Vergebung
sein.«
Eine kompakte Stille legte sich über Bublanskis Dienstzimmer, während die vier Kriminalinspektoren über die Implikationen dieser Vermutung nachdachten.
»Okay«, sagte Bublanski schließlich. »Wir sind nur vier dumme kleine Bullen. Wenn hier wirklich die Regierung ihre Finger im Spiel hat, habe ich ganz bestimmt nicht vor, sie zur Vernehmung vorzuladen.«
»Hmm«, machte Curt Svensson. »Das könnte am Ende zu einer Verfassungskrise führen. In den USA kann man Regierungsmitglieder ganz normal zu einer gerichtlichen Vernehmung einbestellen. In Schweden muss man dazu den Verfassungsausschuss anrufen.«
»Wir könnten natürlich auch den Chef persönlich fragen«, schlug Jerker Holmberg vor.
»Den Chef persönlich fragen?«, echote Bublanski.
»Ich meine Thorbjörn Fälldin. Er war damals Ministerpräsident.«
»Na klar, wir statten dem ehemaligen Ministerpräsidenten einfach einen Besuch ab und fragen ihn, ob er die persönlichen Papiere eines übergelaufenen russischen Spions gefälscht hat.«
»Fälldin wohnt in Ås in der Gemeinde Härnösand. Ich bin nur ein paar Kilometer entfernt von dort aufgewachsen. Mein Vater ist in der Zentrumspartei und kennt Fälldin ganz gut. Ich habe ihn als Kind und auch als Erwachsener ein paarmal getroffen, das ist ein ganz unkomplizierter Mensch.«
Drei Kriminalinspektoren starrten Jerker Holmberg verblüfft an.
»Du kennst Fälldin«, sagte Bublanski zweifelnd.
Holmberg nickte. Bublanski spitzte die Lippen.
»Jetzt mal ehrlich …«, fuhr Holmberg fort, »das würde doch unter Umständen eine ganze Reihe von Problemen lösen, wenn wir dem ehemaligen Ministerpräsidenten eine Erklärung entlocken können. Ich kann hochfahren und mit ihm reden. Wenn er nichts sagt, sagt er eben nichts. Und wenn er redet, sparen wir uns womöglich eine ganze Menge Zeit.«
Bublanski überdachte den Vorschlag. Dann schüttelte er den Kopf. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie Sonja Modig und Curt Svensson nachdenklich nickten.
»Danke für das Angebot, aber ich glaube, wir legen diese Idee erst mal auf Eis. Zurück zu unserem Fall. Sonja.«
»Nach Blomkvists Angaben kam Zalatschenko 1976 hierher. Wenn ich das recht verstanden habe, gibt es nur eine Person, von der er diese Information bekommen haben kann.«
»Gunnar Björck«, sagte Svensson.
»Was hat Björck uns gesagt?«, wollte Jerker Holmberg wissen.
»Nicht viel. Er weist auf die Geheimhaltungspflicht hin und behauptet, ohne Genehmigung seiner Vorgesetzten könne er über gar nichts reden.«
»Und wer sind seine Vorgesetzten?«
»Diese Auskunft verweigert er.«
»Und was passiert jetzt mit ihm?«
»Ich habe ihn wegen Verstoßes gegen die Prostitutionsgesetze festgenommen. Durch Dag Svensson ist das alles hervorragend dokumentiert. Ekström hat sich ziemlich aufgeregt, aber da ich bereits Anzeige erstattet habe, würde er richtig Probleme kriegen, wenn er die Voruntersuchung jetzt ad acta legt«, erklärte Svensson.
»Aha. Verstoß gegen die Prostitutionsgesetze. Das wird wohl ein paar Tagessätze geben, schätze ich.«
»Wahrscheinlich. Aber wir haben ihn zumindest schon mal zu fassen gekriegt und können ihn noch mal zum Verhör vorladen.«
»Jetzt sind wir also ins Revier der SiPo eingedrungen und stöbern dort herum. Das könnte gewisse Turbulenzen geben.«
»Aber die Sache ist nun mal die - nichts von dem, was geschehen ist, hätte geschehen können, wenn die Sicherheitspolizei nicht auf die eine oder andere Art darin verwickelt gewesen wäre. Möglicherweise war Zalatschenko wirklich ein russischer Spion, der ausgestiegen ist und hier politisches Asyl beantragt hat. Es ist auch möglich, dass er für die SiPo gearbeitet hat und es daher guten Grund gab, ihm eine falsche Identität und Anonymität zu verschaffen. Aber da gibt es drei Probleme: erstens der Bericht, der 1991 erstellt wurde und dazu führte, dass Lisbeth Salander gesetzeswidrigerweise eingesperrt wurde. Zweitens haben Zalatschenkos Tätigkeiten seitdem nicht mehr das Geringste mit der staatlichen Sicherheit zu tun. Zalatschenko ist ein ganz gewöhnlicher Gangster und war höchstwahrscheinlich an mehreren Morden und anderen Verbrechen beteiligt. Und drittens kann es gar keinen Zweifel daran geben, dass Lisbeth Salander auf seinem Grundstück in Gosseberga angeschossen und lebendig begraben wurde.«
»Apropos, ich würde ja zu gerne mal diesen berüchtigten Bericht lesen«, sagte Holmberg.
Bublanskis Miene verfinsterte sich.
»Ekström hat
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