Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
Vom Netzwerk:
Sandbergs Beschattung beauftragt war, seine Spur verloren. Sein Auto stand immer noch auf Kungsholmen, und in seiner Wohnung hatte er sich auch nicht blicken lassen. Am Morgen wusste man nicht, wie man ihn lokalisieren und festnehmen sollte.
    Aus Sicherheitsgründen bleibt nachts immer jemand in der Wohnung, dachte Monica Figuerola. Natürlich. Und nach seiner Nachtschicht schläft Sandberg sich aus.
    Jonas Sandberg hatte nur eine Unterhose an und wirkte noch ganz verschlafen. Er streckte die Hand nach seiner Dienstwaffe auf dem Nachttisch aus. Monica Figuerola beugte sich schnell vor und wischte die Waffe vom Tisch, sodass sie für Sandberg außer Reichweite war.
    »Jonas Sandberg, Sie sind verhaftet! Sie werden der Beteiligung am Mord an Gunnar Björck und Alexander Zalatschenko verdächtigt sowie des versuchten Mordes an Mikael Blomkvist und Erika Berger. Ziehen Sie sich Ihre Hose an.«
    Sandberg schlug mit der Faust nach Monica Figuerola, die den Schlag mit einem fast nachdenklichen Reflex parierte.
    »Keine Späße!«, sagte sie. Sie packte seinen Arm und verdrehte ihm das Handgelenk so heftig, dass Sandberg sich rücklings auf den Boden sinken ließ. Sie drehte ihn auf den Bauch und drückte ihm ein Knie ins Kreuz. Dann legte sie ihm Handschellen an. Es war das erste Mal seit ihrem Dienstantritt bei der RPF/Sich, dass sie bei einem Einsatz tatsächlich ihre Handschellen benutzte.
    Sie überließ Sandberg einem Polizisten und ging weiter. Schließlich öffnete sie die letzte Tür, die ganz am Ende des Flurs lag. Nach den Zeichnungen, die sie sich vom städtischen Bauamt besorgt hatten, gab es noch einen kleinen Unterschlupf, der nach hinten auf den Hof hinausging. Sie blieb auf der Schwelle stehen und erblickte die dürrste Vogelscheuche, die sie jemals gesehen hatte. Dass sie vor einem todkranken Menschen stand, bezweifelte sie keine Sekunde.
    »Fredrik Clinton, Sie sind verhaftet wegen der Beteiligung am Mord, Mordversuchs und einer ganzen Reihe anderer Verbrechen«, verkündete sie. »Bleiben Sie im Bett liegen. Wir haben einen Krankenwagen angefordert, der Sie nach Kungsholmen überführen wird.«
    Christer Malm hatte sich direkt vor der Haustür in der Artillerigatan postiert. Im Gegensatz zu Henry Cortez konnte er sehr wohl mit einer Nikon-Digitalkamera umgehen. Er benutzte ein kurzes Teleobjektiv, und die Bilder waren hochprofessionell.
    Sie zeigten, wie die Mitglieder der Sektion nacheinander herausgeführt und in Polizeiwagen verfrachtet wurden. Schließlich kam der Krankenwagen, der Fredrik Clinton abholte. Seine Augen blickten genau ins Kameraobjektiv, als Christer auf den Auslöser drückte. Clinton sah besorgt und verwirrt aus.
    Dieses Foto wurde später als »Bild des Jahres« prämiert.

27. Kapitel
    Freitag, 15. Juli
    Um 12 Uhr 30 schlug Richter Iversen mit seinem Hammer auf den Tisch und erklärte die Gerichtsverhandlung wieder für eröffnet. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass sich plötzlich eine dritte Person an Annika Gianninis Tisch befand. Holger Palmgren saß dort im Rollstuhl.
    »Guten Tag, Herr Palmgren«, sagte Richter Iversen. »Ist schon eine ganze Weile her, dass ich Sie in einem Gerichtssaal gesehen habe.«
    »Guten Tag, Richter Iversen. Manche Fälle sind eben so kompliziert, dass die jungen Kollegen ein bisschen Hilfe brauchen.«
    »Ich dachte, Sie wären nicht mehr als Anwalt tätig?«
    »Ich war krank. Aber Anwältin Giannini hat mich in dieser Sache zu ihrem Beisitzer bestellt.«
    »Verstehe.«
    Annika Giannini räusperte sich.
    »Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass Holger Palmgren über Jahre hinweg Lisbeth Salander vertreten hat.«
    »Ich hatte gar nicht vor, gegen seine Anwesenheit zu protestieren«, erklärte Richter Iversen.
    Er nickte ihr zu, zum Zeichen, dass sie beginnen sollte. Sie stand auf. Die schwedische Unsitte, Gerichtsverhandlungen in formlosem Ton zu führen, hatte sie immer gehasst. Da saßen sie dann alle gemütlich beisammen, als wäre die ganze Veranstaltung ein gemütliches Abendessen. Sie hingegen fühlte sich wesentlich besser, wenn sie im Stehen redete.
    »Ich möchte an die letzten Kommentare vom Vormittag anschließen. Dr. Teleborian, warum weisen Sie so konsequent alle Aussagen von Lisbeth Salander zurück?«
    »Weil sie so offensichtlich unwahr sind«, erwiderte Teleborian.
    Er war ruhig und entspannt. Annika Giannini nickte und wandte sich an Richter Iversen.
    »Herr Richter, Dr. Teleborian behauptet, dass Frau Salander lügt und fantasiert.

Weitere Kostenlose Bücher