Vergebung
Sahlgrenska-Krankenhaus gelandet war.
»Wie fühlen Sie sich denn so?«, erkundigte sich Annika Giannini.
»Wie ein Stück Scheiße«, erwiderte Lisbeth Salander.
»Okay. Wollen Sie mich als Verteidigerin? Armanskij und Mikael übernehmen mein Honorar und …«
»Nein.«
»Was meinen Sie?«
»Ich bezahle Sie selbst. Ich will keine Öre von Armanskij oder Kalle Blomkvist. Ich kann Sie aber erst bezahlen, wenn ich Internetzugang habe.«
»Verstehe. Die Frage lösen wir, wenn es so weit ist. Sie wollen also von mir vertreten werden?«
Lisbeth Salander nickte kurz.
»Gut. Dann richte ich Ihnen jetzt als Erstes eine Botschaft von Mikael aus. Er drückt sich kryptisch aus, aber er meinte, Sie werden schon verstehen, was er meint.«
»Ja?«
»Er sagt, er habe mir das meiste schon selbst erzählt, abgesehen von ein paar Sachen. Das Erste bezieht sich auf Ihre Fähigkeiten, die er in Hedestad entdeckt hat …«
Mikael weiß, dass ich ein fotografisches Gedächtnis habe … und dass ich Hackerin bin. Aber das hat er niemand verraten .
»Okay.«
»Das Zweite ist die CD. Ich weiß nicht, was er damit meint, aber er sagt, Sie sollen selbst entscheiden, ob Sie mir davon erzählen wollen oder nicht. Verstehen Sie, worauf er hinauswill?«
Die CD mit dem Film, der zeigt, wie Bjurman mich vergewaltigt .
»Ja.«
»Gut.« »Gut.«
Plötzlich zögerte Annika Giannini.
»Um ehrlich zu sein, bin ich ein bisschen enttäuscht vom Verhalten meines Bruders. Obwohl er mich angeheuert hat, erzählt er mir nur, was ihm in den Kram passt. Wollen auch Sie mir Sachen verheimlichen?«
Lisbeth überlegte.
»Ich weiß nicht.«
»Wir werden uns ziemlich viel unterhalten müssen. Ich kann jetzt nicht bleiben und mit Ihnen reden, weil ich mich in einer Dreiviertelstunde mit der Staatsanwältin Agneta Jervas treffe. Ich musste nur die Bestätigung von Ihnen einholen, dass Sie mich als Ihre Anwältin akzeptieren. Fürs Erste ist Folgendes sehr wichtig …«
»Aha.«
»Wenn ich nicht dabei bin, sagen Sie kein einziges Wort zur Polizei, egal was Sie gefragt werden. Auch wenn Sie provoziert oder verschiedener Dinge beschuldigt werden. Können Sie mir das versprechen?«
»Nichts leichter als das«, meinte Lisbeth Salander.
Evert Gullberg war nach den Anstrengungen des Montags völlig groggy und wachte erst um neun Uhr morgens auf, also fast vier Stunden später als üblich. Er ging ins Badezimmer, wusch sich und putzte sich die Zähne. Eine ganze Weile betrachtete er sein Gesicht im Spiegel, dann schaltete er das Licht aus und zog sich an. Er nahm das letzte saubere Hemd aus der Aktentasche und band sich dazu einen braun gemusterten Schlips um.
Im Frühstücksraum des Hotels trank er eine Tasse Kaffee und aß eine Scheibe getoastetes Weißbrot mit Käse und einem Klacks Orangenmarmelade. Dazu trank er noch ein großes Glas Mineralwasser.
Anschließend ging er in die Lobby und rief von einem Kartentelefon Fredrik Clinton auf dem Handy an.
»Ich bin es. Wie stehen die Dinge?«
»Es herrscht eine große Unruhe.«
»Fredrik, kriegst du das hin?«
»Ja, es ist wie früher. Nur schade, dass Hans von Rottinger nicht mehr am Leben ist. Der konnte solche Operationen besser planen als ich.«
»Du und er, ihr wart euch immer ebenbürtig. Ihr hättet jederzeit die Positionen tauschen können. Was ihr ja auch oft genug getan habt.«
»Hier ist aber Fingerspitzengefühl gefragt. Da war er mir immer ein wenig überlegen.«
»Wie weit seid ihr denn?«
»Sandberg ist aufgeweckter, als wir dachten. Wir haben uns mit Mårtensson externe Hilfe dazugeholt. Er ist ein Laufbursche, aber er macht seine Sache gut. Wir hören jetzt Blomkvists privates Telefon sowie sein Handy ab. Im Laufe des heutigen Tages kümmern wir uns auch noch um die Telefone von Giannini und Millennium . Wir sind gerade dabei und sehen uns die Pläne der Büros und Wohnungen an.«
»Du musst erst mal rausfinden, wo die Kopien sind …«
»Haben wir schon. Wir hatten unglaubliches Glück. Annika Giannini hat Blomkvist heute Morgen um zehn angerufen. Sie hat ausdrücklich gefragt, wie viele Kopien im Umlauf sind, und aus dem Gespräch ging hervor, dass Mikael Blomkvist die einzige Kopie hat. Berger hatte eine Kopie des Berichts, hat sie aber an Bublanski geschickt.«
»Gut. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
»Ich weiß. Aber das muss alles in einem Aufwasch erledigt werden. Wenn wir nicht alle Kopien von Björcks Bericht gleichzeitig einkassieren, geht alles
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