Vergeltung unter Palmen
Abzweigung nach rechts und es folgten kurze Zeit später ein paar schöne Ausblicke über die Hügellandschaft der karibischen Küste. Thalia musterte immer wieder seitlings sein Gesicht und konnte nicht glauben, dass er der Mann auf dem Bild sein sollte. Er spürte schon lange ihre fragenden Blicke und meinte nun zu ihr: »Was möchtest du wissen, Thalia!« Sie holte tief Luft und wandte sich zu ihm. Dabei spielte sie mit seiner Haarlocke. »Ich möchte nichts wissen.
Aber … einerseits bin ich froh, dass Darrian Laura diese Tropfen gab. Sonst würdest du heute noch mit diesem grässlichen Bart und langen Haaren herumlaufen … und die Leute erschrecken. Ich kann es nicht glauben, dass du es auf dem Bild bist.«
Massimo machte eine Vollbremsung und sie erschrak. Ängstlich schaute sie in seine Augen und dachte, er würde sie nun anschreien, doch er fragte nur mürrisch: »Bist du erschrocken? Du versetzt mich auch jedes Mal in einen Schockzustand, wenn du dieses Thema anfängst. Ich möchte nicht ständig daran erinnert werden. Aber es freut mich, dass ich dir so gefalle.« Er zog sie zu sich heran, aber Thalia verharrte. »Was ist mit dir?«, fragte er. Sie blickte ihn traurig an. »Wie kannst du zu mir von Liebe reden, wenn du sie nicht loslassen kannst. Jedes Mal zuckst du bei ihren Namen zusammen.«
Irritiert zog er seine Brauen nach oben. »Das klingt ja nach Eifersucht, mein Schatz. Thalia, ich war mit ihr ein Tag und eine Nacht zusammen. Die Stunden der Entführung nicht mitgerechnet. Tesoro mio, wir haben viel mehr. Unser ganzes Leben. Außerdem hast du sie gesehen und bemerkt, wie glücklich sie jetzt ist. Sie hat es verdient.« Er beugte sich zu ihr und küsste sie. »… und wir auch!«
Thalia überkam eine gewisse Traurigkeit. Er kann noch nicht einmal ihren Namen aussprechen, dachte sie bekümmert.
Sie lehnte sich zurück und Massimo fuhr weiter an mehreren Dörfern vorbei, die von üppigem Bambus gesäumt waren.
Sie dachte an Philip. Was würde sein, wenn er gedanklich frei wäre und die Trauer überwunden hätte? Doch irgendwie drückten ihre Emotionen dem Doktor gegenüber, nur ein gewisses Maß an Herzschmerz aus. Am Wegesrand stand ein riesengroßer Baum, der dornenartige Wurzeln hatte. Er sah ziemlich monsterhaft aus. Die Straßen wechselten wieder einmal vom guten zum schlechten Zustand und Massimo musste wieder etwas langsamer fahren. Nach einigen Minuten fuhr er eine steile Auffahrt hoch zu einem Hügel. Thalias Gedanken hingen immer noch an Phil Sanders fest. Sie wunderte sich über die Leichtigkeit, wie sie an ihm dachte. Normalerweise pochte ihr Herz zum Zerspringen. Lag es daran, weil er sie nicht wollte? Doch als sie ihr Blick Massimo zuwarf, beschleunigte sich ihr Puls und diese plötzliche Erkenntnis brachte ihr Blut in Wallung. Sie hat sich auch in ihn verliebt. Massimo stellte oben auf dem Hügel den Motor ab und sah erstaunt in Thalias gerötetem Gesicht, das ihn mehr als nur liebevoll ansah. Im Moment war er ein wenig verworren und stieg aus dem Wagen. Er ging um das Auto herum und öffnete ihre Tür. Wie unter einem Bann stieg sie aus. Euphorisch demonstrierte er die Gegend. »Wie findest du diesen Aussichtspunkt? Ich dachte mir, es wäre ein idealer Platz zum Heiraten. Was meinst du?« Er wartete neugierig auf ihre Antwort und sah sie gespannt an. Thalia war unfähig zu reden und sah ihn voller Begehren an. Er spürte ihr Verlangen und nahm sie spontan in die Arme. Es kam ein kräftiger Wind von der Meeresseite auf und Thalias Haare wehten umher. Sie umschlang seinen Hals und zog ihn zu sich herunter. Ihre Küsse wurden fordernder und Massimo drückte sie gegen das Auto. Sie schrie leicht auf, als ihre Beine die Karosserie berührten, denn darauf konnte man Eier braten. Thalia zog ihn ins hintere Wageninnere und er musste verwundert lächeln. »Lass uns lieber nach Hause fahren. Ich möchte nicht wegen unsittlichen Verhaltens im Gefängnis landen. Denn wenn du so weiter machst, bleibt es nämlich nicht nur bei heißen Küssen.« Sie blieb weiterhin stumm. Er wollte sich aufrichten, doch Thalia ließ nicht locker, sodass er sie mahnen musste. »Thalia … komm jetzt. Ich will dich doch genauso, aber nicht hier. Am Vormittag hattest du die Gelegenheit!«, erinnerte er sie.
»Nachher kann es wieder anders sein!«, raunte sie ihm zu. Massimo half ihr heraus und stupste sie an ihre Nase. »Wolltest du nicht die Hochzeitsnacht abwarten, tesoro?« Er neigte seinen Kopf zur Seite
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