«
    »Emma und ich? Nach Irland reisen?«
    »Ja. Mit mir. Ich möchte euch nicht zurücklassen.«
    Das Morgenlicht war grau und nicht sehr hell. Ihren Gesichtsausdruck konnte er nicht eindeutig erkennen, da sie ihren Kopf gesenkt hielt. Nach einer langen Weile hob sie den Kopf und sah ihn über das Zimmer hinweg an. »Ja, das würde mir gut gefallen. Und Emma sicher auch«, sagte sie und lächelte.
    Er fühlte eine Welle der Zufriedenheit, die ihn in ihrer Heftigkeit überraschte. Er lächelte zurück. »Savich und Sherlock fliegen nach Paris. Sie werden heute Vormittag von O’Hare abfliegen.«
    »Sie sind sehr gute Menschen.«
    »Könnten wir nicht schon bald nach Irland fliegen? Ein wenig Abstand würde uns allen gut tun. Für Emma wäre es sicher genau das Richtige.«
    »Ich habe unsere Pässe nicht mit dabei. Sie sind zu Hause in Denver.«
    »Meiner ist in San Francisco. Wir könnten sie holen und uns in New York wieder treffen. Oder aber in Chicago. Oder noch besser, ich könnte Emma und dich nach Denver begleiten, danach könnten wir alle zusammen nach San Francisco fliegen. Was hältst du davon?«
    Sie begann zu lachen, ihre Hände hatte sie vor sich ausgebreitet. »Vor einem Monat kannte ich dich noch gar nicht.«
    »Das ist wahr. Andererseits haben wir in den vergangenen zwei Wochen vermutlich mehr zusammen erlebt als andere in zehn Jahren. Oder in einem ganzen Leben, wenn man es recht bedenkt.«
    »Findest du wirklich, dass meine Haare einem Sonnenuntergang ähneln?«
    Er lächelte sie an. »Ja, das finde ich.«
    »Ist dein Rücken auch wirklich in Ordnung?«
    »Ja. Und wie steht es mit deinem Arm?«
    »Manchmal puckert er noch, aber es ist nicht so schlimm. Diese Fäden müssen nicht gezogen werden, laut Dr. Otterly lösen sie sich nach einer Weile von alleine auf. Ich wollte allerdings kaum glauben, dass du mit Savich zusammen Sport getrieben hast. Du hättest dich noch mehr verletzen können.«
    »Ich habe kaum Blasen auf meinem Rücken. Abgesehen davon war ich sehr vorsichtig. Savich hat mich gut verbunden, damit ich mich nicht verwunde und sogar schwimmen konnte.« Er grinste sie an. »Aber du hast Recht, das war wirklich leichtsinnig.«
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gesagt. «
    Er lächelte sie an. »Ich mache mir Sorgen wegen Emma. Schläft sie noch?«
    »Das hoffe ich. Sie wacht häufig auf, in der letzten Nacht drei Mal. Und sie hat immer noch dieselben Träume. Dazu träumt sie nun, dass das Auto explodiert.«
    »Wir werden wohl erst Dr. Loo fragen müssen, ob wir mit Emma jetzt schon nach Irland fliegen können.«
    »Wir können sie heute

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