Vergebung
einfach unwiderstehlich. Wenn Sie die Zeitung nicht reformieren können, dann kann es niemand. SMP hat also nicht nur Erika Berger eingestellt, sondern vor allem den Ruf der Erika Berger.«
Als Mikael Blomkvist das Café »Copacabana« neben dem Kino am Hornstull verließ, war es kurz nach zwei. Er setzte seine Sonnenbrille auf, bog in Bergsunds Strand ein und ging Richtung U-Bahn. Fast sofort fiel ihm der graue Volvo auf, der direkt um die Ecke parkte. Er ging an ihm vorbei, ohne sein Tempo zu drosseln, und stellte fest, dass es dasselbe Nummernschild war und niemand im Auto saß.
Das war jetzt schon das siebte Mal in den letzten vier Tagen, dass er diesen Wagen sah. Zum ersten Mal hatte er ihn am Mittwochmorgen in der Nähe seiner Haustür in der Bellmansgatan parken sehen, als er zur Millennium -Redaktion ging. Auf das Nummernschild, das mit den Buchstaben KAB begann, hatte er deshalb reagiert, weil das der Name der ruhenden Firma von Alexander Zalatschenko war, Karl Axel Bodin AB. Wahrscheinlich hätte er nicht weiter darüber nachgedacht, hätte er nicht wenige Stunden später dasselbe Auto erneut gesehen, als er am Medborgarplatsen mit Henry Cortez und Erika Berger Mittagspause machte. Diesmal parkte der Volvo in einer Seitenstraße der Millennium -Redaktion.
Er fragte sich halbherzig, ob er langsam paranoid wurde, doch als er am Nachmittag Holger Palmgren in der Reha-Klinik besuchte, stand der graue Volvo auf dem Besucherparkplatz. Das konnte kein Zufall sein. Mikael Blomkvist begann seine Umgebung im Auge zu behalten. Folglich war er auch wenig überrascht, als er den Wagen am Morgen darauf erneut erblickte.
Einen Fahrer hatte er allerdings nie zu Gesicht bekommen. Ein Anruf bei der Kfz-Meldestelle ergab, dass das Auto auf den Namen Göran Mårtensson eingetragen war, 40 Jahre alt, wohnhaft in der Vittangigatan in Vällingby. Nach einstündiger Recherche bekam er die Information, dass Göran Mårtensson sich Unternehmensberater nannte und eine Firma besaß, die in Form eines Postfachs in der Fleminggatan in Kungsholmen existierte. Mårtensson konnte mit einem interessanten Lebenslauf aufwarten: Im Alter von 18 Jahren, 1983, hatte er seinen Wehrdienst bei den Küstenjägern abgeleistet und sich danach beim Militär einstellen lassen. Dort stieg er auf bis zum Leutnant, bis er 1989 seinen Abschied nahm, umsattelte und ein Studium an der Polizeihochschule in Solna begann. Aus dem öffentlichen Polizeidienst verschwand er 1997 und gründete 1999 seine eigene Firma.
Also SiPo.
Mikael biss sich auf die Unterlippe. Ein ehrgeiziger Investigativjournalist konnte schon wegen weniger paranoid werden. Mikael kam zu der Schlussfolgerung, dass er unter diskreter Überwachung stand, diese aber so plump ausgeführt wurde, dass er sie bemerkt hatte.
Oder war sie gar nicht so plump? Das Auto war ihm ja nur wegen des Nummernschilds aufgefallen. Wäre nicht die Buchstabenfolge KAB gewesen, hätte er den Volvo keines Blickes gewürdigt.
Am Freitag glänzte KAB mit Abwesenheit. Mikael war nicht ganz sicher, aber er glaubte, an diesem Tag Gesellschaft von einem roten Audi bekommen zu haben, doch er konnte sein Nummernschild nicht erkennen. Am Samstag war der Volvo wieder da.
Genau zwanzig Sekunden nachdem Mikael Blomkvist das Café »Copacabana« verlassen hatte, hob auf der anderen Straßenseite Christer Malm auf seinem schattigen Platz im Biergarten des Café »Rosso« seine Nikon-Digitalkamera und schoss eine Serie von zwölf Bildern. Er fotografierte die zwei Männer, die kurz nach Mikael aus dem Café »Copacabana« traten und hinter ihm am Kino vorbeigingen.
Der eine Mann konnte Ende 30, Anfang 40 sein und hatte blonde Haare. Der andere wirkte ein bisschen älter, hatte dünnes rotblondes Haar und trug eine dunkle Sonnenbrille. Beide hatten Jeans und dunkle Lederjacken an.
An dem grauen Volvo trennten sie sich. Der ältere öffnete die Autotür, während der jüngere Mikael Blomkvist zu Fuß zur U-Bahn folgte.
Christer Malm ließ seufzend seine Kamera sinken. Er hatte keine Ahnung, warum Mikael ihn beiseitegenommen und eindringlich gebeten hatte, am Sonntagnachmittag im Viertel rund um das »Copacabana« nach einem grauen Volvo mit bewusstem Kennzeichen Ausschau zu halten. Mikael hatte ihn angewiesen, sich so hinzusetzen, dass er die Person fotografieren konnte, die mit großer Wahrscheinlichkeit um kurz nach drei das Auto aufschließen würde. Gleichzeitig sollte Christer die Augen offen halten, ob er
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