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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Extraeinkommen erwirtschaften konnte. Nachdem sie ihm eröffnet hatte, wem sie das Geld gestohlen hatte, wie es abgelaufen und wie hoch die Summe war, saß er allerdings da wie vom Blitz getroffen. Immerhin war die Wennerström-Affäre damals das heißeste Gesprächsthema in der internationalen Finanzwelt.
    »Verstehe.«
    Ungeahnte Möglichkeiten schossen ihm durchs Hirn.
    »Sie sind ein fähiger Wirtschaftsanwalt und Investmentberater. Wenn Sie ein Hohlkopf wären, hätten Sie nie die Aufträge bekommen, die Sie in den 80er-Jahren bekommen haben. Aber Sie haben sich benommen wie ein Hohlkopf, und deswegen sind Sie geflogen.«
    Er hob die Augenbrauen.
    »In Zukunft werde ich Ihre einzige Mandantin sein.«
    Sie bedachte ihn mit dem treuherzigsten Blick, den er je gesehen hatte.
    »Ich habe zwei Forderungen: Erstens, dass Sie niemals ein Verbrechen begehen oder in irgendetwas verwickelt werden, was uns Probleme bereiten und die Aufmerksamkeit der Behörden auf meine Unternehmen und Konten lenken könnte. Zweitens, dass Sie mich niemals anlügen. Niemals im Leben. Nicht ein einziges Mal. Aus keinem Grund der Welt. Wenn Sie lügen, nimmt unsere Geschäftsbeziehung sofort ein Ende, und wenn Sie mich böse genug machen, werde ich Sie ruinieren.«
    Sie schenkte ihm ein Glas Wein ein.
    »Es gibt keinen Grund, mich anzulügen. Ich weiß bereits alles über ihr Leben, was es zu wissen gibt. Ich weiß, wie viel Sie in einem guten Monat verdienen und wie viel in einem schlechten. Ich weiß, wie viel Sie ausgeben. Ich weiß, dass Sie im Grunde nie so richtig mit Ihrem Verdienst auskommen. Ich weiß, dass Sie 120 000 Pfund Schulden haben, sowohl langfristige als auch kurzfristige, und dass Sie sich ständig auf riskante Sachen einlassen und sich Geld ermogeln müssen, um Ihre Raten zahlen zu können. Sie kleiden sich elegant und versuchen, den Schein zu wahren, aber Sie sind so heruntergekommen, dass Sie sich schon seit Monaten kein neues Jackett mehr kaufen konnten. Vor zwei Wochen haben Sie sogar ein altes Sakko zum Schneider gebracht, um das Futter flicken zu lassen. Früher haben Sie seltene Bücher gesammelt, aber im Laufe der Zeit haben Sie sie alle verkaufen müssen. Letzten Monat haben Sie eine alte Ausgabe von Oliver Twist für 760 Pfund verkauft.«
    Sie schwieg und fixierte ihn. Er schluckte.
    »Und letzte Woche haben Sie ein tolles Geschäft gemacht. Eine ziemlich ausgeklügelter Betrug an dieser Witwe, die Sie da vertreten. Sie haben sich 6 000 Pfund unter den Nagel gerissen, die sie wahrscheinlich kaum vermissen wird.«
    »Woher zum Teufel wissen Sie das alles?«
    »Ich weiß, dass Sie verheiratet waren, dass Sie zwei Kinder in England haben, die Sie nicht sehen wollen, und dass Sie nach der Scheidung bis heute hauptsächlich homosexuelle Beziehungen hatten. Wahrscheinlich schämen Sie sich dafür, denn Sie machen einen Bogen um die Schwulenklubs und lassen sich mit keinem Ihrer männlichen Freunde in der Stadt sehen. Außerdem fahren Sie oft über die Grenze, um Männer zu treffen.«
    Jeremy MacMillan war so schockiert, dass er keinen Ton mehr herausbrachte. Er hatte keine Ahnung, woher sie all diese Informationen hatte, aber sie wusste genug, um ihn zu vernichten.
    »Und ich sage es Ihnen nur einmal: Es ist mir scheißegal, mit wem Sie Sex haben. Das geht mich nichts an. Ich will wissen, wer Sie sind, aber ich werde mein Wissen niemals gegen Sie verwenden. Ich werde Sie weder bedrohen noch erpressen.«
    MacMillan war nicht auf den Kopf gefallen. Selbstverständlich war ihm klar, dass ihr Wissen über ihn eine Bedrohung darstellte. Sie hatte ihn in der Hand. Einen Augenblick erwog er, sie hochzuheben und übers Balkongeländer zu werfen, aber er riss sich zusammen. Noch nie im Leben hatte er solche Angst gehabt.
    »Was wollen Sie von mir?«, stieß er hervor.
    »Ich will Sie als Kompagnon. Sie sollen alle anderen Angelegenheiten, die Sie betreuen, aufgeben und nur noch für mich arbeiten. Sie werden mehr Geld verdienen, als Sie sich jemals erträumt hätten.«
    Sie erklärte ihm, was er für sie tun sollte und wie ihre Absprache aussehen sollte.
    »Ich will unsichtbar bleiben«, erklärte sie. »Sie kümmern sich um meine Geschäfte. Alles soll legal sein. Irgendwelche krummen Dinge, die ich auf eigene Faust drehe, werden Sie niemals betreffen und können auch nicht mit unseren Geschäften in Verbindung gebracht werden.«
    »Verstehe.«
    »Ich werde also Ihre einzige Mandantin sein. Ich gebe Ihnen eine Woche, um all

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