Vergebung
und auf eine Tür zeigte. Der Sekretär des Amtschefs sah völlig perplex aus, als Bublanski seinen Dienstausweis zeigte.
»Bewahren Sie bitte Ruhe. Dies ist ein Polizeieinsatz.«
Er ging zur angrenzenden Tür und unterbrach Amtschef Albert Shenke mitten in einem Telefongespräch.
»Was fällt Ihnen ein?«, fragte Shenke zornig.
»Ich bin Kriminalinspektor Jan Bublanski. Sie sind festgenommen wegen Verbrechen gegen die schwedische Verfassung. Von den einzelnen Anklagepunkten werden Sie heute Nachmittag noch in Kenntnis gesetzt.«
»Das ist ja wohl unerhört!«, rief Shenke.
»Ja, allerdings«, meinte Bublanski.
Er ließ Shenkes Dienstzimmer versiegeln und stellte zwei uniformierte Polizisten als Wache vor die Tür. Sie hatten ausdrückliche Genehmigung, ihre Schlagstöcke einzusetzen oder sogar ihre Dienstwaffe zu ziehen, sollte jemand mit Gewalt versuchen, sich Zutritt zu verschaffen.
Die Prozession zog dann ein Stück weiter den Flur hinunter, bis Bladh auf die nächste Tür zeigte, wo man dieselbe Prozedur noch einmal mit dem Budgetverantwortlichen Gustav Atterbom wiederholte.
Jerker Holmberg hatte Unterstützung durch die Einsatztruppe von Södermalm, als er um Punkt 12 Uhr an die Tür eines vorübergehend angemieteten Büroraums klopfte, der schräg gegenüber von den Redaktionsräumen der Zeitschrift Millennium in der Götgatan lag.
Da niemand öffnete, befahl Holmberg der Einsatztruppe, sie aufzubrechen. Bevor das Brecheisen zum Einsatz kam, ging die Tür doch einen Spaltbreit auf.
»Polizei«, sagte Holmberg. »Kommen Sie heraus, und halten Sie die Hände so, dass wir sie gut sehen können.«
»Ich bin auch Polizist«, sagte Polizeiinspektor Göran Mårtensson.
»Ich weiß. Und Sie haben auch eine Lizenz für Schusswaffen.«
»Ja, aber ich bin Polizist im Dienst.«
»Ein Scheiß sind Sie!«, erklärte Holmberg.
Man half ihm, Mårtensson gegen die Wand zu stellen und ihm seine Dienstwaffe abzunehmen.
»Sie sind festgenommen wegen widerrechtlichen Abhörens von Telefonanlagen, schwerer Fehler im Amt, wiederholten Hausfriedensbruchs bei dem Journalisten Mikael Blomkvist und weiterer Anklagepunkte. Legt ihm Handschellen an!«
Holmberg machte eine rasche Runde durch die Büroräume und stellte bei seiner Inspektion fest, dass hier genügend elektronische Ausrüstung vorhanden war, um ein ganzes Tonstudio zu betreiben. Er teilte einen Polizisten als Wache ein und wies ihn an, einfach auf einem Stuhl sitzen zu bleiben und keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.
Als Mårtensson aus der Tür geführt wurde, hob Henry Cortez seine Nikon-Digitalkamera und nahm eine Serie mit zweiundzwanzig Bildern auf. Er war sicher kein Profifotograf, und die Bildqualität ließ einiges zu wünschen übrig. Aber die Bilder wurden tags darauf für eine schlichtweg unverschämte Summe an eine Abendzeitung verkauft.
Monica Figuerola war bei den Razzien dieses Tages die einzige Polizistin, die in einen außerplanmäßigen Vorfall verwickelt wurde. Sie wurde von der Einsatztruppe Norrmalm sowie drei Kollegen von der RPF/Sich begleitet, als sie um Punkt 12 Uhr das Haus in der Artillerigatan betrat und die Stufen zur Wohnung im obersten Stock hinaufstieg, die dem Unternehmen Bellona gehörte.
Die Operation war sehr kurzfristig geplant worden. Sobald sich die Mannschaft vor der Tür gesammelt hatte, gab sie grünes Licht. Zwei kräftige Polizisten in Uniform hoben einen 40-Kilo-Rammbock und öffneten die Tür mit zwei gezielten Schlägen. Die Einsatztruppe besetzte die Wohnung innerhalb von zehn Sekunden.
Den Beobachtungen der Ermittlungsgruppe zufolge waren durch diese Tür am Morgen fünf Personen getreten, die als Mitarbeiter der Sektion identifiziert worden waren. Alle fünf wurden innerhalb weniger Sekunden dingfest gemacht und mit Handschellen gefesselt.
Monica Figuerola trug eine kugelsichere Weste. Sie ging durch die Wohnung, die der Sektion seit den 60er-Jahren als Hauptquartier diente, und riss eine Tür nach der anderen auf. Wie sie feststellen konnte, würde sie die Hilfe eines Archäologen brauchen, um die Papierberge zu sortieren, die diese Räume füllten.
Sie öffnete die Tür zu einem kleineren Zimmer ganz hinten in der Wohnung und entdeckte, dass es für Übernachtungen genutzt wurde. Und hier fand sie sich auf einmal Auge in Auge mit Jonas Sandberg. Er war bei der morgendlichen Verteilung der Aufgaben das große Fragezeichen geblieben. Im Verlauf des vorigen Abends hatte der Ermittler, der mit
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