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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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wichtigsten griechischen Ärzte der Geschichte, Hippokrates und Galenos, sich wohl einig waren, dass eine derartige Operation die Benutzung der Waffe erleichterte, ist es doch zweifelhaft, ob solche Eingriffe tatsächlich durchgeführt wurden. In dieser Frage gibt es noch so manches linguistische Fragezeichen - es ist unklar, ob die Vorsilbe A - in »Amazone« wirklich »ohne« bedeutet. Man hat sogar vorgeschlagen, dass sie das Gegenteil bedeuten könnte-eine Amazone also eine Frau mit besonders großen Brüsten war. Auch in den Museen gibt es kein einziges Beispiel eines Bildes, eines Amuletts oder einer Statue, die eine Frau darstellen würden, der die rechte Brust fehlt.

8. Kapitel
    Sonntag, 1. Mai - Montag, 2. Mai
    Erika Berger atmete tief durch, bevor sie die Fahrstuhltür öffnete und die Redaktionsräume der Svenska Morgon-Posten betrat. Es war 10 Uhr 15. Sie trug eine schwarze Hose, einen roten Pullover und einen dunklen Blazer. Es war strahlendes Maiwetter, und auf dem Weg durch die Stadt hatte sie feststellen können, dass sich die Arbeiter bereits versammelten und sie selbst seit knapp zwanzig Jahren an keiner Demonstration zum 1. Mai mehr teilgenommen hatte.
    Einen Moment lang blieb sie ganz allein vor dem Fahrstuhl stehen. Der erste Tag an ihrem neuen Arbeitsplatz. Als sie den Blick hob, sah sie die Glastüren zum Zimmer des Chefredakteurs, das in den nächsten Jahren ihr Arbeitplatz sein würde.
    Sie war immer noch nicht ganz davon überzeugt, dass sie die richtige Person war, um diese unübersichtliche Organisation namens Svenska Morgon-Posten zu leiten. Es war ein gigantischer Schritt von Millennium mit seinen fünf Angestellten zu einer Tageszeitung mit achtzig Journalisten und weiteren neunzig Personen, die im administrativen oder technischen Bereich arbeiteten. Dazu kamen noch ein Verlag, eine Produktions- und eine Investmentfirma. Insgesamt zweihundertdreißig Personen.
    Einen Moment lang fragte sie sich, ob das alles nicht ein gewaltiger Fehler gewesen war.
    Dann sah die ältere der beiden Empfangsdamen, wer die Redaktion betreten hatte, kam hinter ihrem Tresen hervor und gab ihr die Hand.
    »Frau Berger. Herzlich willkommen bei SMP .«
    »Ich heiße Erika. Hallo.«
    »Beatrice. Willkommen. Soll ich Ihnen den Weg zu Chefredakteur Morander zeigen … also, ich meine natürlich den scheidenden Chefredakteur.«
    »Danke, aber er sitzt ja in dem Glaskasten da drüben«, sagte Erika und lächelte. »Ich glaube, ich finde alleine hin. Trotzdem vielen Dank.«
    Rasch durchquerte sie die Redaktion und merkte, dass das allgemeine Stimmengewirr ein wenig leiser wurde. Plötzlich spürte sie, dass alle Blicke auf sie gerichtet waren. Vor dem halb leeren Nachrichtentisch blieb sie stehen und nickte freundlich.
    »Wir werden uns gleich noch richtig begrüßen«, verkündete sie, ging dann weiter und klopfte an die Glastür.
    Der scheidende Chefredakteur Håkan Morander war 59 Jahre alt und hatte zwölf davon in diesem Glaskäfig in der SMP -Redaktion zugebracht. Wie Erika Berger war auch er damals gezielt abgeworben worden - er hatte also denselben ersten Gang durch die Redaktion hinter sich bringen müssen wie sie. Er hob verwirrt den Kopf, warf einen Blick auf seine Armbanduhr und stand dann auf.
    »Hallo, Erika«, begrüßte er sie. »Ich dachte, Sie fangen erst am Montag an.«
    »Ich hab’s einfach nicht mehr ausgehalten, zu Hause rumzusitzen. Also, hier bin ich.«
    Morander gab ihr die Hand.
    »Herzlich willkommen. Toll, dass Sie hier das Ruder übernehmen werden.«
    »Wie geht es Ihnen?«, erkundigte sich Erika.
    Er zuckte die Achseln, als im selben Moment auch schon Beatrice mit Kaffee und Milch hereinkam.
    »Ich hab das Gefühl, als würde ich bloß noch mit halber Kraft arbeiten. Eigentlich will ich gar nicht darüber reden. Da fühlt man sich sein ganzes Leben lang wie ein Teenager und könnte Bäume ausreißen, und dann hat man plötzlich nur noch so wenig Zeit übrig. Doch eines ist sicher - ich habe nicht vor, meine restliche Zeit in diesem Glaskäfig zu verschwenden.«
    Unbewusst rieb er sich den Brustkorb. Seine Herz- und Kreislaufprobleme waren der Grund dafür, dass er so plötzlich abtrat und Erika frühzeitig übernehmen musste.
    Sie drehte sich um und ließ ihren Blick über die spärlich besetzte Bürolandschaft der Redaktion schweifen. Sie entdeckte einen Reporter und einen Fotografen, die über den 1. Mai berichten wollten und gerade auf dem Weg zum Fahrstuhl waren.
    »Wenn ich störe

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