Vergeltung unter Palmen
bot er ihm seine Hilfe an. Doch er wollte den Jungen nicht in seine Angelegenheiten hineinziehen. `Aber du bist jetzt mein Freund! Du hast mir mehrfach geholfen. Nun helfe ich dir`, hatte Darrian zu ihm gesagt. Diese Worte hinterließen bei ihm eine Spur von Wärme, die er nur selten erlebte. So entschloss er sich, dessen Hilfe anzunehmen und sich gestern spontan bei ihm gemeldet.
Laura war es immer noch heiß. Sie lag auf dem Bett. Von weiter Ferne hörte sie die Gekläffe von Hunden. Dann kam auch noch ein Hühnergackern hinzu. `Ich denke, sie schlafen nachts!`, überlegte sie. `Auf dieser Insel ist alles ein bisschen verdreht.`
Es ging ihr zwar etwas besser aber ihre Nerven waren zum Zerreisen gespannt. Wann stürzt er sich auf mich, fragte sie sich. Es war ein kleines normales Bett. Fernez legte sich ungeniert zu ihr. Er bemerkte ihre Abwehr, denn sie rutschte bis an die Bettkante. Wie in der Nacht zuvor ließ er seine harten Fingernägel sanft über ihren Arm gleiten. Versöhnlich meinte er mit gedämpfter tiefer Stimme: »Ich kann es nicht mehr ungeschehen machen, Laura. Es tut mir leid. Normalerweise tut es mir nicht leid und ich entschuldige mich auch nie! Aber…….« Er drehte sich um und setzte sich auf die Seite vom Bettende und stützte seinen Kopf in die Hände. »Ich weiß einfach nicht, was mit mir los ist. Die Wirkung, die du auf mich ausübst, ist erschreckend. Ich werde sentimental und weich. Deshalb werde ich dich nicht mehr festhalten. Du kannst morgen früh gehen.«
Laura sagte mit erstickter Stimme: »Sentimental? Du hast mich gewürgt. Ich kann kaum schlucken. Wenn das deine sentimentale Seite ist, wie ist dann deine brutale? Du hast gesagt, du gibst mir keine Drogen. Ich spüre den Einstich. Es tut weh.«
Die Tränen liefen ihr herunter. Sie drückte den Kopf ins Kissen. Langsam kam Fernez zu ihr herüber gelaufen und kniete sich schuldbewusst vorm Bett nieder, indem er bekannte: »Ich habe die Kanüle aus deinem Arm sofort wieder herausgezogen und habe das Zeug weggeworfen. Du hast nichts im Körper, jedenfalls nicht viel.«
Er nahm ihre Hand in die Seinige und drückte sie fest.
»Soll ich mich jetzt bedanken?«, fragte sie mühsam. Ihr Hals brannte höllisch. »Nein Laura, es tut mir einfach nur leid. Ich hätte mich mehr unter Kontrolle haben müssen, als du so hysterisch wurdest.«
Aufbrausend erwiderte sie: »Jetzt bin ich auch noch schuld, wenn du ausrastest. Du tickst doch nicht richtig!«
Massimo bewahrte Ruhe und sprach mit weicher Stimme weiter: »Ich weiß, dass ich es für nichts auf der Welt wiedergutmachen kann, und verlange auch keine Vergebung. Ich habe mich vom Hass zu deinem Bruder leiten lassen und bin von meinen eigenen Prinzipien abgekommen. Das darf nie wieder geschehen. Was ich dir angetan habe, werde ich mir nie verzeihen. Du kannst doch nichts für alles!« Sie entzog ihm die Hand. Ohne ein weiteres Wort machte er das Licht aus und legte sich auf den Fußboden. Er hatte das Gefühl, sein Herz würde einen Schlag überspringen. So etwas hatte er noch nie erlebt. Nur mit Mühe gelang es ihm, ruhig zu atmen.
Auch Laura überrieselte ein Schauer. Seine Stimme klang ungewöhnlich weich und sie konnte sein momentanes Verhalten nicht einschätzen. Einmal brutal einmal zärtlich. Er scheint nicht ganz normal zu sein, dachte sie sich.´Terence … hilf mir doch´
Beide lagen noch Stunden wach und grübelten ihren Gedanken nach. Laura lag verkrampft im Bett und wagte sich nicht eine Bewegung zu machen. Diese Angst ihm gegenüber verspürte sie nicht mehr. Sie war eher erleichtert. `Hoffentlich denkt der Irre noch an sein Versprechen und lässt mich morgen gehen`, dachte sie.
Fernez seufze und wälzte sich hin und her. Leise fluchte er über den harten Boden. Da Laura immer noch hellwach war, bemerkte sie sein Gezeter. Sie konnte selbst kaum glauben, was sie nun von sich gab, doch sie sagte es zu ihm: »Komm hoch ins Bett, es ist ja breit genug.« Ohne ein Wort legte er sich neben sie. Dabei gab er sich große Mühe, sie nicht zu berühren. Was ist aus mir geworden, dachte er. Sein Herz klopfte wieder wie wild und die wirre Denkweise ließ sich einfach nicht abschalten, bis ihn irgendwann der Schlaf einholte.
Das Elixier
Laura erwachte zuerst. Sie hörte wieder ein Hahnengeschrei, der sich aber dieses Mal eher als `guten Morgen` anhörte.
Durch einen kleinen Luftschacht lugte das Sonnenlicht herein. Sein Arm lag über ihrer Taille. Langsam
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