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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Zalatschenko wissen.
    »Na, was meinst du wohl?«
    Gullberg holte sich einen Stuhl ans Bett und setzte sich.
    »Ich schätze, du willst mich tot sehen.«
    »Ja, das wäre mir durchaus willkommen. Wie konntest du auch nur so unglaublich dumm sein? Wir haben dir ein völlig neues Leben geschenkt, und du landest hier.«
    Hätte Zalatschenko lächeln können, er hätte es jetzt getan. Die schwedische Sicherheitspolizei bestand seiner Meinung nach nur aus Amateuren. Dazu zählte er auch Evert Gullberg und Sven Jansson alias Gunnar Björck. Von einem kompletten Vollidioten wie Bjurman ganz zu schweigen.
    »Und jetzt sollen wir dir wieder aus der Patsche helfen, damit du dir nicht die Finger verbrennst.«
    Bei Zalatschenko mit seinen schweren Verbrennungsnarben kam dieses Bild nicht besonders gut an.
    »Komm mir jetzt bloß nicht mit Moralpredigten. Sorg lieber dafür, dass ich hier rauskomme.«
    »Darüber wollte ich mit dir reden.«
    Er nahm seine Aktentasche auf den Schoß, holte einen leeren Block heraus und schlug eine unbeschriebene Seite auf. Dann sah er Zalatschenko forschend an.
    »Eines würde ich ja wirklich gern wissen - würdest du uns tatsächlich in die Pfanne hauen, nach allem, was wir für dich getan haben?«
    »Was glaubst du?«
    »Kommt ganz drauf an, wie verrückt du bist.«
    »Nenn mich nicht verrückt. Ich weiß, wie man unter allen Umständen seine Haut rettet. Ich tue alles, was ich tun muss, um zu überleben.«
    Gullberg schüttelte den Kopf.
    »Nein, Alexander, du tust das, was du tust, weil du böse und verdorben bist. Du wolltest eine Antwort von der Sektion. Ich bin gekommen, um sie dir zu überbringen. Diesmal werden wir keinen Finger rühren, um dir zu helfen.«
    Zum ersten Mal wirkte Zalatschenko verunsichert.
    »Du hast keine andere Wahl«, sagte er.
    »Man hat immer eine andere Wahl«, gab Gullberg zurück.
    »Ich werde …«
    »Gar nichts wirst du.«
    Gullberg atmete tief durch, steckte die Hand in ein Außenfach seiner braunen Aktentasche und zog eine 9-Millimeter Smith & Wesson mit goldverziertem Kolben hervor. Die Waffe hatte ihm vor fünfundzwanzig Jahren der englische Nachrichtendienst geschenkt - für eine unschätzbar wertvolle Information, die er von Zalatschenko bekommen hatte und mit deren Hilfe er einen Stenografen beim englischen MI5 benennen konnte, der in bestem Philby’schen Geiste für die Russen arbeitete.
    Zalatschenko sah verblüfft aus. Dann lachte er.
    »Und was willst du damit machen? Mich erschießen? Du würdest den Rest deines erbärmlichen Lebens im Gefängnis zubringen.«
    »Das glaube ich nicht«, meinte Gullberg.
    Plötzlich war sich Zalatschenko nicht mehr sicher, ob Gullberg bluffte oder nicht.
    »Das gibt einen Riesenskandal.«
    »Ach was. Es wird ein paar Schlagzeilen geben. Aber in einer Woche erinnert sich schon niemand mehr an den Namen Zalatschenko.«
    Zalatschenkos Augen verengten sich.
    »Du Dreckschwein!«, sagte Gullberg mit solcher Kälte in der Stimme, dass Zalatschenko das Blut in den Adern gefror.
    Dann betätigte er den Abzug und schoss Zalatschenko mitten in die Stirn, als der gerade seine Prothese über die Bettkante schwingen wollte. Zalatschenko wurde auf sein Kissen zurückgeschleudert. Ein paarmal zuckte er noch spastisch, dann erschlaffte er. Gullberg sah die Blüte aus roten Flecken, die sich an der Wand hinter dem Kopfende des Bettes gebildet hatte. Nach dem Knall klingelten ihm die Ohren, und automatisch steckte er sich den freien Zeigefinger in den Gehörgang und schüttelte ihn hin und her.
    Dann stand er auf, ging näher an Zalatschenko heran, setzte ihm die Pistole an die Schläfe und drückte noch zweimal ab. Er wollte sichergehen, dass der alte Widerling wirklich tot war.
     
    Als der erste Schuss fiel, setzte sich Lisbeth Salander abrupt auf. Durch ihre Schulter schoss ein stechender Schmerz. Während die beiden folgenden Schüsse fielen, versuchte sie bereits, die Beine über die Bettkante zu schwingen.
    Annika Giannini hatte erst wenige Minuten mit Lisbeth geredet, als sie die Schüsse hörten. Zunächst saß sie wie gelähmt da und versuchte auszumachen, aus welcher Richtung der scharfe Knall gekommen war. Als Lisbeth aufstehen wollte, schrie sie »Bleib liegen« und drückte ihre Mandantin so heftig aufs Bett zurück, dass Lisbeth die Luft wegblieb.
    Dann rannte Annika quer durchs Zimmer und riss die Tür auf. Eine Krankenschwester stand wie angewurzelt auf der Schwelle zum Schwesternzimmer. Annika hörte sie schreien:

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