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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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im Auftrag der Regierung die SiPo unter die Lupe nahm. Auch die Hintergründe des Skandals um den Verleger Ebbe Carlsson wurden detailliert erläutert. Mikael hatte noch nie etwas von Carl Lidbom gelesen und war überrascht von der ironischen Sprache, die sich mit messerscharfen Beobachtungen mischte. Aber auch Carl Lidboms Buch brachte Mikael keine Antwort auf seine Fragen, obwohl er langsam ahnte, mit wem er es hier zu tun haben würde.
    Nachdem er eine Weile überlegt hatte, griff er zu seinem Handy und rief Henry Cortez an.
    »Hallo, Henry. Danke, dass du heute die Laufarbeit für mich erledigt hast.«
    »Hmm. Was willst du denn?«
    »Noch ein bisschen mehr Laufarbeit.«
    »Micke, ich hab hier auch noch einen Job zu machen. Ich bin jetzt Redaktionssekretär.«
    »Ein bemerkenswerter Karrieresprung.«
    »Was willst du?«
    »Im Laufe der Zeit hat es einige öffentliche Untersuchungen der SiPo gegeben. Eine war von Carl Lidbom. Es muss noch mehr geben.«
    »Aha.«
    »Besorg alles Relevante, was du über den Reichstag finden kannst - Budgets, Untersuchungen von staatlicher Seite, Interpellationen … Und bestell dir die Jahresberichte der SiPo in den entscheidenden Jahren.«
    »Yes, massa.«
    »Gut. Und … Henry …«
    »Ja?«
    »Ich brauch es auch nicht vor morgen.«
     
    Lisbeth Salander verbrachte den Tag mit Grübeleien über Zalatschenko. Sie wusste, dass er zwei Zimmer weiter lag, dass er nachts durch die Korridore schlich und um 3 Uhr 10 in ihr Zimmer geblickt hatte.
    In Gosseberga hatte sie ihn töten wollen, und nun lag er weniger als zehn Meter von ihr entfernt. Sie saß in der Scheiße. Wie sehr, konnte sie nicht richtig überblicken, aber sie nahm an, dass sie schon ins Ausland fliehen und untertauchen musste, um nicht Gefahr zu laufen, wieder ins Irrenhaus gesperrt zu werden.
    Das Problem war natürlich, dass sie es kaum schaffte, sich auch nur im Bett aufzusetzen. Sie spürte gewisse Verbesserungen. Kopfweh hatte sie immer noch, aber es war jetzt nicht mehr konstant da, sondern kam in Wellen. Der Schmerz in der Schulter blieb unter der Oberfläche, schlug aber zu, sobald sie versuchte, sich zu bewegen.
    Sie hörte Schritte vor ihrem Zimmer. Eine Schwester öffnete die Tür und ließ eine Frau in schwarzer Hose, weißer Bluse und dunklem Blazer herein. Die Frau war hübsch und schlank und hatte dunkles Haar, das sie kurz geschnitten trug wie ein Junge. Sie strahlte ein heiteres Selbstbewusstsein aus. Und Lisbeth bemerkte sofort, dass sie dieselben Augen hatte wie Mikael Blomkvist.
    »Hallo, Lisbeth. Ich heiße Annika Giannini«, sagte sie. »Darf ich reinkommen?«
    Lisbeth musterte sie mit ausdrucksloser Miene. Sie hatte plötzlich nicht die geringste Lust, Mikael Blomkvists Schwester kennenzulernen, und bereute schon jetzt, dass sie den Vorschlag angenommen hatte, sich von ihr verteidigen zu lassen.
    Annika Giannini trat ein, machte die Tür hinter sich zu und holte sich einen Stuhl ans Bett. Ein paar Sekunden lang blieb sie schweigend sitzen und betrachtete ihre Mandantin.
    Lisbeth Salander sah aus wie das heulende Elend. Ihr Kopf war ein einziges Verbandspaket. Sie hatte riesige purpurfarbene Blutergüsse um beide Augen und blutunterlaufene Augäpfel.
    »Bevor wir irgendetwas besprechen, muss ich wissen, ob Sie mich wirklich als Verteidigerin wollen. Ich befasse mich normalerweise nur mit Zivilklagen, bei denen ich Vergewaltigungsopfer oder misshandelte Frauen vertrete. Ich bin nicht auf Strafrecht spezialisiert. Aber ich habe mich in die Details Ihres Falls eingearbeitet und würde Sie gern vertreten, wenn ich darf. Ich muss noch dazu sagen, dass ich Mikael Blomkvists Schwester bin - ich glaube, das wissen Sie schon - und dass Dragan Armanskij und er mein Honorar übernehmen.«
    Sie wartete einen Moment, aber da sie keine Reaktion von ihrer Mandantin bekam, fuhr sie fort.
    »Wenn Sie mich als Anwältin wollen, werde ich für Sie arbeiten. Nicht für meinen Bruder oder Armanskij. Bei strafrechtlichen Details bekomme ich Unterstützung von Ihrem alten Vormund Holger Palmgren. Er ist ein zäher Bursche, der sich extra aus dem Krankenbett geschleppt hat, um Ihnen zu helfen.«
    »Palmgren?«, wiederholte Lisbeth Salander.
    »Ja.«
    »Haben Sie ihn kennengelernt?«
    »Ja. Er wird mich beraten.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Er ist stocksauer, aber seltsamerweise scheint er sich nicht besonders viel Sorgen um Sie zu machen.«
    Lisbeth Salander grinste schief - zum ersten Mal, seit sie im

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