Vergebliche Suche nach Gaby
mit einem Lächeln, aber hart am Limit. Tim wünschte sich auszusehen wie
ein Hoffnungsträger, damit ihr nicht gleich die Tränen kamen. Dann kümmerte er
sich um Oskar. Der schien zu spüren, dass seine Leute nicht gut drauf waren.
Trotzdem begrüßte er Tim mit der üblichen Begeisterung, ebenso Karl und
Klößchen.
Margot redete mit Vera Brings.
Die Mädchen standen abseits und zogen die Schultern hoch.
Claudia kam heran, tätschelte
Oskar und sagte: „Zu meinem heutigen Geburtstag wünsche ich mir nur eins: Dass
wir Gaby ganz schnell finden. Und dass sie gesund ist.“
„Das werde ich ihr nachher
erzählen“, sagte Tim.
Er nahm Oskars Leine. Alle
gingen zu der Stelle, wo Gabys Rad am Boden lag — so wie sie’s gefunden hatten.
Daneben die Zimmerpalme.
Margot presste die Lippen
aufeinander. Der Anblick von Gabys Sachen war ein Schock.
Tim führte Oskar zum Lahrrad.
Oskar schnüffelte am Sattel und wedelte heftig. Alles roch nach Gaby. Er hatte das
Bike erkannt. Die Palme war unwichtig. Und niemand verzog die Miene, als Oskar
am Topf der Palme das Bein hob. Und sie markierte.
Tim gab der Sechs-Meter-Leine
Spiel.
„Oskar! Such das Frauchen!
Such! Such Gaby! Such verloren!“
Der Cocker-Spaniel schnüffelte
abermals am Sattel. Das Bike wurde umkreist, der Boden abgesucht. Oskar
schnüffelte am Lenker, dann wieder am Sattel. Noch eine Umkreisung. Oskar blieb
stehen, sah zu Tim auf, dann zu Margot und Emil Glockner.
„Oskar! Such das Frauchen!“
Diesmal forderte Margot ihn
auf.
Oskar gab einen weinerlichen
Laut von sich, schnüffelte am Sattel und machte dann Platz auf den
Hinterkeulen.
Tim sagte: „Hier ist keine
Spur. Von hier führt keine Spur weg.“
Margot schluckte. Ihre Stimme
zitterte, als sie sagte: „Du meinst — einer der Bären hat... Gaby verschleppt.“
„Nein, Frau Glockner. Das
garantiert nicht. Sonst gäbe es hier Spuren. Von den Bären. Und... andere
Spuren. Ich glaube, hier war gar nichts. Hier liegen nur Bike und Palme.“
„Du hast Recht“, nickte der
Kommissar. „Das könnte bedeuten: Rad und Pflanze lagen auf der Straße. Lagen im
Wege. Jemand fuhr vorbei beziehungsweise an das Hindernis heran — und hat’s
dann hierher geworfen.“
„Dann beginnt die Fährte
irgendwo auf der Straße“, warf Karl ein.
„Vielleicht bei dem Haus dort“,
meinte Klößchen, „wo dieser Bruno Otterfeint wohnt. Frau Brings hat uns
erzählt, was für eine Abfalltüte das ist. Er und sein Bruder, der Tierhändler.“
Der Kommissar stutzte. „Das
dort ist Bruno Otterfeints Adresse?“, wandte er sich an Vera.
Sie nickte. „Der andere
Otterfeint wohnt noch viel vornehmer.“
Glockner murmelte ohne sich an
jemanden insbesondere zu wenden: „Den Bruno hatte ich zwar im Januar zum Verhör
— wegen eines Millionenraubs. Aber dann habe ich den Fall an den Kollegen
Schnitzbacher abgegeben. Und die Akte mit den Angaben über Bruno hatte ich nie
in der Hand. Schnitzbacher ist dann nicht weitergekommen. Wegen Brunos
wasserdichtem Alibi. Allerdings... naja, mein Instinkt ist kein Beweis. - Hier
also wohnt er.“
Tim blickte zu dem Haus, einem
Bungalow. Hinter geschlossenen Fenstervorhängen war Licht. Bruno war also in
seiner Höhle. Seltsam, dass er sich nicht für das große Buhei interessierte,
obwohl sich alles vor seiner Nase abspielte. Oder linste er irgendwo durch den
Vorhang und blieb nur deshalb fern, um den verhassten Bullen keine Ehre
anzutun?
„Wir wollen ihn mal fragen“,
schlug Tim vor, „ob er irgendwas bemerkt hat. Als ich vorhin vorbeikam, fuhr
gerade ein Wagen aus der Garage. Ich glaube, ein grauer Mercedes.“
„Das ist sein Fahrzeug“,
erklärte Vera.
Auch Karl und Klößchen hatten
den Wagen gesehen. Er war ihnen entgegen gekommen und stadteinwärts gefahren.
„Bruno Otterfeint kennt Gaby“,
sagte Glockner. „Er hat sie bei mir im Präsidium erlebt — damals. Ja, Tim, den
fragen wir. Aber erst suchen wir Gabys Spur.“
Oskar wurde auf der Noah-Straße
auf und ab geführt. An den Rändern, in Straßenmitte, im Zickzack-Kurs. Immer
wieder der Suchbefehl. Und der Hund begriff auch, was von ihm erwartet wurde.
Er schnüffelte hier und dort, zog Tim — der ihn an der Leine hielt — sogar zu
der geschlossenen Toreinfahrt des Otterfeint-Grundstücks, fand aber auch dort
keine Spur.
Fehlanzeige! Aussichtslos!
Tim lehnte sich an das Tor und
presste die Zähne aufeinander. Wie war das möglich? Gaby war nicht durch die
Luft geradelt. Und auf Oskar war
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