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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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wunderschön.«
    Er sah zu Emma hinüber, die keuchend mit dem Drachen im Schlepptau rannte. Sie sah müde und zufrieden aus. »Bist du dir sicher, dass du mich auch wirklich genug magst, Molly?«
    »Ich mag dich genug.« Sie senkte die Lider und bohrte die Spitze ihres schwarzen Stiefels in den Dreck. Dann lugte sie ihn durch ihre Wimpern hindurch an - er hätte bei ihrem Blick beinahe schielen müssen - und sagte: »Ganz besonders hat es mir dein Körper angetan.«
    Einen Moment lang dachte sie, er wolle sie umarmen. Dagegen hätte sie nichts einzuwenden gehabt, doch er unterließ es. Er lächelte lediglich und meinte: »Ausgezeichnet. Das ist ein wirklich guter Anfang. Lass uns heiraten, Molly, sowie wir wieder zu Hause sind. Wir können in Nevada Zwischenstation machen. Lass uns die Flitterwochen vor der Hochzeit feiern. Was hältst du davon?«
    Was bedeutete denn Liebe überhaupt, dachte sie, als sie langsam nickte.
    Sie hatten jedoch weder die Gelegenheit, ihre Flitterwochen in Irland zu verbringen, noch konnten sie Emma von ihrem neuen Papa erzählen. An der Rezeption des Dromoland Castle warteten zwei Telefonnachrichten und ein Fax von Savich auf sie.
    Von Shannon bis zum O’Hare Flughafen in Chicago flogen sie Business Class, in der mittleren Reihe mit drei Sitzen, Emma zwischen ihnen. Den Großteil des Fluges schlief sie auf drei Kissen auf Ramseys Armlehne. Sie hatte eine Decke übergelegt und hielt ihr Klavier an sich gepresst. Die Tastatur ragte teilweise unter der Decke hervor. Das Klavier hatte, von Emma anscheinend völlig vergessen, in der Ecke ihrer Suite gestanden - bis der Anruf kam, ihre Mutter blass geworden war, Ramsey leise geflucht hatte und sie sich ans Packen gemacht hatten.
    Molly sah einen Schnürsenkel von ihren Nike-Turnschuhen herabhängen. Sie starrte ihn an, dann zog sie ganz einfach den ganzen Schuh aus. Emma trug die karierten Socken an ihren kleinen Füßen. Molly hatte sie am Abend zuvor noch ausgewaschen.
    Sie sprachen nur wenig miteinander. Das Leben war wieder außer Kontrolle geraten. Molly fühlte sich wie betäubt, als ob eine gefühllose Leere sich in ihrem Gehirn und ihrem Körper breit gemacht hätte. Vielleicht sollte sie dafür dankbar sein.
    Schließlich sagte Molly leise, um Emma nicht zu wecken: »Mir fällt es sehr schwer, es zu glauben. Ich denke immer wieder, dass es vielleicht einfach nur ein Fehler war, dass irgendjemand etwas falsch verstanden hat und Eve vollkommen falsch liegt.«
    »Ich weiß.«
    »Werden sie Rule Shaker jetzt festnehmen?«
    »Das weiß ich nicht. Wenn wir erst einmal in Chicago sind, werden wir Genaueres erfahren. Hör zu, noch ist dein Vater nicht gestorben. Weiß der Himmel, wie er es geschafft hat, bis heute zu überleben, aber er hat es geschafft. Das ist ein gutes Zeichen.«
    »Vielleicht hat er der Polizei bereits mitteilen können, wer ihn angeschossen hat.« Sie hielt inne und starrte auf die leere Filmleinwand unmittelbar vor ihnen. »Oder aber die Sache ist schon ausgestanden, und er ist bereits tot.«
    Ramsey wollte den Telefonhörer in seiner Armlehne aufnehmen. »Nein«, sagte sie und legte ihre Hand auf seine. »Nein. Ich will es nicht wissen, noch nicht jedenfalls. Momentan möchte ich glauben, dass alles in Ordnung ist, dass er der Polizei gesagt hat, wer ihn verwundet hat. Alles wird vorbei sein, sowie wir in O’Hare landen.«
    Ramsey jedoch hielt das für wenig wahrscheinlich. Er hielt es sogar für praktisch unmöglich. Leise erwiderte er: »Ich hatte dir bereits gesagt, dass aus großer Entfernung geschossen worden ist. Ungefähr achtzig Meter Schusslinie. Der Heckenschütze hat vermutlich vom Dach des vierstöckigen Hauses direkt gegenüber geschossen. Mason hat seinen Angreifer nie zu Gesicht bekommen. Savich sagte, dass in dem Vorabbericht eine 7.62-Millimeterkugel von einer Scharfschützenwaffe wie beispielsweise einer SIG-Sauer SSG200 verzeichnet war. Das ist eine weit verbreitete militärische Waffe.« Er sagte ihr nicht, dass die Kugel Mason Lords Brustkorb durchschlagen und ihn gegen ein am Straßenrand parkendes Auto geschleudert hatte. Die Wucht seines Falls hatte das Seitenfenster des neuen blauen Buick Riviera eingedrückt.
    »Günther lief nur einen Schritt vor deinem Vater und hat nichts abbekommen.«
    Emma stöhnte im Schlaf, und Ramsey strich ihr leicht über Schultern und Rücken. Sie schmiegte sich an seine Hand und beruhigte sich.
    »Wir mussten es ihr sagen. Sie ist nicht auf den Kopf gefallen. «

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