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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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plötzlich die Nackenhaare sträubten. Erst Zalatschenko. Dann Annika.
    »Annika … ich ruf dich zurück.«
    Er klappte sein iBook zu, stopfte es in seine Umhängetasche und rannte wortlos aus der Redaktion. Er joggte in die Bellmansgatan und hoch in seine Wohnung.
    Die Tür war abgeschlossen.
    Sobald er die Wohnung betrat, bemerkte er jedoch, dass der blaue Ordner fehlte, den er auf dem Küchentisch hatte liegen lassen. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, danach zu suchen. Er wusste genau, wo er gelegen hatte, als er die Wohnung verließ. Langsam ließ er sich auf einen Küchenstuhl sinken, während sich seine Gedanken überschlugen.
    Irgendjemand war in seiner Wohnung gewesen. Irgendjemand beseitigte alle Spuren von Zalatschenko.
    Sowohl seine eigene als auch Annikas Kopie waren verschwunden.
    Bublanski hatte den Bericht noch.
    Er hatte ihn doch noch, oder?
    Mikael stand auf, ging zum Telefon, ließ dann aber die Hand auf dem Hörer liegen. Irgendjemand war in seiner Wohnung gewesen. Misstrauisch beäugte er sein Telefon und fischte dann sein Handy aus der Tasche.
    Wie leicht lässt sich ein Mobiltelefon abhören?
    Langsam legte er das Handy neben sein Festnetztelefon und sah sich um.
    Ich habe es hier mit Profis zu tun. Eine Wohnung zu verwanzen ist heutzutage ein Kinderspiel.
    Er setzte sich wieder an den Küchentisch.
    Er sah seine Laptoptasche an.
    Wie schwierig ist es, fremde Mails zu lesen? Lisbeth Salander braucht ganze fünf Minuten für so was.
     
    Er überlegte eine geraume Weile, bevor er wieder ans Telefon ging und seine Schwester in Göteborg anrief. Dabei wählte er seine Worte jedoch mit größter Vorsicht.
    »Hallo … wie geht’s dir jetzt?«
    »Ich bin schon okay, Micke.«
    »Erzähl noch mal ganz genau, wie alles passiert ist.«
    Sie brauchte zehn Minuten, um ihren Tag zusammenzufassen. Mikael diskutierte mit ihr gar nicht erst, was das alles zu bedeuten hatte, schob aber immer wieder Fragen ein, bis er schließlich zufrieden war.
    Sie hatte also um halb fünf beschlossen, in Göteborg zu bleiben, hatte ihre Freundin angerufen und von ihr die Adresse und den Code für die Haustür bekommen. Der Täter hatte um Punkt sechs im Treppenhaus auf sie gewartet.
    Ihr Handy wurde also auch abgehört. Das war die einzig logische Erklärung.
    »Aber sie haben die Zalatschenko-Mappe mitgenommen«, wiederholte Annika.
    »Meine ist auch weg«, sagte er.
    »Was?«
    Er erklärte, dass er nach Hause gerannt war und die blaue Mappe vom Küchentisch verschwunden war.
    »Okay«, sagte Mikael düster. »Das ist eine Katastrophe. Die Zalatschenko-Mappe ist verschwunden. Das war der wichtigste Bestandteil unserer Beweisführung.«
    »Micke … es tut mir so leid.«
    »Mir auch«, sagte Mikael. »Scheiße! Aber es ist nicht deine Schuld. Ich hätte den Bericht gleich an dem Tag veröffentlichen sollen, als ich ihn gefunden habe.«
    »Was machen wir denn jetzt?«
    »Keine Ahnung. Das war das Schlimmste, was uns passieren konnte. Das wirft unser gesamtes Konzept über den Haufen. Wir haben nicht die Spur eines Beweises gegen Björck und Teleborian.«
    Sie redeten noch zwei Minuten, dann brachte Mikael das Gespräch zu Ende.
    »Ich möchte, dass du morgen nach Stockholm kommst«, sagte er.
    »Sorry. Ich muss mich mit Salander treffen.«
    »Dann geh am Vormittag zu ihr. Und am Nachmittag kommst du zu mir. Wir müssen uns zusammensetzen und überlegen, was wir machen wollen.«
    Als er das Gespräch beendet hatte, blieb Mikael reglos auf dem Sofa sitzen und starrte in die Luft. Doch dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Wer dieses Gespräch belauscht hatte, wusste jetzt, dass Millennium Gunnar Björcks Bericht von 1991 und die Korrespondenz zwischen Björck und Peter Teleborian verloren hatte. Und er wusste auch, dass Mikael und Annika völlig verzweifelt waren.
    Aus seinen Studien in der vorigen Nacht hatte Mikael immerhin genug gelernt, um zu wissen, dass Fehlinformationen die Grundlage jeder Spionagetätigkeit waren. Und er hatte gerade den Grundstein für eine Fehlinformation gelegt, die auf lange Sicht unschätzbar wertvoll werden würde.
    Er machte seine Laptoptasche auf und zog die Kopie heraus, die er für Dragan Armanskij gemacht, ihm aber noch nicht gegeben hatte. Das war das letzte Exemplar, das er besaß. Und das würde er bestimmt nicht verschlampen. Im Gegenteil, er wollte jetzt erst einmal mindestens fünf Kopien davon anfertigen und an den passenden Stellen verteilen.
    Dann warf er

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