Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
Vom Netzwerk:
Ihre anderen Mandanten abzuwickeln und mit dem Kleinkram aufzuhören.«
    Ihm war ebenfalls klar, dass er hier gerade ein Angebot bekommen hatte, wie man es nur einmal im Leben bekommt. Nach sechzig Sekunden Bedenkzeit akzeptierte er. Er hatte nur eine Frage.
    »Woher wissen Sie, dass ich Sie nicht hochgehen lasse?«
    »Tun Sie das nicht! Sie würden es für den Rest Ihres elenden kleinen Lebens bereuen.«
    Es gab keinen Grund, sie zu betrügen. Lisbeth Salanders Auftrag warf so viel Geld ab, dass es absurd gewesen wäre, für Kleingeld irgendwelche Risiken einzugehen. Solange er nicht unbescheiden wurde und keinen Mist baute, war seine Zukunft gesichert.
    Daher wäre es ihm auch nicht eingefallen, Lisbeth Salander hochgehen zu lassen.
    Er war also ehrenhaft oder zumindest so ehrenhaft, wie ein abgebrannter Anwalt eben sein kann, der Diebesgut von so astronomischen Dimensionen verwaltet.
    Lisbeth war gänzlich uninteressiert daran, sich selbst um ihre Finanzen zu kümmern. MacMillan hatte die Aufgabe, ihr Geld anzulegen und dafür zu sorgen, dass ihre Kreditkartenkonten immer gedeckt waren. Sie hatten die Sache ein paar Stunden lang genau durchgesprochen, und sie hatte erklärt, wie sie sich ihre Finanzen vorstellte. Er hatte nur dafür zu sorgen, dass alles nach ihren Wünschen funktionierte.
    Ein großer Teil des gestohlenen Geldes war in stabilen Fonds angelegt worden, die sie für den Rest ihres Lebens wirtschaftlich unabhängig machten, auch wenn es ihr einfallen sollte, extrem ausschweifend und verschwenderisch zu leben. Aus diesen Fonds wurden ihre Kreditkartenforderungen beglichen.
    Mit dem Rest des Geldes konnte er nach eigenem Gutdünken spielen und investieren, vorausgesetzt, er investierte in nichts, was irgendwelche Probleme mit der Polizei nach sich ziehen konnte. Sie verbot ihm, sich mit albernen kleinen Vergehen und Dutzendbetrügereien abzugeben, die - wenn es das Pech so wollte - in Untersuchungen münden konnten, in deren Verlauf man Lisbeth Salander genauer unter die Lupe nahm.
    Dann galt es nur noch, festzulegen, was er bei der ganzen Geschichte verdienen sollte.
    »Ich bezahle Ihnen 500 000 Pfund als erstes Honorar. Damit können Sie Ihre Schulden begleichen und haben immer noch ein hübsches Sümmchen übrig. Danach verdienen Sie sich Ihr Gehalt selbst. Sie gründen ein Unternehmen mit uns beiden als Eigentümern. Sie bekommen 20 Prozent des Gewinns dieses Unternehmens. Ich möchte, dass Sie reich genug sind, um nicht in Versuchung zu geraten, irgendwelche krummen Dinger zu drehen - aber auch wieder nicht so reich, dass Sie sich nicht mehr anstrengen.«
    Er trat seinen neuen Job am 1. Februar an. Ende März hatte er sämtliche Schulden bezahlt und seine persönliche Finanzlage geklärt. Lisbeth bestand darauf, dass er seine eigenen Finanzen sanierte, damit er solvent war. Im Mai kündigte er die Partnerschaft mit seinem alkoholisierten Kollegen George Marks, der zweiten Hälfte von MacMillan & Marks. Zwar verspürte er einen Anflug von schlechtem Gewissen gegenüber seinem alten Partner, aber es war ausgeschlossen, Marks in Lisbeth Salanders Geschäfte mit einzubeziehen.
    Er erörterte die Angelegenheit mit Lisbeth Salander, als sie im Juli zu einem spontanen Besuch nach Gibraltar kam und entdeckte, dass Jeremy MacMillan von zu Hause aus arbeitete statt in der Kanzlei, die er früher genutzt hatte.
    »Mein Partner ist Alkoholiker und würde mit dieser Sache nicht klarkommen. Im Gegenteil, er wäre ein ungeheurer Risikofaktor. Aber vor fünfzehn Jahren, als ich nach Gibraltar kam, hat er mir das Leben gerettet und mich in seine Firma mit einsteigen lassen.«
    Sie überlegte zwei Minuten, während sie MacMillans Gesicht musterte.
    »Verstehe. Sie sind ein loyaler Gauner. Das ist wahrscheinlich eine lobenswerte Eigenschaft. Ich schlage vor, Sie richten ihm ein kleines Konto ein, mit dem er rumspielen kann. Sorgen Sie dafür, dass er ein paar Tausender im Monat verdient, um sich über Wasser zu halten.«
    »Ist das okay für Sie?«
    Sie nickte und sah sich in seiner Junggesellenbude um. Er wohnte in einer Einzimmerwohnung mit Kochnische, die in einer der Gassen in der Nähe des Krankenhauses lag. Das einzig Positive daran war die Aussicht. Andererseits war die Aussicht etwas, das sich in Gibraltar kaum vermeiden ließ.
    »Sie brauchen ein Büro und eine bessere Wohnung«, stellte sie fest.
    »Ich hatte noch keine Zeit«, verteidigte er sich.
    »Verstehe«, entgegnete sie.
    Dann ging sie los, kaufte

Weitere Kostenlose Bücher